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Vivantes und Charité erhalten neuen Spektrometer: Das hat ihre Labor-Tochter mit dem Hightech-Gerät vor
In Berlin steht eine Weltneuheit: der „Cobas i 601“. Das Schmuckstück des Schweizer Herstellers Roche soll schneller und präziser arbeiten als jede menschliche Laborkraft. Aber angeblich keine von ihnen ersetzen.
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Menschen arbeiten im modernen Labor nach wie vor. Vieles, was sie früher per Hand gemacht haben, leisten inzwischen aber Maschinen. Bei Labor Berlin, der gemeinsamen Tochterfirma von Charité und Vivantes in Berlin-Wedding, geht ihnen jetzt sogar eine Weltneuheit zur Hand. Der „Cobas i 601“, wie der Schweizer Hersteller Roche den ersten vollautomatisierten Massenspektrometer genannt hat, kann feinste Unterschiede in der Konzentration von Molekülen analysieren, etwa die von Hormonen oder Immunsuppressiva.
Am Montag hat Labor Berlin das System im Beisein von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) und dem Chef von Roche, Thomas Schinecker, eingeweiht. Die „Probenautobahn“, die Röhrchen mit Blut, Urin und anderen Substanzen zu den vielen Geräten hier transportiert, hat noch keine Abzweigung zum „Cobas i 601“. Doch schon jetzt kann der Massenspektrometer pro Stunde circa 100 Proben analysieren, von ganz alleine und präziser, als das vorher die Laborkräfte machen konnten.
Roche hat das System mit dem japanischen Konzern Hitachi entwickelt. Acht Jahre habe das gedauert und rund 700 Millionen Schweizer Franken gekostet, erzählte Schinecker. Die Nachfrage sei hoch, sagte er. Denn Roche sei die einzige Firma auf der Welt, der es gelungen sei, das Verfahren zu automatisieren. Was das Gerät pro Stück kostet, behielt der Pharmachef für sich.

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Das Land Berlin, dem Labor Berlin als Gesellschafter von Charité und Vivantes letztlich gehört, musste für den „Cobas i 601“ erstmal nichts bezahlen. Für solche großen Laborgeräte rechnen die Vertragspartner pro Befund ab. Dazu legen sie eine Mindestzahl von Befunden fest, die das Gerät im Jahr durchführen muss. So bekommt der Pharmakonzern regelmäßig Geld aus Berlin überwiesen.
Hoher Fachkräftemangel in der Branche
Benjamin Lilienfeld, Mitarbeiter bei Roche erklärte, was innerhalb der Maschine passiert. Ein Serum, zum Beispiel mit dem Hormon Östradiol, fährt ein und wird gewaschen. Anschließend teilt ein Verfahren namens Flüssigchromatographie die einzelnen Teile ihrer Eigenschaften nach auf und bringt sie in den eigentlichen Massenspektrometer. Hier wird das Material ionisiert und in ein Vakuum geschossen. Darüber kann das Gerät Unterschiede in den Maßen von Molekülen messen. Wichtig für Brustkrebspatientinnen: Deren Hormonspiegel muss oft eng überwacht werden. Wenn dieser schwankt, sollten Ärzt:innen möglichst zeitnah gegensteuern.
Auf die Frage, wie viele Beschäftigte der „Cobas i 601 überflüssig machen wird, antwortete die Geschäftsführerin von Labor Berlin, Nina Beikert, dass dieser freilich keinen einzigen Mitarbeiter einspare. Er stopfe nur Lücken, die der Betrieb anderswo habe. Vor der Automatisierung müsse sich die Belegschaft nicht fürchten, sagte sie. Weiterhin brauche es Hände, um etwa Spezialfälle zu befunden oder Fehler auszugleichen. Auch Proben von Neugeborenen könnten die vielen Geräte noch nicht analysieren.
Überhaupt sind Fachkräfte derzeit Mangelware in der Branche. Bei Labor Berlin seien gerade zwar alle Stellen besetzt, sagte Beikert, doch damit sei man eine Ausnahme. Insgesamt arbeiten bei Europas größtem Kliniklabor knapp 800 Mitarbeitende an 14 Standorten. Das Labor organisiert die Arbeit im Schichtbetrieb, rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche.
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