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Solidaritätsveranstaltung im Charkiw-Park: Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) forderte mehr Unterstützung für die Ukraine.

© Boris Buchholz

5600-mal Luftalarm in Partnerstadt Charkiw: Berliner Bezirksbürgermeisterin fordert mehr Hilfe für Ukraine

Im Steglitzer Charkiw-Park erinnerten Deutsche und Ukrainer an die Opfer des russischen Angriffskriegs – und baten die künftige Bundesregierung um Unterstützung.

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„Ich fordere eine neue Bundesregierung auf – auch wenn ich nur eine kleine Bezirksvertreterin bin –, in der Unterstützung der Ukraine nicht nachzulassen“. Die über 100 Menschen, die sich am Montag im Steglitzer Charkiw-Park versammelten hatten, klatschten nach den Worten von Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne) Beifall.

Der Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf hatte am 24. Februar, dem dritten Jahrestag des Beginns des russischen Großangriffs auf die Ukraine, zur Solidaritätsveranstaltung geladen. Die ukrainische Metropole Charkiw ist die Partnerstadt von Steglitz-Zehlendorf. Im Park unweit der Steglitzer Schloßstraße kamen Deutsche und Ukrainer zusammen, um der Kriegsopfer zu gedenken und Blumen niederzulegen.

Die ukrainische Gemeinde sei auch im Bezirk ein wichtiger Teil der Gemeinschaft geworden, so die Bezirksbürgermeisterin. Viele Menschen hätten hier Zuflucht gefunden, es sei gelungen, „den Menschen zu helfen, ein bisschen Heimat zu finden“. Deshalb sei sie von der Entwicklung in den USA erschüttert: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass in so kurzer Zeit Amerika die Solidarität aufkündigt und der Präsident Amerikas aus rein eigensüchtigen Motiven die Tatsachen vollkommen verdreht und Opfer zu Tätern und Täter zu Opfern machen möchte“, sagte Maren Schellenberg weiter. „Wir alle hier wissen, was war und was ist.“

Solidaritätsveranstaltung im Steglitzer Charkiw-Park: Rund 100 Deutsche und Ukrainer kamen, um der Opfer des russischen Angriffskrieges zu gedenken.

© Boris Buchholz

Am 24. Februar 2022 ging es der Ukraine ums Überleben – wie heute wieder“, sagte Nina Masol, sie ist die zweite Botschaftssekretärin der ukrainischen Botschaft in Berlin, in ihrer Rede. Es sei in diesen schwierigen Zeiten wichtig, „der ganzen Welt zu zeigen, dass wir einig sind“.

Das Leben der Stadt stoppt und niemand weiß, was in den nächsten Sekunden passieren wird.

Nina Masol von der Botschaft der Ukraine

Das sei wichtiger denn je. „Jede Nacht greifen mehr als 100 Drohnen unser Land an“, sagt die Ukrainerin. „Und dann kommt der Morgen und die mutigen Ukrainerinnen und Ukrainer sind nach der schrecklichen schlaflosen Nacht wieder auf dem Weg zur Arbeit.“ Charkiw stecke mitten im Krieg, die Stadt liege aktuell nur 20 Kilometer von der Frontlinie entfernt. „Plötzlich hört man den Klang der Sirenen“, sagt sie – Luftalarm. „Das Leben der Stadt stoppt und niemand weiß, was in den nächsten Sekunden passieren wird.“

Nina Masol (im hellblauen Mantel) bedankte sich im Berliner Südwesten für die Solidarität mit der Ukraine. Neben ihr steht Bezirksbürgermeisterin Maren Schellenberg (Grüne); außen Olga Pischel und Sebastian Leskien vom Städtepartnerschaftsverein Steglitz-Zehlendorf.

© Boris Buchholz

Insgesamt 5626 Mal haben seit Mitte März 2022 in der Region Charkiw die Sirenen geheult; vorher wurde noch nicht mitgezählt. Nina Masol hat alle Alarmzeiten der Warnsirenen zusammengerechnet: Insgesamt haben sie bis Montag insgesamt 300 Tage und 15 Stunden durchgehend geheult. „Das ist praktisch ein Jahr, es gibt keinen Tag ohne diese schrecklichen Wecker.“

„Ich bin mir sicher, dass diejenigen hier, die sich an die Bombenangriffe auf Berlin vor 80 Jahren entweder noch selbst erinnern oder das von ihnen Verwandten gehört haben, heute mitfühlen: Es gibt nichts Schlimmeres als den Krieg“, ergänzte Olga Pischel vom Städtepartnerschaftsverein. Sie stammt aus Charkiw.

Gedenken an die Opfer des Krieges: Im Charkiw-Park wurden Blumen und blau-gelbe sowie schwarz-rot-goldene Bänder niedergelegt.

© Boris Buchholz

Sie bedanke sich für die vielen Spenden, die die Charkiw-Hilfe des Vereins von Bürgerinnen und Bürgern, von Gemeinden, Sportvereinen und der Bezirkspolitik erhalten habe. „Wir dürfen die Ukraine in ihrem Kampf ums Überleben nicht alleine lassen, denn es geht um Existenz eines souveränen Staates“, sagte sie. „Die Zukunft der gesamten freien Welt entscheidet sich derzeit in der Ukraine.“

Es gehe um die Zukunft eines gemeinsamen und friedlichen Europas, sagte Nina Masol von der Botschaft der Ukraine am Ende ihrer Rede. Deshalb sei die Solidarität mit der Ukraine so bedeutsam. „Und wir Ukrainerinnen und Ukrainer sind nicht müde zu sagen: Danke Deutschland, danke Berlin, danke Bezirk Steglitz-Zehlendorf.“

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