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Erst ausgezeichnet, nun Geldhahn zugedreht: Prominente wollen beliebten Kieztreff in Berlin vor dem Aus retten
Das „La Bohème“ in Prenzlauer Berg ist ein Treffpunkt für alle Bevölkerungsschichten. Für ihr soziales Engagement erhielten die Betreiberinnen einen Preis vom Bezirk - jetzt setzt er den Rotstift an.
Stand:
Der beliebte Kieztreff La Bohème in Berlin-Prenzlauer Berg ist nach einer Mittelkürzung akut bedroht. Das Café im Winsviertel ist nicht nur Kultur- und Begegnungsstätte – hier treffen sich Jung und Alt, Betuchte und weniger Betuchte. Es ist zugleich auch das inoffizielle „Wohnzimmer“ des Viertels und ein intergenerationelles Sozialprojekt.
Angeboten werden Sozialberatung, Einkaufshilfe, Kummertelefon – Dienste, die auch im angeblich gehobenen Winskiez gebraucht werden. Inzwischen hat sich das Café auch als Ort gegen eine zunehmende Vereinsamung der Einwohner etabliert – man kann den Schachclub oder Spielenachmittage besuchen, einfach nur miteinander reden oder ein gutes Buch in entspannter Atmosphäre lesen. Personell unterstützt wurde das La Bohème von sozial schwachen Menschen, die vom Jobcenter vermittelt wurden.
Vor zwei Jahren war das Projekt für sein ehrenamtliches Engagement noch vom Bezirksamt Pankow feierlich ausgezeichnet worden – nun droht ihm das Aus. Denn das Jobcenter Pankow will dafür kein Geld mehr geben. „Anfang Mai sind ohne ersichtlichen Grund die staatlichen Zuwendungen gestrichen worden“, teilen die Betreiber um Uschi Kriese mit. Betroffen seien auch die Zuschüsse zu den monatlichen Mietkosten: „Konkret bedeutet das die Schließung der Einrichtung im Winskiez.“

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Um den Kieztreff zu retten, haben sich die Freunde des La Bohème zusammengetan. Eine Spendenaktion wurde gestartet (Link hier), Künstlerinnen und Literaten wurden aufgerufen, an Benefizveranstaltungen teilzunehmen.
Benefiz-Veranstaltungen zur Finanzierung der Miete
In der Vergangenheit haben hier etwa Annett Gröschner, Marion Brasch oder Knut Elstermann öfters gelesen. Auch regelmäßige Konzerte und Ausstellungen gab es im La Bohème. Die Fotografin Helga Paris war bis zuletzt im Vorstand des Vereins.
Wöchentlich findet nun eine Veranstaltung zur Rettung des Kiezcafés statt. Im Juni steht eine Gesprächsreihe mit den Schauspielern Winnie Böwe (10. Juni) und Milan Peschel (17. Juni) sowie dem Regisseur Jochen Alexander Freydank (27. Juni/jeweils ab 20 Uhr) auf dem Programm.
Am 3. Juli sollen zudem Werke von Helga Paris zugunsten des La Bohème vor Ort in der Winsstraße 12 versteigert werden.
Auch die Lokalpolitik ist bereits alarmiert – die Pankower Grünen wollen „alles daran setzen, das La Bohème zu retten“, teilt die BVV-Fraktion mit. Es sei „ein unverzichtbarer Ort für Begegnung und Austausch im Herzen unseres Bezirks“.
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