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Donnerstagabend, Handy-Schnappschuss: Das Auto mit Aachener Kennzeichen rast gen Klosterstraße - auf den gelben Schildern steht Charlottenburg, Potsdam, Nauen.

© André Görke

Berlin-Spandau in Aachen-Krimi: ARD-Krimi "Jäger in der Nacht": Entführung Ecke Brunsbütteler

Doller ARD-Krimi um 20.15 Uhr, Drehort - Aachen. Aber dann rast der Entführer plötzlich durch Spandau.

Donnerstagabend auf der Couch, ein packender ARD-Krimi im Fernsehen. Ein junge Frau steht in der Dunkelheit am Straßenrand, das Taxi fährt vorbei, Aachen bei Nacht. Plötzlich packt der Bösewicht zu, zerrt sie ins Auto und braust mit Aachener Kennzeichen ...

... über die die Kreuzung Brunsbütteler Damm Ecke Klosterstraße in Berlin-Spandau?!

So mancher der 230.000 Spandauer dürfte ähnlich überrascht gewesen sein, als am Donnerstag der Film „Kommissarin Louise Bonì – Jäger in der Nacht“ zu sehen war. Die Straßenkreuzung ist schließlich nicht ganz unbekannt: BVG-Busknotenpunkt (hier fahren ja mehr Busse als am Bahnhof Zoo), im Hintergrund der U- und S- und ICE-Bahnhof, das gewaltige Einkaufszentrum. Oben auf den Schildern deutlich zu sehen: Nauen, Potsdam - rechts rum, bitte!

Und in den Spandauer Arkaden, die ja auch nicht in Aachen liegen, beginnt die Entführungsszene - gut zu erkennen an der McDonald's-Filiale, die vielleicht nicht zu den Spandauer Sehenswürdigkeiten, aber doch prominenteren Orten hier gehört.

Freitagmorgen: Die Kreuzung Brunsbüttler Damm Ecke Klosterstraße.
Freitagmorgen: Die Kreuzung Brunsbüttler Damm Ecke Klosterstraße.

© André Görke

Die Bundespolizei steht dort jeden Morgen

Die Bundespolizei-Stube befindet sich übrigens gleich neben dem Entführungsort (die Herren sind dort jeden Tag zu sehen), aber das mus man der Schauspielerin ja nicht verraten. Und dass das Auto mit dem Aachener Kennzeichen niemals dort auf der Klosterstraße hätte parken können, dafür hätten schon die liebevoll-berlinischen BVG-Busfahrer gesorgt.

Berlin spielte schon Prag, London, Dresden ...

Wer noch mal zurückspulen möchte, gern: Minute 35 im ARD-Krimi Kommissarin Louise Bonì - Jäger in der Nacht“. (Der Link führt in die ARD-Mediathek).Im Pressematerial des Films taucht auch die Angabe auf, dass Drehorte auch Berlin und Umgebung waren. Dass Berliner Orte ja gern mal eine andere Rolle einnehmen, passiert ja durchaus schon mal - Charlottenburg schon Prag, Berlin war schon Dresden, London, Paris.

In dem Krimi, der durchaus gute Kritiken bekam, ging es um eine misshandelte Studentin, einen gewalttätigen Vater und eine r Hauptkommissarin, die nach einem Alkoholentzug beruflich wie privat um einen Neustart kämpft. Es war der zweite Film der Reihe unter der Regie von Brigitte Maria Bertele.

„'Kommissarin Louise Bonì' ist eine Reihe über die abartigen Seiten des Lebens“, sagt Drehbuchautorin Hannah Hollinger im Gespräch mit der dpa. Auch die Hauptfigur selbst kennt sie: Immer wieder ist kurz davor, erneut zur Flasche zu greifen. „Sie hat es zwar aktuell geschafft, trocken zu sein, doch der Dämon Alkohol wütet immer noch in ihr“, sagt Hollinger. Ihr gefalle sehr gut, wie Schauspielerin Melika Foroutan die Schwachheit und Verletzlichkeit ihrer Figur verkörpere.

Foroutan selbst sagt: „Wir haben es mit einer Frau zu tun, die sich zwar ein paar Meter vom Abgrund entfernt hat, vielleicht aber auch nur, um sich mit Anlauf hinabzustürzen.“

Zum Teil "richtig eklig"

Die Reihe basiert auf den Romanen von Oliver Bottini. Das Thema Gewalt gegen Frauen beschäftige ihn seit vielen Jahren und habe ihn sehr mitgenommen, sagt er. „Es ist unglaublich, wie viel Gewalt es auf unterschiedlichen Ebenen gegen Frauen gibt und wie das einfach so hingenommen wird, ohne dass es zu einem Aufschrei der Empörung käme.“ Er habe sich deshalb entschlossen, das Thema auf recht drastische Weise aufzugreifen.

„Jäger in der Nacht“ ist kein schöner Film. Wenn die Täter ihre Fantasien schildern, wird es zum Teil richtig eklig. Doch so brutal seine Thematik auch erscheinen mag - er lenkt die Aufmerksamkeit auf gesellschaftliche Probleme, die häufig beiseitegeschoben werden. In Verbindung mit einer Kommissarin, die den Fall mit ins Privatleben nimmt und sich nur schwer professionell abschotten kann, gelingt es dem Film, zu berühren - auch wenn es so ähnliche Krimis schon viele gegeben hat. (mit dpa)

Lesen Sie mehr im Tagesspiegel: Lust auf Projekte, die mit Benzin arbeiten, nicht mit Wasser: Melika Foroutan spielt in "Kommissarin Louise Boni" die zurzeit ungewöhnlichste TV-Ermittlerin. Tagesspiegel-Redakteur Markus Ehrenberg hat sie getroffen.

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