
© imago images/Jochen Eckel / Jochen Eckel via www.imago-images.de
Grenzwerte „signifikant überschritten“: Gutachten stellt hohe Lärmbelastung im Neuköllner Schillerkiez fest
Anwohner des Berliner Kiezes beschweren sich regelmäßig über Krach aus Bars und von den Grünflächen. Nun bestätigen Gutachter die Wahrnehmungen der Nachbarschaft.
Stand:
Viele Bewohner:innen des Schillerkiezes im Norden Neuköllns klagen seit langem über die Lärmbelastung im Kiez – insbesondere durch Kneipen und Menschen, die abends auf den Grünflächen sitzen. Vergangene Woche stellte das Bezirksamt ein Schallgutachten vor, das genau diese Einschätzung bestätigt.
Die Gutachter:innen kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Grenzwerte für die Lärmbelastung würden nachts „signifikant überschritten“, urteilen sie. An mehreren Orten im Kiez wurde sogar der Wert überschritten, der als gesundheitsgefährdend gilt. Das gelte sowohl in der direkten Nachbarschaft der sogenannten Schankvorgärten, also Außenbereiche von Bars und Restaurants, als auch bei Freiflächen – selbst dann, wenn sich dort nur wenige Menschen aufhalten würden.
„Die Beschwerden seitens der Anwohnenden sind damit nachvollziehbar und erscheinen aus fachlicher Sicht berechtigt“, heißt es in dem Gutachten, das dem Tagesspiegel vorliegt. „Ein dauerhafter Betrieb von Schankvorgärten sowie Publikum auf den Freiflächen zur Nachtzeit ist nicht mit dem Ruhebedürfnis der betroffenen Anwohnenden in Einklang zu bringen.“ Die einzige Lösung ist demnach aus Sicht der Gutachter, die Schankvorgärten nachts zu schließen – und die Freiflächen im Kiez zu räumen.
Die Gutachter:innen hatten den Lärmpegel an mehreren Nächten im September 2021 zwischen 22 und 23 Uhr gemessen. Außerdem zählten sie stichprobenartig, wie viele Menschen sich um diese Zeit in Schankvorgärten und auf den Freiflächen aufhielten. Im Fokus lagen dabei der Herrfurthplatz, die Schillerpromenade und die Herrfurthstraße. An diesen Stellen waren beim Bezirksamt die meisten Lärmbeschwerden von Anwohner:innen eingegangen.
Einen besonders hohen Lärmpegel stellten die Gutachter:innen am westlichen Ende des Herrfurthplatzes fest. Das führen die Gutachter:innen vor allem auf die hohe Zahl an Menschen zurück, die abends das Tempelhofer Feld verlässt. Daher schlagen sie als eine Möglichkeit zur Lärmreduzierung vor, den Eingang Herrfurthstraße nur zeitlich begrenzt zu öffnen.
Was aus dem Gutachten folgt, ist bislang unklar – es handelt sich dabei laut Bezirksamt um eine Planungsgrundlage. Es sei ein Dilemma, hieß es dazu bei der Vorstellung des Gutachtens aus dem Stadtentwicklungsamt: Einerseits das Bedürfnis der Anwohnenden nach Ruhe, andererseits gibt es aber eben auch viele Menschen, die sich nachts im Freien aufhalten wollen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: