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Zwei alte Menschen schauen aus dem Fenster – auf einem großen Wandbild.

© imago/Eckhard Stengel/imago stock

Wohin mit den Babyboomern im Ruhestand?: „Berlin rast auf die graue Wohnungsnot zu“

Der Mangel an altersgerechten Wohnungen wird sich in den nächsten Jahren dramatisch verschärfen, sagt das Pestel-Institut voraus. Und was macht die Politik? Ignoriert das Problem.

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In Berlin fehlen Wohnungen für Familien und Singles – aber vor allem für ältere Menschen. Darauf weist das Pestel-Institut aus Hannover hin. Die Babyboomer-Jahrgänge werden sich bis 2035 komplett in den Ruhestand verabschiedet haben. Dann befinden sich nach Pestel-Berechnungen in Berlin rund 66.400 Menschen mehr im Rentenalter als heute – insgesamt rund 715.900. Für diese Menschen werde es aber nicht annähernd genug altersgerechte Wohnungen geben.

„Der Berliner Wohnungsmarkt ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert“, sagt Matthias Günther, Leiter des Instituts laut einer Mitteilung von Dienstag. „Bereits heute braucht Berlin rund 122.600 Wohnungen für die älteren Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Berliner Wohnungsmarkt bei weitem nicht her.

122.600
altersgerechte Wohnungen werden aktuell in Berlin gebraucht

Für 2045 prognostiziert das Institut einen deutlichen Anstieg auf rund 156.100 Seniorenhaushalte, die altersgerechte Wohnungen brauchen. „Berlin rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu“, sagt Günther.

Rollifahrer brauchen breite Türen, möglichst ohne Schwellen.

© kiono - stock.adobe.com/Bjoern Danzke

Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher. „Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen nämlich auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen, Fluren und Räumen. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, da kommt man auch mit einem Kinderwagen klar“, erklärt Günther.

Bund soll Wohnungsbau besser fördern

In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB). Deren Präsidentin, Katharina Metzger, appelliert an die Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD, sich bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen im Bund für das Thema einzusetzen. „Der Wohnungsbau braucht einen gewaltigen Schub. Es ist wichtig, dass die CDU und die SPD in Berlin dieses ‚SOS-Notsignal fürs Wohnen‘ deutlich ins Regierungsviertel funken.“

Eine künftige schwarz-rote Bundesregierung müsse den Wohnungsbau als Motor für die Binnenkonjunktur entdecken und nutzen: „Es geht um mehr Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen müssen. Außerdem um mehr bezahlbare Wohnungen und um mehr Sozialwohnungen“, so die Präsidentin des Baustoff-Fachhandels.

Der Bund habe den Wohnungsbau bislang falsch gefördert: „Statt wenige Gebäude mit übertriebener Klimaschutztechnik zu fördern, muss der Bund künftig deutlich mehr Geld für mehr Wohnungen in die Hand nehmen, die dann auch barrierearm sein müssen“, sagt Katharina Metzger.

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