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© Dominik Lenze

Berlins geheimer Kunst-Bezirk öffnet die Ateliers: Lange Nacht der Bilder in Berlin-Lichtenberg

In alten Stasi-Immobilien, Plattenbauten und Industriegebieten im Berliner Osten verstecken sich zahlreiche Galerien und Ateliers. Am Freitag gibt es die Chance, all diese Orte zu entdecken.

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Kunst entsteht bisweilen in rustikaler Umgebung: Im Berliner Bezirk Lichtenberg verstecken sich in Industriegebieten, Plattenbauten und alten Stasi-Immobilien Orte, an denen Schönes entsteht. Der Ostbezirk ist bei Künstlerinnen und Künstlern inzwischen ein beliebter Standort für Galerien und Ateliers, vor allem, weil die Mieten hier noch vergleichsweise günstig sind. Gelegenheit, diese Orte zu besuchen, gibt es am Freitag bei der Langen Nacht der Bilder.

An über 50 Orten im Bezirk werden rund 100 Ausstellungen gezeigt. Es gibt sechs geführte Touren sowie zwei Shuttle-Busse, um die verschiedenen Stationen anzufahren. Das Kunst-Event wird vom Bezirksamt in Zusammenarbeit mit dem Kulturring Lichtenberg organisiert, inzwischen schon zum 18. Mal. Für Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) ist es „eines unserer kulturellen Highlights“, das tausende Gäste nach Lichtenberg locke. „Es gibt verwinkelte Orte in unserem Bezirk, die viele gar nicht als Kunst-Orte kennen“, sagt Schaefer.

Kreativquartier zwischen Autowerkstätten

Heimstatt für Künstlerinnen und Künstler bieten unter anderem die Hinterhöfe von Lichtenberger Gewerbegebieten. Zum Beispiel das Atelier von Maler Martin Hansen: Es befindet sich im Industriegebiet nahe der Herzbergstraße, umgeben von Autowerkstätten und dem Lastwagenlärm auf der Siegfriedstraße. Dort, im Obergeschoss einer Werkstatt für Holzmöbel, entstehen Hansens Porträts.

Bei einem Besuch im Atelier erfährt man, wie die manchmal schemenhaften, aber stets ausdrucksstarken Werke entstehen: „Es ist immer ein Spiel aus Kontrolle und Zufall“, erklärt Hansen. Am Anfang steht meist ein Foto der Person, die er porträtieren will.

Experimente mit Form und Farbe

Dann beginnt das künstlerische Experiment: „Ich baue möglichst viele komplizierte Arbeitsschritte ein, damit ich weniger kontrollieren kann“, sagt Hansen. Auf der Grundlage des zur zu Beginn noch realistischen Porträts entfaltet sich auf diese Weise ein Spiel mit Formen und Farben.

Hansen ist nicht der einzige Künstler im Gewerbegebiet nahe der Herzbergstraße: Die Fahrgemeinschaft, die Galerie von Mäzen und Sammler Axel Haubrok, ist nicht weit entfernt. In einem Hochhaus wenige Minuten entfernt proben hunderte Bands.

200 Künstler in altem Stasigebäude

Ein weiteres für viele noch unbekanntes Kreativquartier befindet sich weiter nördlich im Bezirk in Alt-Hohenschönhausen: In ehemaligen Stasi-Immobilien residieren heute das Kunst-Haus Villa Heike und die ID-Studios. In den ID-Studios, zwei DDR-Blocks gegenüber der Gedenkstätte Hohenschönhausen, wirken aktuell 200 Künstlerinnen und Künstler.

Eine von ihnen ist die gebürtige Kubanerin Teresia Casanueva. Schon 1990 hinterließ sie ihre Malerei an der East Side Gallery, am Freitag lädt sie in ihre Arbeitsstätte in den ID-Studios ein. In dem kleinen Atelier hängen an diesem Tag zwei großformatige abstrakte Porträts, die den Kunst-Laien an Picasso erinnern. Nur etwas wilder.

Bei der Arbeit an den Bildern arbeite sie mit verschiedenen Medien, erklärt Casanuevo, digitale Animationen werden ebenso genutzt wie einfache Pappe. Aus den Resten, die bei der Bastelei anfallen, fertigt sie wiederum Collagen an.

Die Lange Nacht der Bilder wird am Freitag um 17 Uhr im Innenhof des Rathauses in Lichtenberg eröffnet. Angekündigt sind Gäste aus Lichtenbergs Partnerstadt Maputo in Mosambik. Details zum Programm finden Sie auf der Website der Veranstaltung.

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