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Das ehemalige Jugendzentrum Alte Feuerwache in Kreuzberg

© Robert Klages

Exklusiv

Bezirk und Stadt hatten dringend gesucht : Jugendlicher findet neuen Standort für Jugendzentrum in Kreuzberg

Das Jugendzentrum „Alte Feuerwache“ steht vor der Wiedereröffnung. Während Betreiber, Bezirk und Stadt suchten, fand ein Jugendlicher die neuen Räumlichkeiten durch Zufall bei einem Spaziergang.

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Ein Jugendlicher hat vollbracht, was in Berlin nahezu an ein Wunder grenzt und woran der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg sowie die Stadt Berlin gescheitert waren: Er fand neue Räumlichkeiten für das Jugendzentrum „Alte Feuerwache“. Dieses befand sich seit 2003 in der Bernburger Straße 35 in Berlin-Kreuzberg und musste 2023 nach einem Rechtsstreit mit dem Eigentümer und einer Räumungsaufforderung schließen.

Seitdem hatten alle Beteiligten intensiv nach einem neuen Ort für die Anlaufstelle der Kinder- und Jugendsozialarbeit in der Nähe vom Anhalter Bahnhof gesucht. Vergeblich, denn der Markt für Gewerbeflächen in Berlin ist hart. „Die Suche nach neuen Räumen war ernüchternd“, heißt es vom Jugendzentrum. „Wir mussten feststellen, dass es schlicht keine Räume zum Mieten gibt.“

Lediglich ein Objekt in Innenstadtlage konnte ausfindig gemacht werden. Dort hätte der Verein fast das Dreifache an Miete sowie 5000 Euro Provision bezahlen müssen. Zu viel für Bezirk und Stadt, die die Miete für die Einrichtung der Sozialarbeit zahlen.

Die Kinder und Jugendlichen konnten zunächst den Hauptsitz des Vereins „Alte Feuerwache“ in der Axel-Springer-Straße besuchen – allerdings wurden dringend wieder Räumlichkeiten im Kiez um den Anhalter Bahnhof benötigt. „Wir bangten um den Fortbestand des Projekts“, erzählt eine Verantwortliche des Jugendzentrums.

Wir sind unglaublich froh, dass wir für die Kinder und Jugendlichen nun wieder einen Ort im Kiez haben.

Mohamed Mansour, Leiter des Jugendtreffs „Alte Feuerwache“.

Anfang dieses Jahres dann entdeckte ein Jugendlicher durch Zufall einen Aushang an einem Gebäude in der Stresemannstraße 33, nur wenige Minuten vom alten Standort entfernt. Über WhatsApp informierte er den Trägerverein und dieser erhielt schon bald den Zuschlag für die Kellerräume des Hauses.

Neue, alte Nachbarn

Das Jugendzentrum trifft nun auf ehemalige Nachbarn aus der Bernburger Straße. Die historische Kneipe Stadtklause hatte dort, ebenfalls nach einem Rechtsstreit mit dem Vermieter, schließen müssen und ebenso neue Räume in der Stresemannstraße gefunden, Hausnummer 37. Neueröffnung der Stadtklause ist am 30. April.

Am 22. Mai soll die Wiedereröffnung des Jugendtreffs in den neuen Räumen gefeiert werden, mit Snacks, Musik und Getränken von 15 bis 18 Uhr. „Wir sind unglaublich froh, dass wir für die Kinder und Jugendlichen nun wieder einen Ort im Kiez haben“, sagt Leiter Mohamed Mansour.

Die Einrichtung ist eine bekannte Adresse für Kinder und Jugendliche, wo sie am Nachmittag an festen Gruppen teilnehmen, ihre Sorgen loswerden und Unterstützung und Beratung bei Schwierigkeiten und bei der Berufswahl erhalten. Diese Arbeit wollen die Sozialarbeiter:innen am neuen Standort fortsetzen.

„Das Projekt trägt entscheidend zum sozialen Frieden im Quartier bei“, sagt eine Verantwortliche. Es sei das einzige Projekt, dass der Bezirk in diesem Sozialraum zwischen Stresemannstraße, Köthener Straße und Halleschem Ufer anbieten kann. Der Bedarf sei enorm und besonders in den letzten Jahren massiv gestiegen. Eine Vergrößerung der Räumlichkeiten habe es aber nie gegeben, die Mieten seien für sozial gemeinnützige Vereine zu hoch.

Anfänglich, im Jahre 2003, lief es gut in der Bernburger Straße. Das Vermieterpaar war im Bund Deutscher Pfadfinder aktiv, aus dem sich auch der Alte Feuerwache e.V. heraus entwickelt hatte. Erst der Sohn der Vermieter:innen habe dem Verein überraschend gekündigt, erzählt eine Verantwortliche. Er soll gesagt haben, für ein „Projekt mit solchen Kindern“ würde er keine Räume mehr anbieten, das Haus solle abgerissen und neu gebaut werden. Ein Antrag auf Abriss liegt allerdings bisher nicht vor.

Der Verein betont, die neuen Räume stünden selbstverständlich auch weiterhin offen für Menschen zwischen 10 und 18 Jahren, „unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Lebenslage“.

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