zum Hauptinhalt
Die Translag Waschhalle in Berlin-Kreuzberg im Jahr 1938.

© Deutsche Fotothek / Gremmler, Karl Theodor

Weil es Scharouns Plänen für Berlin im Weg stand: 1966 wurde das Rheinlandhaus in Kreuzberg abgerissen

Das Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit musste ambitionierten Umbaumaßnahmen weichen. Ein Verlust für die Hauptstadt.

Eine Kolumne von Beata Gontarczyk-Krampe

Als 1965 der neue Berliner Flächennutzungsplan veröffentlicht wurde, war allen klar: Vieles wird sich ändern müssen an der Kreuzung Mehringdamm, Ecke Obentrautstraße in Kreuzberg. Es würde richtig an die Substanz gehen.

Der Mehringdamm (der vor dem Krieg Belle-Alliance-Straße hieß) endete damals am Halleschen Tor. Doch nach den Wünschen des Stadtplaners Hans Scharoun sollte diese Straße über den Landwehrkanal verlängert werden und in die Wilhelmstraße münden.

Um das zu erreichen, mussten einige Gebäude weichen, die der Krieg verschont hatte. Der größte Verlust: das Rheinlandhaus, ein heute vergessenes Beispiel für den Stil der Neuen Sachlichkeit.

Die Translag Waschhalle in Berlin-Kreuzberg, 1938

© Deutsche Fotothek / Gremmler, Karl Theodor

Das zweistöckige, aus Beton, Stahl und Glas zusammengesetzte Bürogebäude wurde in den 1920er Jahren von Ludwig Hildesheimer und Heinrich Kosina für die Rheinland AG erbaut. 1928 zogen die hessischen Adler-Werke ein. Dieser Autohersteller aus Frankfurt am Main unterhielt auf dem nahegelegenen Dragonerareal bereits Reparaturwerkstätten.

Ein Nachbargebäude gibt es heute noch

Die Auto-Verkaufsstellen der Firma befanden sich auf der Straße Unter den Linden und in der Hardenbergstraße. Heinrich Kosina, der Architekt von Berlins erster Verkehrsampel am Potsdamer Platz, plante das gesamte Areal als ein regelrechtes Mobilitätszentrum: Neben Tankstelle und Waschhalle gab es auch Reparaturwerkstätten und Garagen sowie 600 Parkplätze im großzügigen Haupthof.

Wie viele der soliden Stahlbetonbauten Berlins überstand auch das Rheinlandhaus den Krieg. Nur leider stand es, den neuen Plänen zufolge, dem mehrspurigen Mehringdamm im Weg. Schon 1966 war das Haus Geschichte.

Im Westen grenzte es an die erste öffentliche Auto-Waschhalle Berlins, betrieben von der Firma Translag, dem Mutterkonzern der Rheinland AG. Dieses Gebäude an der heutigen Obentrautstraße durfte bleiben, es wird inzwischen von einer bekannten Biomarktkette benutzt. Auch die Adler-Halle im Inneren des Areals gibt es noch. Und es lohnt sich, dort vorbeizuschauen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false