
© Luis Brückner
Debatte um A100-Ausbau nach Berlin-Lichtenberg: „Verschlechterung der Lebensqualität“ oder „unverzichtbar“?
Nachdem die Eröffnung des 16. Bauabschnitts der A100 für Verkehrschaos sorgte, wird die Kritik am weiteren Ausbau lauter. In Lichtenberg haben die Fraktionen unterschiedliche Auffassungen.
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Es ist das derzeit wohl umstrittenste Verkehrsprojekt der Hauptstadt: Kaum war der 16. Bauabschnitt der Stadtautobahn A100 in Treptow eröffnet worden, forderten die ersten den Stopp des Autobahnausbaus. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hingegen sagte noch am Tag der Eröffnung: „Der 17. Abschnitt muss folgen“. Inzwischen versucht die Verkehrsverwaltung, das Chaos am Treptower Park mit einer veränderten Verkehrsführung in den Griff zu bekommen.
Der neue Abschnitt würde durch Teile von Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg führen, geplanter Endpunkt wäre an der Storkower Straße. In Lichtenberg ist ein Großteil der Fraktionen strikt gegen den Autobahnausbau in dem Bezirk. Auch aus dem Bezirksamt ist entschiedene Ablehnung zu vernehmen.
„Stoppt den Weiterbau der A100“, fordert Filiz Keküllüoğlu (Grüne), Bezirksstadträtin für Verkehr und Grünflächen in Lichtenberg. „Im Kaskelkiez werden enge Wohnstraßen zusätzlich belastet, mehr Abgase und Verkehrslärm werden direkt die Menschen in ihren Wohnungen treffen“, sagt Keküllüoğlu. Auch der Stadtpark Lichtenberg würde seinen Charakter als Erholungsort verlieren, wenn in direkter Nähe die geplante Autobahn verlaufen würde.
Autobahn bis zur Storkower Straße
Der 17. Bauabschnitt der A100 soll vom Treptower Park über die Spree und über einen Tunnel unter dem Ostkreuz entlangführen. Auf Höhe Frankfurter Allee soll die Autobahn dann wieder oberirdisch verlaufen und vorbei am Stadtpark Lichtenberg bis zur S-Bahnhaltestelle Storkower Straße führen.
Die A100-Planer haben einen ganzen Ortsteil ins Chaos gestürzt
Alexander Rossmann, Linke Lichtenberg
„Ein Weiterbau endet wieder mitten in einem Wohngebiet, das aktuelle Verkehrschaos wird sich an anderer Stelle wiederholen“, sagt Tamara Lüdke (SPD), Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus. Auch die Linke im Bezirk stellt sich klar gegen den Autobahnausbau: „Die A100-Planer haben mit Treptow einen ganzen Ortsteil ins Chaos gestürzt. Die Linke wird alles unternehmen, damit das in Lichtenberg nicht passiert“, sagt Alexander Rossmann, verkehrspolitischer Sprecher der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung.
CDU: A100-Ausbau „unverzichtbar”
Für die Lichtenberger CDU ist der Autobahnausbau „unverzichtbar für Lückenschluss und Entlastung“. „Nur wenn die Verbindung vollendet wird, können die angrenzenden Hauptstraßen vom Durchgangsverkehr entlastet und die östlichen Stadtteile besser angebunden werden“, sagt Mike Krüger, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion Lichtenberg. Anwohnende und Betriebe würden profitieren.
Krüger verweist darauf, dass beim Ausbau des 17. Bauabschnitts auch sichere Radwege geschaffen und Photovoltaik-Anlagen aufgestellt werden sollen. Der A100-Ausbau sei „auch ein Beitrag zu einer klimafreundlichen Verkehrsinfrastruktur“, meint der CDU-Verordnete.
Das BSW in Lichtenberg hat noch keine abschließende Position zum Autobahnausbau, wie der Fraktionsvorsitzende Norman Wolf auf Anfrage mitteilt. Die Lichtenberger AfD hat eine Tagesspiegel-Anfrage nicht beantwortet, im Berliner Abgeordnetenhaus setzen sich AfD-Politiker jedoch für den Ausbau der Autobahn durch Lichtenberg ein. Im Bundesverkehrsministerium wird ebenso der Ausbau der Strecke favorisiert: Noch in diesem Jahr wolle man eine „stadtverträgliche Lösung“ für den 17. Bauabschnitt vorstellen.
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