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Måneskin rocken die Mercedes-Benz-Arena: „You little fuckers, make some fucking noise“
Noch bis Ende Juli touren Måneskin durch Europa, am Montagabend legten sie einen Zwischenhalt in Berlin ein. Und bewiesen einer kreischenden Menge, dass sie echte Rockstars sind.
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Die letzten Zuschauer:innen suchen noch ihre Plätze im Saal, da heizen Måneskin bereits ordentlich in der Mercedes-Benz-Arena ein. Die Rockband hat keine Zeit zu verlieren, fast zwei Stunden volles Programm liegen vor ihnen. Mit einer Vorband hält man sich gar nicht erst auf, die Italiener:innen sind gekommen, um „some fucking noise“ zu machen, wie Frontmann Damiano der begeisterten Menge verkündet. Und das werden sie.
Vom ESC in die Welt
Einiges ist passiert im Leben der jungen Rockstars seit sie mit dem European Song Contest 2021 auf einen Schlag berühmt wurden. Knapp drei Jahre später sind Damiano David (Gesang), Victoria De Angelis (Bass), Thomas Raggi (Gitarre) und Ethan Torchio (Schlagzeug) längst nicht mehr „nur“ ESC-Gewinner:innen.
Sie sind echte Stars, weit über ihre Heimat Italien hinaus bekannt, ja, selbst weit über die Grenzen Europas. Sogar in den USA kennt man sie, sie sind regelmäßig zu Gast in den Talkshows von Jimmy Fallon und Co., im November des vergangenen Jahres waren sie gar in der Kategorie „Best Newcomer“ für einen Grammy nominiert.
„Wir hatten nie den Gedanken, aufzuhören“, verrät Damiano vor dem Konzert im Interview. Das hier sei genau das, was sie machen wollen, ganz gleich, wie viel ihnen der Erfolg manchmal auch abverlange. „Wichtig ist, auf Pausen zu achten. Zumindest die Sonntage freizunehmen“, erzählt Damiano weiter.
Die Band gibt aufeinander acht, das merkt man. Drogenexzesse oder Größenwahn sind ihnen fremd. Im Gespräch treten sie bescheiden auf, ausgesprochen höflich und zuvorkommend. Durchaus selbstbewusst und sich ihrem Können und Erfolg bewusst, aber auf eine angenehme unaufgeregte Art, die mitnichten selbstverständlich ist, wenn man so unglaublich jung – die Bandmitglieder sind zwischen 22 und 24 Jahre alt – ins Rampenlicht gerät.
Zwei Stunden volle Power
Auf ihrer „Loud Kids Tour Gets Louder“-Tour legten sie Montagabend auch einen Stopp in Berlin ein und zeigten einer zum Bersten gefüllten Mercedes-Benz-Arena, dass Rock’n’Roll auch im 21. Jahrhundert noch lange nicht tot ist. „Berlin, let’s go“, feuert Damiano sein Publikum an, das sich nur allzu gern mitreißen lässt.
Einen Song nach dem anderen hauen die vier Bandmitglieder, die seit Schulzeiten zusammen Musik machen, raus. Darunter alte wie auch neue Hits; auf schnelle, laute Kracher folgen langsame, zarte Töne.
Die Menge ist euphorisch, das Quartett schafft es mühelos, seine Fans mit jedem Song immer weiter anzuheizen. Kein Wunder, die Youngster sind Bühnenprofis; rennen, tanzen, hüpfen und schwitzen übers Parkett, als würden sie seit Dekaden nichts anderes machen. „You little fuckers, make some fucking noise“, ruft Damiano erneut und das Publikum antwortet mit kreischender Ekstase.
Auf „Zitti e buoni“, ihren ESC-Siegersong und ersten Hit, folgt „Coraline“, begleitet von Tausenden Handytaschenlampen. Zeit zu schmachten bleibt nicht, schon schmettert die Band mit „Beggin‘“ ihren bislang erfolgreichsten Chart-Runner (mehr als 6 Millionen verkaufte Downloads und Tonträger).
Spätestens bei „I Wanna Be Your Slave“ rastet das Publikum vollkommen aus, vereint sich zu einem Meer aus kreischenden, schwitzenden Körpern, in die sich abwechselnd drei der vier Bandmitglieder hineinfallen und durch emporgereckte Hände tragen lassen. Rock’n’Roll eben.
Noch lange nicht Schluss
Dann irgendwann geht das Licht aus, die Band verlässt die Bühne, nach 80 Minuten scheint Schluss zu sein – großer Irrtum! Gitarrist Thomas kommt zurück, und haut, von zwei Spotlights im sonst schwarzen Saal angestrahlt, ein fast 15-minütiges Solo in die Saiten.
Und das mit einer handwerklichen und künstlerischen Finesse, dass spätestens an diesem Punkt des Abends klar sein sollte: Da oben stehen nicht irgendwelche Popsternchen, sondern echte Rockstars, die den Vergleich mit den großen Ikonen der 70er nicht scheuen müssen.
Auch der Rest der Truppe stürmt erneut die Bühne, es folgen weitere 20 Minuten Ekstase. Den echten Abschluss des Konzerts bildet dann eine schöne Tradition: Etwa 20 der überwiegend sehr jungen (weiblichen) Fans dürfen auf die Bühne und für einen letzten Song gemeinsam mit der Band abrocken. Die Auserwählten nutzen die Gelegenheit, fallen ihren Stars um den Hals und werden mit rührender Herzlichkeit zurück gedrückt.
„Berlin, thank you so much“, ruft Damiano schließlich, alle vier winken noch einmal der kreischenden Menge zu und verschwinden schließlich final in der Dunkelheit. Ein fantastischer Abend ist geendet, was bleibt ist das Gefühl tiefer Glückseligkeit.
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