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Seine Heimat: die Scharfe Lanke. Sein Name: Joachim Mädlow.

© privat

Alle Spuren führen nach Berlin-Spandau: Die Scharfe Lanke, der Fernsehturm und Albert Einstein

Wussten Sie, dass Berlins berühmte Architekten an der Havel gebaut haben - nebeneinander? Hier erzählt ein Kiez-Kenner die Geschichte von der Scharfen Lanke

Sie ist eine der schönsten Ecken der Stadt: die Scharfe Lanke in Berlin-Spandau. Beim Spaziergang habe ich am Wochenende überall Zettel an den Stegen entdeckt: hier meine Bilder. Was auf den Zetteln steht? Es gibt einen neuen Fotokalender „Scharfe Lanke 2021“. Und dahinter steckt ein echter Spandauer: Joachim Mädlow, 57. Hier erzählt er seine Geschichte, in der sogar der berühmte Fernsehturm auftaucht. Denn der hat einen Bezug zur Scharfen Lanke. Das Interview erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau.

Herr Mädlow, Sie haben einen Kalender über die Scharfe Lanke rausgebracht. 12 Bilder, 12 Jahreszeiten? „Es sind sogar 13 Bilder einschließlich Titelblatt."

Und wie kam's? "Wenn ich zum Bus laufe oder mit dem Rad Richtung Berlin fahre, führt mich mein Weg jahrein jahraus über die Uferpromenade an der Scharfen Lanke. Dabei fiel mir auf, wie viele unterschiedliche Gesichter diese Havelbucht haben kann, je nach Jahreszeit, Tageszeit und Wetter. Irgendwann habe ich angefangen, auf dem Weg zu fotografieren – immer von derselben Stelle aus.

Der so entstandene Fotokalender war ursprünglich als Geschenk für meine 91-jährige Mutter gedacht, die seit ihrem vierten Lebensjahr an der Scharfen Lanke wohnt. Dann kam ich auf die Idee, ihn auch anderen Interessierten zugänglich zu machen."

Ihr Lieblingsbild? "Vielleicht der März, wo ein einzelnes frühes Boot am Steg aus dem blauen Nebelmeer ragt.“

Wer soll so einen Kalender kaufen? „Der Kalender ist für jeden gedacht, der die Scharfe Lanke so liebt wie ich. Vielleicht auch etwas für Kunstliebhaber – denn das Prinzip ist Claude Monet abgeschaut, der oft das gleiche Motiv zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten gemalt hat.“

Was. Für. Ein. Panorama. Berlin-Spandau, du unterschätzte Perle.

© Joachim Mädlow

Sind Sie selbst dort aufgewachsen? „Ja, in dem Haus, wo meine Mutter ihr ganzes Leben verbracht hat, bin auch ich aufgewachsen. Die Scharfe Lanke, die Haveldüne, die Rieselfelder – das war meine Spielwiese und ist meine Heimatlandschaft. Ich habe als Kind segeln gelernt, besuchte die Grundschule am Weinmeisterhorn, das Kantgymnasium und bin auch während meines Studiums an der Hochschule der Künste meinem Wohnort treu geblieben.“

Wohnen Sie immer noch an der Scharfen Lanke? „Nach dem Studium habe ich Berlin verlassen und viele Jahre anderswo gelebt – Ulm, Dresden, Amsterdam. Als ich 2012 nach Berlin zurückkam, war nicht unbedingt geplant, wieder ins idyllische Spandau zu ziehen, denn mit der zweiten Seele in meiner Brust bin ich Großstadtmensch. Es hat sich aber so gefügt, dass ich jetzt doch wieder in meinem Elternhaus lebe.“

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Haben Sie als Kenner vor Ort einen Tipp, was man unbedingt dort sehen sollte? „Einfach die Atmosphäre auf der Promenade genießen. Und dann natürlich den Panoramablick von der Haveldüne auf das „Große Fenster“ vom Stößensee bis zum Wannsee mit dem Grunewaldturm und Teufelsberg als Landmarken. Architekturliebhaber finden übrigens dort oben nebeneinander zwei Wohnhäuser, die zwei berühmte Architekten zu Beginn ihrer Karriere gebaut haben: das von Hans Scharoun…“

…um das es gerade viel Ärger gibt wegen der Abrissbagger. Letztens hatte ich darüber im Spandau-Newsletter berichtet. Und wer ist der zweite Architekt? „Was kaum jemand weiß: direkt neben dem Scharoun-Haus, Höhenweg 10, steht ein Haus im Bauhausstil, das im gleichen Jahr, also 1934/35, vom Architekten Hermann Henselmann gebaut wurde. – Henselmann wurde später zum bedeutendsten Architekten und Stadtplaner Ost-Berlins, mit Bauwerken wie dem Hochhaus an der Weberwiese, dem Haus des Lehrers und schließlich dem Fernsehturm. 

