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Sie nehmen ihr Essen mit nach Hause.

© Robert Klages

„Fleisch schmeckt, Brot ist schön weich“ : In Berlin-Neukölln gibt es jetzt Döner für einen Cent – aber nur am Freitag

Günstiger geht nicht: Am Freitag bildete sich eine lange Warteschlange vor einem Dönerladen in Neukölln. Für einen Cent gibt es das Essen. Unser Autor hat ihn getestet.

Stand:

Das Döner-Business in Berlin ist hart. Etwa 1600 Restaurants buhlen um Kundschaft, oftmals direkt nebeneinander. Neue Imbissbuden müssen kreativ auf sich aufmerksam machen.

Ein Restaurant am Hermannplatz in Neukölln eröffnete am Freitag mit einem Ein-Cent-Angebot. Günstiger geht es nicht. Gold‘s Döner in der Karl-Marx-Straße 5 macht damit zwar zunächst ein Minusgeschäft. Aber das Marketing funktioniert.

400 Kilo Fleisch sind da, drei große Spieße, genug für mehr als 800 Döner. Kosten: mehr als 4000 Euro. Für einen Cent wird der Döner nur an diesem Freitag verkauft, bis 22 Uhr. Danach soll er fünf bis sechs Euro kosten.

Bereits vor der Eröffnung des Geschäfts um 12 Uhr warteten über 50 Kundinnen und Kunden, um die ersten zu sein. Um 13 Uhr hatte sich eine Warteschlange von etwa 200 Metern gebildet, mit mehr als 100 Personen. Alle nehmen eine Wartezeit von einer Stunde in Kauf.

Mohamed Benzarti und Önder Sivrikaya (links) schmeck der 1-Cent-Döner.

© Robert Klages

„Jeder nur einen Döner“, muss Omar Taş ständig rufen, er ist Mitinhaber. Einige Leute wollen gleich mehrere, aber das gibt es nicht. Vor dem Geschäft kommt es zu Streit, manche werden dann doch ungeduldig. „Die 1 Cent sind natürlich nur symbolisch“, erklärt Taş. Verschenken könnten sie das Essen nicht, wegen des Finanzamtes muss abgerechnet werden.

Omar Taş kurz vor der Eröffnung.

© Robert Klages

Auf den Kassenbons ist 1 Cent markiert. Einige Kundinnen und Kunden geben mehr: 50 Cent bis 2 Euro, was sie gerade haben. Ansonsten wird auch gewechselt, Kleingeld ist genug in der Kasse. Am Tag der Eröffnung gibt es nur Außer-Haus-Verkauf. Zehn Mitarbeiter sind fleißig dabei, machen Döner nach Döner und reichen diese aus dem Fenster.

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Eine Gruppe Schülerinnen und Schüler freut sich über das quasi kostenlose Mittagessen. Besser als die Schulkantine sei das. Einer von ihnen hatte sich zwei Stunden angestellt, die anderen kamen zur Mittagspause dazu. Die beiden 17-jährigen Mohamed Benzarti und Önder Sivrikaya sind begeistert vom Geschmack: „Besser als erwartet. Fleisch schmeckt, Brot ist schön weich.“

Der erste Kunde an diesem Freitag. Er hat den 1 Cent passend mitgebracht. 

© Robert Klages

Zwei russische Frauen nehmen ihren Döner mit nach Hause und wollen ihn erst abends essen. Sie haben eine Stunde angestanden. Auch Touristinnen und Touristen stehen in der Schlange, das Angebot hatte sich über die sozialen Medien und die Presse vorab verbreitet. „Hinten anstellen“, ruft jemand. Eine ältere Frau hatte versucht, sich vorzudrängeln. „Ich wollte nur schauen, was hier los ist“, ruft sie zurück und zieht von dannen.

15.11.24

Die meisten Menschen in der Warteschlange wohnen in der Nähe, einige sind aber auch aus verschiedenen Bezirken und Ortsteilen angereist: Charlottenburg, Spandau, Friedrichshain.

Berlin gilt als „Hauptstadt des Döners“ mit mehr als 1600 Filialen, wie die Senatsverwaltung angibt. Die meisten Dönerbuden gibt es mit 55 in Neukölln, dicht gefolgt von Kreuzberg mit 49 – am Herrmannplatz, wo sich die beiden Bezirke küssen, konzentriert sich die Dönerdichte. Sechs Kebab-Imbisse gibt es dort, in der Umgebung weit mehr. Die Kundinnen und Kunden sind wählerisch und achten auf den Preis, seitdem dieser von unter fünf Euro zuletzt auf oftmals mehr als zehn Euro angestiegen ist.

„Aber langsam reicht es auch mit den ganzen Dönerläden. Gefühlt alle drei Meter eine Bude“ kommentiert ein Nutzer auf Instagram die Eröffnung von Gold‘s Döner. Jemand schreibt ironisch: „Hermannplatz! Da fehlt unbedingt ein Dönerladen.“

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Der Döner schmeckt gut, lecker, aber auch nichts Besonderes. Solide, selbst gemachtes Brot, frisches Fleisch, frische Salate. Ob jemand aus einem anderen Bezirk nochmal für diesen Döner zum Preis von fünf Euro erneut an den Hermannplatz reist, ist mehr als fraglich. Es wird sich zeigen, ob sich Gold‘s Döner am Dönerhotspot behaupten kann.

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