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Bettina Jarasch zum dritten Mal Spitzenkandidatin?: Viel Auswahl haben die Berliner Grünen nicht
Bettina Jarasch könnte die Partei erneut in die Abgeordnetenhauswahl führen – was manche auch in der eigenen Partei verwundert. Doch ein natürlicher Kandidat fehlt im Landesverband.

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Namen, wer die Berliner Grünen in den nächsten Abgeordnetenhauswahlkampf führen könnte, geistern seit einiger Zeit herum. Nur bei einer Person haben viele meist sofort abgewunken: Bettina Jarasch.
Insbesondere außerhalb der Partei konnte sich kaum einer vorstellen, dass die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen noch einmal als Spitzenkandidatin antreten könnte. Zweimal hat Jarasch bereits versucht, das Rote Rathaus für die Grünen zu erobern. Zweimal ist dieser Plan gescheitert. Jetzt also ein dritter Anlauf?
Fachlich ist Jarasch eine gute Politikerin. Freundlich und offen ebenfalls. Nur eine geborene Spitzenkandidatin ist sie nicht.
Das hat sich in den vergangenen Wahlkämpfen immer wieder gezeigt. Saß Jarasch mit dem witzigen Kai Wegner (CDU) und der volksnahen Franziska Giffey (SPD) auf der Bühne, geriet sie schnell ins Hintertreffen.
Das ist nicht die einzige Fähigkeit, die eine gute Regierende Bürgermeisterin braucht. Nur ohne einen kleinen Hang zur Selbstinszenierung, den lockerleichten Umgang mit den Bürgern, wird es im Wahlkampf eben schwer.
Fachlich ist Jarasch eine gute Politikerin. Freundlich und offen ebenfalls. Nur eine geborene Spitzenkandidatin ist sie nicht.
Christian Latz, landespolitischer Korrespondent
Das mussten Jarasch und die Grünen bereits zweimal erfahren. Immer wieder hieß es nach der Wahl, auch wegen der falschen Kandidatin habe es nicht zu mehr gereicht.
Dass sie nun erneut kandidieren könnte, wenn auch zusammen mit Co-Fraktionschef Werner Graf, sorgt daher bei einigen für Kopfschütteln. In der Partei, erst recht aber außerhalb.
Die Frage ist: Wer würde es besser machen? Hier wird es kompliziert. Denn viel Auswahl haben die Berliner Grünen nicht. Ein natürlicher Kandidat fehlt der Partei, die Personaldecke ist dünn.
Auch SPD und Linke stehen vor einer schwierigen Spitzenkandidatensuche
Zudem muss die Person auch nach innen funktionieren, die Partei einen. Gerade bei den Grünen mit ihren Flügel-Streitigkeiten spielt das eine wichtige Rolle. Für Bürger sind gerade diese Parteilogiken häufig vollkommen unverständlich.
Und es ist ein Schicksal, das die Grünen mit anderen Berliner Parteien teilen. Die SPD steht vor einer ähnlich schwierigen Entscheidung: Mit dem eher wenig charismatischen Raed Saleh, der teils inhaltlich schwimmenden Cansel Kiziltepe oder der extrem polarisierenden und in der Partei unbeliebten Franziska Giffey anzutreten.
Auch die Linke sucht noch nach einer geeigneten Person, die die derzeit guten Umfragewerte nicht wieder pulverisieren könnte.
Entspannt betrachten kann all die Kandidatensucherei die CDU. Mit Kai Wegner hat sie ihren sicheren und souveränen Kandidaten.
Den wollte die eigene Bundespartei damals noch wenige Wochen vor seinem Wahlsieg austauschen, aus Sorge sonst die Abgeordnetenhauswahl zu verlieren. So können sich die Zeiten ändern.
Aber auch das zeigt: Einmal im Amt, relativiert sich die Kritik oft. Das muss nicht gegen Bettina Jarasch sprechen.
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