
© dpa/Paul Zinken
„Wir brauchen eine Dunkelfeldstudie“: Mehr Angriffe auf Ärzte und Pflegekräfte in Berlins Kliniken
Anbrüllen, spucken, prügeln – nicht alle Attacken in den Notaufnahmen der Krankenhäuser zeigen die Beschäftigten an. Die CDU fordert, auch solche Fälle zu untersuchen.
Stand:
Dass die Zahl der Angriffe in Berliner Krankenhäusern steigt, das bildet die Polizeistatistik ab. Doch nicht alle Taten zeigen die betroffenen Ärzte, Pflegekräfte und Wachleute an, darunter nach Tagesspiegel-Informationen gelegentlich sogar Körperverletzungen.
Eine gesetzliche Meldepflicht zu Angriffen auf Personal in den Kliniken gebe es nicht, schreibt die Verwaltung von Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) nun auf Anfrage des CDU-Rechtsexperten Alexander J. Herrmann: „Es liegen entsprechend keine Erkenntnisse vor, in welchen Bereichen der Krankenhäuser es besonders häufig zu Übergriffen kommt.“ Besonders betroffen, das zeigen ältere Daten offiziell registrierter Fälle, sind Innenstadt-Kliniken mit Notaufnahmen.
Der Abgeordnete Herrmann fordert: „Wir dürfen das Thema nicht länger verharmlosen, sondern müssen Taten und Täter klar benennen. Im Interesse der Beschäftigten braucht es für eine umfassende Analyse, also eine Dunkelfeldstudie, die auch die nicht polizeilich erfassten Angriffe dokumentiert. Die Gesundheitssenatorin muss handeln.“
Die steigende Zahl von Angriffen auf Beschäftigte in den Kliniken zeige, dass die bisherigen Präventions- und Schutzmaßnahmen jedenfalls nicht reichten. Wie berichtet, geben einige Krankenhausträger inzwischen Millionensummen für Wachschutz aus.
Erst Mitte Oktober hatte die Innenverwaltung aktuelle Zahlen auf SPD-Anfrage veröffentlicht. Demnach stieg die Zahl der Delikte gegen die persönliche Freiheit und körperliche Unversehrtheit gegen Rettungskräfte der Feuerwehr und Notaufnahmen von 676 im Jahr 2022 auf 808 im Jahr 2023 an.
Bis August 2024 wurden bereits 513 Übergriffe registriert. Dazu kommen steigende Zahlen von Fällen von Sexualdelikten.
Ärzte und Pflegekräfte vieler Kliniken berichteten wiederholt, dass es oft Angehörige von Großfamilien seien, die mit Gewalt drohten oder tatsächlich zuschlügen. Streit gebe es zudem oft mit Betrunkenen und psychiatrischen Fällen. Die DRK-Kliniken lassen ihre Beschäftigten inzwischen durch einen Trainer schulen, der neben Kampfsport auch Deeskalationstechniken lehrt. Andere Krankenhäuser erwägen solche Weiterbildungen.
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