
© Johannes Post/Villa Heike
Groteske und futuristische „Hyper-Visionen“ : Neue Ausstellung in Villa Heike in Berlin-Lichtenberg
Der erste Teil der Ausstellung zeigt Schönes und Dystopisches. Die Künstler:innen experimentierten für ihre Werke mit neuesten Technologien wie künstlicher Intelligenz.
Stand:
Eine endlose Wüstenlandschaft, gespickt mit seltsamen Figuren – man weiß nicht, was es ist: Krähen aus Kabelsalat? Drei Männern in Schutzanzügen steht der Matsch beinahe bis zum Hals und zwei weitere krabbeln ein Bild weiter in eine seltsame Apparatur.
Ein Fünkchen Seltsamkeit ist ein Grundbestandteil der Bilder von Johannes Post, aber gerade das zieht Betrachtende nur umso tiefer ins Werk. Die grotesk-futuristischen Bilder ergänzen sich mit den Arbeiten von Marlene Bart, die in ihren Werken mit Computerspiel-Ästhetik und grotesken Foto-Aufnahmen experimentiert.
In der Villa Heike in Alt-Hohenschönhausen treffen die Werke der beiden Künstler:innen im Rahmen der Ausstellungsreihe „Hyper-Visionen“ aufeinander. Die zweiteilige Ausstellungsreihe beschäftigt sich laut Villa mit „den fortgeschrittenen bildgebenden digitalen Technologien und ihren kulturellen Kontexten“. Die Werke von Post und Bart bilden den ersten Aufschlag. Es handele sich um eine kritische wie auch poetische Auseinandersetzung mit dem Digitalen, und auch mit dem Gegensatzpaar Künstlichkeit und Natur, heißt es im Ausstellungstext.
Ein Beispiel hierfür bietet eine Art surreale Stillleben von Bart: Um einen Knochen ranken sich Trauben und übergroße schillernde Wassertropfen, in denen sich der fiktive Raum spiegelt. Ein Stillleben bildet normalerweise Alltägliches ab, hier kann man vollkommen unmögliche Objektkonstellationen betrachten - die dennoch wie selbstverständlich in sich ruhen.

© Marlene Bart/Villa Heike
Ausgangspunkt für solche Arbeiten von Bart sind häufig Skelettpräparate und andere naturkundliche Artefakte. Neben diesen grafischen Arbeiten hat die Künstlerin zudem eine Virtual Reality-Installation vorbereitet, die in der Ausstellung zu erleben ist.
Wenn Künstliche Intelligenz Science Fiction liest
Auch Johannes Post bediente sich für seine Werke der neusten digitalen Technologien: Zahlreiche seiner Werke, darunter die rätselhaften Schlamm-Astronauten, sind KI-generiert. Gefüttert wurde die Künstliche Intelligenz mit dystopischen Science-Fiction-Werken. Die Szenerie: Die Erdoberfläche ist unbewohnbar, mit Schlamm bedeckt, und die Menschen leben in unterirdischen Habitaten.
Ein weiterer Reiz der Ausstellung besteht zwischen den futuristischen Werken und dem geschichtsträchtigen Ausstellungsort: 1910 wurde die Villa Heike für den Maschinenbaufabrikanten Richard Heike erbaut - ein hochmoderner Bau, für damalige Verhältnisse. 1945 wurde das Gebäude von der sowjetischen Armee konfisziert, zunächst wirkte hier ein sowjetischer Geheimdienst, später die Stasi. Im Jahr 2016 übernahm der Künstler Michael Schäfer mit vier Künstlerkolleg:innen die leerstehende Villa, um dort Ateliers einzurichten.
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