Als „Lokalpatriot“ finde ich es sensationell, dass auf unserer Haveldüne nebeneinander zwei Häuser stehen, die die später bedeutendsten Architekten von West-Berlin und Ost-Berlin zu Beginn ihrer Karriere gebaut haben. Ich finde es unbegreiflich, wie wenig das bekannt ist! Scharouns Philharmonie und Henselmanns Fernsehturm sind für mich die schönsten Bauwerke des modernen Berlins. Ach, und wenige wissen, dass Albert Einstein ein Wochenendhaus an der Scharfen Lanke hatte. Das Haus steht noch, ist aber recht unscheinbar.“ (Hier meine Fotos.)

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Was sollte sich an der Scharfen Lanke verbessern? „Ich bin eher konservativ und nicht immer scharf auf „Verbesserungen“. Den Verschönerungsmaßnahmen an meiner geliebten Uferpromenade sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Ich hoffe, dass noch ein bisschen Wildwuchs bleiben darf und nicht alles zu durchgestylt wird. Verbesserungswürdig ist allerdings der Havelradweg, den ich selber einmal von der Quelle bis zur Mündung geradelt bin. Der Streckenverlauf zwischen Marina Lanke und Betckestraße ist für nicht Ortskundige ziemlich unklar. Er müsste, wenn nicht ausgebaut, so doch wenigstens deutlicher gekennzeichnet werden.“

Und was machen Sie, wenn Sie keinen Kalender über die Scharfe Lanke rausbringen? „Ich bin Grafikdesigner von Beruf und arbeite hier in Spandau in einer kleinen Medienagentur. Neben Fotografie ist mein großes Hobby das Singen in der „Chorvereinigung Spandau“, einem guten Chor, der u.a. regelmäßig in der Philharmonie und im Konzerthaus am Gendarmenmarkt auftritt – beziehungsweise aufgetreten ist. Denn wegen Corona liegt dieses schöne Hobby leider auf unabsehbare Zeit brach.“

Wo gibt es den Kalender? Der Kalender im Format DIN A3 kostet 19,90 €. Kontakt: joachim-maedlow.de/kalender-scharfe-lanke

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Hier einige der aktuellen Top-Themen in dieser Woche im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau.

- Heerstraße: BVG kapituliert im Chaos

- Kaputter Fahnenmast in Spandau: Abriss am Rathaus - der Termin steht fest

- Nächste Großbaustelle: Umbau der Pichelsdorfer Straße naht - es gibt endlich einen Termin der Berliner Wasserbetriebe

- Scharfe Lanke: Wer ist der Mann hinter dem Kiez-Kalender? Das große Interview und was die Scharfe Lanke und den Fernsehturm verbindet

- Fahrplanwechsel: Alle BVG-Infos für Spandau - inklusive der neuen Linie M36 (und was alles gestrichen wird)

- X37, M49: Hier schon mal erste Infos zum Fahrplanwechsel der BVG im Dezember 2021 (!)

- "Landshut" kommt nicht nach Berlin-Gatow und hat sich böse verflogen: Dann also lieber Bonn?

- 30 Jahre Wasserstadt: Hier ist der 1. Tagesspiegel-Text von 1990 und was damals geplant war

- Schnellradweg auf der Heerstraße ab 2026: Drei Perspektiven, drei Leserbriefe zu den Plänen des Senats

- Kein Bus, kein Auto am Landschaftsfriedhof: Alles dicht in Gatow wegen einer "Veranstaltung", pardon: Beerdigung

- Verlosung eines Tagesspiegel-Kriminalbuchs (und eine Frage an Sie: Was wünschen Sie Spandau 2021)

- Das leuchtende Kreuz: Kunsttipp aus der Kirche St. Markus, auch "St. Melitta" genannt

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