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Vattenfall will noch grüner werden: Berliner Stromkonzern ist jetzt auch Handwerksbetrieb
Nach dem Verkauf der Fernwärme ans Land Berlin bietet der größte Berliner Stromversorger auch Wärmepumpen und Ladesäulen an. Solarstrom aus Brandenburg wird bis nach Ulm geliefert.
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Der schwedische Energiekonzern Vattenfall hat sich mit dem Verkauf der Fernwärme ans Land Berlin auch von seinen Kohle- und Gaskraftwerken getrennt. Inzwischen produziere man Strom in Deutschland fast ausschließlich fossilfrei, sagte Vattenfall-Finanzmanager Robert Zurawski bei einem Mediengespräch am Montag.
Zurawaski kümmert sich in der Berliner Vattenfall-Zentrale um die Finanzierung der Solar- und Windkraftprojekte des Konzerns in Europa. Da geht es auch um Großprojekte wie den Offshore-Windpark Nordlicht in der Nordsee. Der Chemiekonzern BASF hat vor Kurzem 49 Prozent der Nordlicht-Anteile übernommen und will auch rund die Hälfte des Windstroms an seinen Chemiestandorten selber nutzen.
Solche „Strompartnerschaften“ mit Industrieunternehmen sieht Zurawski als Reaktion auf die relativ hohen Strompreise in Deutschland. So wird Vattenfall ab dem nächsten Jahr Solarstrom aus einem neuen Kraftwerk bei Nauen an den Halbfabrikatenhersteller Wieland aus Ulm liefern. Der Vertrag läuft über zehn Jahre.
In Berlin will sich der Stromkonzern als Komplettanbieter von Energielösungen für private Haushalte positionieren. In „Showrooms“ können sich die Kunden über Wärmepumpen, Solaranlagen und andere Energielösungen informieren, die Vattenfall von Partner-Handwerksbetrieben installieren und warten lässt.

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Im Oktober gab Vattenfall die Übernahme des Installationsbetriebs Geosolar aus Fredersdorf-Vogelsdorf östlich von Berlin bekannt, einem Wärmepumpen-Spezialisten mit 90 Mitarbeitern.
Das ist die Strategie, mit der auch Wettbewerber wie die Gasag, Enpal oder 1komma5 auf dem Markt aktiv sind. Vattenfall besitzt weiterhin einen Anteil von 31 Prozent an der Gasag. Zur gescheiterten Übernahme der Gasag-Anteile durch das Land Berlin erklärte Zurawski nur knapp: „Das haben wir zur Kenntnis genommen.“
Vattenfall besitzt ungefähr die Hälfte der deutschen Pumpspeicherkapazitäten, man könnte sagen: Das ist die größte Batterie, die Deutschland derzeit besitzt.
Robert Zurawski, Vattenfall-Manager
Vattenfall vertreibt zwar weiterhin auch Erdgas an seine Kunden, will aber keine neuen Gaskraftwerke bauen. Stattdessen investiert das Unternehmen in grünen Wasserstoff und neue Pumpspeicherkraftwerke. „Vattenfall besitzt ungefähr die Hälfte der deutschen Pumpspeicherkapazitäten, man könnte sagen: Das ist die größte Batterie, die Deutschland derzeit besitzt.“
Fünf Milliarden Euro will Vattenfall investieren
Insgesamt will Vattenfall bis 2028 fünf Milliarden Euro in Deutschland investieren. Mit fünf Millionen Kunden ist Deutschland ein wichtiger Markt für Vattenfall. „Deutschland ist der am schnellsten wachsende Markt für erneuerbare Energien in Europa. Der Strombedarf wird bis 2030 voraussichtlich um 40 Prozent steigen und könnte sich bis 2045 sogar verdoppeln“, erklärt Zurawski.

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Vattenfall ist der Strom-Grundversorger für Berlin und Hamburg und insgesamt einer der größten Stromlieferanten in Deutschland. Auch die Ladeinfrastruktur für E-Autos ist ein Investitionsthema für den Konzern. „Wir wollen auch viel Geld in Ladeinfrastruktur investieren, vor allem an Supermärkten und Baumärkten.“
Supermärkte könnten auch für Solarstrom interessant werden, etwa auf Parkplätzen. In Frankreich sind Parkplatzbetreiber inzwischen verpflichtet, ab einer gewissen Flächengröße Solarpaneele aufzustellen, die gleichzeitig die Parkplätze verschatten.
„Das würden wir uns anschauen. Da gibt es interessante Entwicklungen.“ Solche Anlagen könnten die Akzeptanz auch für Solaranlagen auf Ackerflächen (Agri-PV) oder andere Energieprojekte in der Fläche verbessern, meint Zurawski.
Dass der neue Präsident im Weißen Haus bald Donald Trump heißen wird, ein Fan von Öl und Gas, sieht der Vattenfall-Manager nicht als Beweggrund, das Geschäftsmodell der Erneuerbaren infrage zu stellen. „Das treibt uns schon um, aber unsere Strategie eines fossilfreien Lebens gibt es schon ein bisschen länger.“
Die Energiewende hänge nicht von einzelnen Regierungen ab, sondern von den konkreten Rahmenbedingungen.
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