zum Hauptinhalt
Die zwei Spieluhren von Raschpartikel.

© rauschpartikel

„Entscheidungsfaule Komponisten“ in Kreuzberg: Experimentelle Musik zur Fête de la Musique

Zur Fête de la Musique wird es in Berlin alljährlich laut und fröhlich. Doch auch experimentelle Musik hat ihren Platz. In Kreuzberg zeigt „rauschpartikel“ das „Spieluhr Quartett“ in C-Dur.

Stand:

Am 21. Juni ist wieder Fête de la Musique. Wie jedes Jahr werden zahlreiche Bands in ganz Berlin rocken und jazzen, trommeln und feiern. Etwas Stilleres ist an einem Ort in Kreuzberg zu hören, ganz ohne Musiker:innen: Das Café Wendel in der Schlesischen Straße 42 präsentiert „rauschpartikel“.

„Das Spieluhr Quartett“ wird die Komposition „Sand“ darbieten in C-Dur. Dabei handelt es sich um ein Zusammenspiel zweier Drehuhren, eine automatisch, die andere gelegentlich vorsichtig von Hand gespielt. Durch diese laufen spezielle Lochpapiere zur Tonerzeugung, vom Künstler „raschpartikel“ nach mathematischen Formeln ausgedruckt.

Die Kompositionen basieren auf mathematischen Mustern. „Eine musikalische Komposition legt fest, Was Wann Wie Wodurch und manchmal auch Wo passiert“, schreibt der Künstler im „Handbuch für entscheidungsfaule Komponisten“. Alle Fragen zu musikalischen Kompositionen ließen sich demnach durch Zahlen beantworten. Das ist so etwas wie „Unkreatives Schreiben“: Am Ende entsteht doch immer etwas Kreatives, Experimentelles, Durchdachtes.

Musik aus Mathematik

Bei den Werken von Rauchpartikel gibt es keine Entscheidungen nach persönlichen Vorlieben, sondern reine Mathematik. Um die Zahlen darzustellen, werden Pixel verwendet, die dann als Lochpapier durch die Spieluhren laufen.

Ein schwarzes Pixel steht für die 0 und ein weißer für die 1 und diese für die beiden möglichen Antworten Ja und Nein. „Antworten auf mögliche Fragen“ ist eine Komposition entstanden aus diesem Gedankenkonstrukt. Die Pixel entscheiden, wann ein Ton zu hören ist und wann nicht.

Auf Nachfrage teilt der Künstler seine grundsätzliche Idee mit: „Alles, was zu hören ist oder auch nicht zu hören ist, kann (Stille) Musik sein. Ton und Nichtton sind dabei gleichberechtigt.“

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass die Komponierenden und Ausführenden möglichst wenig Einfluss auf das Ergebnis haben sollen. Die Art und Weise wie etwas entsteht, ist wichtiger als das, was dabei gegebenenfalls zu hören ist.

Die „grafischen Kompositionen ’sand‘ 1 (2015) und ’sand‘ 2 (2025)“ entstehen, indem Linien, die Wellen am Strand im Sand hinterlassen, fotografiert und digital nachgezeichnet werden. Die Linien verschiedener Fotos übereinander gelegt kreuzen sich und erzeugen so Ereignisse, indem an diesen Stellen auf den Lochstreifen, mit denen die Spieluhren gespielt werden, Löcher geknipst werden.

Und so hört es sich dann an, hier ein Video.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })