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Geschäftsführerin Alexandra Knauer und die Gleichstellungsbeauftragte Katharina Pohl freuen sich über den kleinsten Gender Pay Gap der Firmengeschichte.

© Knauer

„Kleine Sensation“: Bei der Berliner Firma Knauer verdienen Frauen mehr als Männer

Beim Zehlendorfer Laborgerätehersteller mit 180 Angestellten gehört der Wunsch nach Lohngerechtigkeit zur Betriebs-DNA. Jetzt hat sich die Lohnlücke umgekehrt: Die Frauen liegen vorne.

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Ein Betrieb im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf schreibt Firmen- und vielleicht sogar Stadtgeschichte: Beim Familienunternehmen Knauer, die Zehlendorfer Firma stellt Laborgeräte her und machte in der Corona-Pandemie mit innovativen Lipid-Nanopartikel-Produktionssystemen für die Herstellung von mRNA-Impfungen von sich reden, verdienen aktuell Frauen mehr als Männer.

„Nun ist eine kleine Sensation eingetreten, denn laut den aktuellen Zahlen der Gleichstellungsbeauftragten der Firma ist die Lohnlücke im klassischen Sinn nicht nur verschwunden, sondern die Frauen im Unternehmen verdienen im Durchschnitt nun sogar 1,36 Prozent mehr als ihre männlichen Kollegen“, schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

2022 hatten die Männer im Betrieb noch 2,2 Prozent mehr Gehalt als die weiblichen Beschäftigten in der Lohntüte. „Unsere Richtschnur ist die Null-Marke und an der sind wir so nah wie nie“, sagt Geschäftsführerin Alexandra Knauer.

Steglitz-Zehlendorf ist Berlins Bezirk mit den meisten Frauen

Zum Vergleich: In Berlin ist die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zehn Prozent groß, im Bundesdurchschnitt verdienen die Männer sogar 18 Prozent mehr als ihre Kolleginnen im gleichen Beruf. Steglitz-Zehlendorf ist der Berliner Bezirk mit den meisten Frauen: 52,8 Prozent beträgt der Frauenanteil. Das liegt vor allem an den Älteren, von 100 Bezirksbewohnerinnen sind 27 über 65 Jahre alt; in Friedrichshain-Kreuzberg sind es nur elf.

Wir sind stolz darauf, dass wir einen der geringsten Gender Pay Gaps in Deutschland haben.

Katharina Pohl, Gleichstellungsbeauftragte

Zurück nach Zehlendorf: Dass es bei Knauer mit der Lohngerechtigkeit so gut läuft, hat seine Gründe. Der Frauenanteil bei den Führungspositionen liegt bei 50 Prozent, die Gehaltsstrukturen sind transparent, es gibt Frauenförderprogramme.

„Wir sind stolz darauf, dass wir einen der geringsten Gender Pay Gaps in Deutschland haben“, sagt Gleichstellungsbeauftragte Katharina Pohl. Aber sie sieht auch noch Gleichstellungsluft nach oben: „Wir werden weiterhin daran arbeiten, für gerechte Bezahlung und Chancengleichheit von Frauen und Männern und auch Menschen unterschiedlicher Herkunft zu sorgen.“

Eine Verbesserung der Lohngerechtigkeit in Deutschland von 23 Prozent im Jahr 2006 auf 18 Prozent 2021 ist einfach zu langsam.

Alexandra Knauer, Geschäftsführerin

Angesichts der allgemeinen Entwicklung ist Chefin Alexandra Knauer ungeduldig: „Eine Verbesserung der Lohngerechtigkeit in Deutschland von 23 Prozent im Jahr 2006 auf 18 Prozent 2021 ist einfach zu langsam“, sagt sie, „bei diesem Tempo braucht Deutschland noch 50 Jahre bis zu einer Angleichung.“ Sie ruft alle Firmenlenkerinnen und Firmenlenker auf, die Lohnlücke des eigenen Unternehmens zu berechnen. „So habe ich vor ein paar Jahren auch begonnen.“

180 Beschäftigte hat der Zehlendorfer Mittelständler – die Firma expandiert: Gesucht werden aktuell Buchhalter, Chemiker, Biotechnologen und Elektroinigenieure, Lageristen, Physiker und eine Teamleitung Produktion – egal ob männlich, weiblich oder divers. Und noch ein Knauer-Clou sei erwähnt: Knauer ist nicht knauserig, die Belegschaft wird am Firmengewinn beteiligt. Und ein BVG-Firmenticket sowie einen Zuschuss zum Business-Bike gibt es auch.


Hier die Themen aus dem aktuellen Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf

Immer donnerstags erscheint der Tagesspiegel-Newsletter für Steglitz-Zehlendorf. Den gibt es in voller Länge, einmal pro Woche mit vielen konkreten Bezirksnews, Tipps, Terminen unter tagesspiegel.de/bezirke. Diesmal berichtet Boris Buchholz unter anderem über diese Themen:

  • Kleine Sensation: Bei der Zehlendorfer Firma Knauer verdienen Frauen mehr als Männer
  • Die Schocken-Villa: Der Kaufhaus-Gigant und Mäzen Salman Schocken lebte in Zehlendorf bis die Nazis ihn und seine Familie vertrieben – ein Interview, ein Buch, sieben Stolpersteine und ein Film
  • Südwest-SPD will Schwarz-Rot nicht haben: Genossen setzen sich für einen rot-grün-roten Senat ein
  • Wer die Koalition verhandelt
  • Bürger:innen aufgepasst: Das Planfeststellungsverfahren für den Umbau des S-Bahnhofs Zehlendorf hat begonnen, die Pläne liegen aus – zwischen 2026 und 2030 soll massiv gebaut werden, Sperrungen des Teltower Damms inklusive
  • Der im Bezirk gewünschte S-Bahnzugang von Postplatz und Machnower Straße aus ist nicht Teil der Planungen: Reaktionen aus Bürgerschaft und Politik
  • Was lange währt, wird endlich Platz: Der Umbau des Hermann-Ehlers-Platzes kann kommen
  • Hindenburgdamm: Die eine Baustelle geht, die andere Baustelle kommt – und bleibt bis 2026
  • Indoor-Farmen, Radwege, Wohnen und ein begehbares Klärwerk: Beim Schinkel-Wettbewerb wurden Ideen für die Zukunft der Autobahnbrücke am Breitenbachplatz und der A104 geboren
  • 23. Lichterfelder Jazz- & Bluestage: Die nächsten Konzerte (für die es noch Karten gibt)
  • „50’s Shades of Grey”: Neue Ausstellung über Frauen und Krieg in Teltow
  • Einladung: Gedenkstättenfahrt ins ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg
  • Von 700 auf 189 Parzellen: Kleingärtner in Lankwitz und Südende kämpfen um Schutz vor Bebauung – die B101-Story

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