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Vor der Bundestagswahl: Vertrauen muss man sich erarbeiten
Die neue Bundesregierung muss eine Agenda für Wachstum und stärkere Wettbewerbsfähigkeit auflegen, meint unser Kolumnist. Bisherige Reformansätze sind ihm zu zaghaft.

Stand:
„Vertrauen ist der Anfang von allem.“ Dieser Werbeslogan ist zeitlos schön und passt gut in einem Winter, in dem der Wahlkampf und die tiefste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten zusammenfallen. Viele Branchen stecken in ernsten Schwierigkeiten. Anders als in früheren Zeiten kaschiert der Arbeitsmarkt noch, wie groß unsere Strukturprobleme wirklich sind.
Das Vertrauen der Wirtschaft hat die bisherige Bundesregierung leichtfertig verspielt. Nicht einmal ein Jahr ist es her, da spottete der Kanzler, die Klage sei das Lied des Kaufmanns. Dabei ist Deutschlands Krise keine neue Entwicklung, seit Jahren rauschen wichtige Wirtschaftsdaten in den Keller.
Warum ist das so? Viele Unternehmen stehen vor turmhohen Herausforderungen, ob Transformation, Digitalisierung, Klimawandel oder Demografie. Hinzu kommen die geopolitischen Krisen. Darauf müssen wir reagieren.
Die nächste Bundesregierung ist gefordert, im Schulterschluss mit allen föderalen Ebenen und der EU eine neue Kultur des Vertrauens in Menschen und Unternehmen zu schaffen.
Wir brauchen eine Agenda für Wachstum und stärkere Wettbewerbsfähigkeit. Strukturreformen müssen auf die Tagesordnung. Vorhanden Ansätze sind noch zu zaghaft oder werden durch neue Belastungen wie etwa in der Rentenpolitik konterkariert.
Zudem muss der Staat modern werden. Dazu gehören wettbewerbsfähige und planbare Energiekosten ebenso wie eine echte Steuerreform. Die Sozialversicherungssysteme müssen zukunftssicher werden. Eine Investitionsoffensive für eine moderne Infrastruktur über mehr als 300 Milliarden Euro für Verkehr, Bildung und den Gebäudesektor ist notwendig.
Dazu gehört eine mutige Politik, die sich das Vertrauen wieder erarbeitet. Wir, die Wirtschaft, sind dazu bereit, unseren Beitrag zu leisten.
In der Kolumne „In der Lobby“ kommentieren führende Köpfe der Berliner Wirtschaft die politische Lage.
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