
© Madlen Haarbach
Zivilschutz in Berlin-Lichtenberg: Beliebte „Zeus“-Lehrgänge nun unter DRK-Leitung
Der Katastrophenschutz-Workshop Zeus war ein Prestigeprojekt aus Lichtenberg. Nun übergibt das Bezirksamt die Leitung ans Rote Kreuz. Teilnehmer sehen das kritisch.
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Wenn’s ernst wird, mit anpacken, und dazu auch noch wissen wie: In dem Ehrenamtsprojekt Zeus sind Freiwillige aus Berlin-Lichtenberg zu Helfern für den Katastrophenfall ausgebildet worden. Doch nach einem Streit im Bezirksamt stand die Zukunft des Projekts auf der Kippe: Lehrgänge sind ausgefallen, der Bezirksbürgermeister hat den bezirklichen Zivilschützer, der Zeus verantwortete, bis auf weiteres beurlaubt. Nun soll das Projekt unter neuer Leitung fortgeführt werden. Teilnehmer sind skeptisch.
Künftig soll das Deutsche Roten Kreuz (DRK) die Lehrgänge organisieren, und zwar die für Lichtenberg zuständigen Kreisverbände NordOst und Müggelspree. Dies verkündete Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) auf dem Blaulichttag Ende Juni. „Die Pilotphase des Projekts wurde vom Bezirksamt organisiert und geht nun in die erfahrende Hände des DRK über” (sic!), teilte das Bezirksamt später dazu mit.
DRK erschien nicht zur Übung
Die Ankündigung, dass nun ausgerechnet das DRK das Projekt weiterführen soll, überraschte einige Zeus-Teilnehmende. „Im Grunde ist das DRK bislang überhaupt nicht bei uns in Erscheinung getreten”, sagt Daniil Galanov, der beim ersten Lehrgang mitgemacht hat. Er erinnert an eine Übung, die vom Katastrophenschutz anberaunt wurde, zu der das DRK gar nicht erschienen ist. „Dass es mit dem Projekt weiter geht, ist ja erstmal etwas Gutes”, sagt er. Auf die neue Leitung blicke er erst einmal kritisch.
Das deutschlandweit einzigartige Zeus-Projekt wurde vom Katastrophenschutzbeauftragten des Bezirks Lichtenberg konzipiert. Teil des Konzepts war es, dass Lichtenberger sich ohne Mitgliedschaft in Vereinen oder anderen Organisationen engagieren konnten. „Ich befürchte, dass unter der neuen Leitung nicht die ursprüngliche Idee weiterverfolgt wird”, kritisiert auch die Lichtenberger SPD-Verordnete Anne Meyer.
Folgenreicher Streit im Bezirksamt
Anlass für die Entscheidung, das Prestigeprojekt aus der Hand zu geben, dürfte ein Streit im Bezirksamt Ende Februar gewesen sein: Der bezirkliche Katastrophenschützer wollte einen im Rathaus zusammen gebrochenen Senior erstversorgen, doch ein Assistent von Bezirksbürgermeister Schaefer griff ein und störte den Noteinsatz. In der Folge beurlaubte Schaefer nicht seinen Assistenten, sondern den Katastrophenschützer – mit Konsequenzen für die Projekte, die der bezirkliche Mitarbeiter angestoßen hatte.
So mussten angekündigten Termine für die Zeus-Lehrgänge im März ausfallen; 80 Interessierte hatten sich wollten dabei sein. Lange war unklar, ob und wie es weitergeht. Ebenfalls zu dieser Zeit stellte der Bezirk die Mitarbeit an dem üppig geförderten Klimaschutz-Projekt Urban Heats Lab ein. Auch dort war der inoffiziell geschasste Katastrophenschützer eine zentrale Figur. Schaefer teilte mehrfach mit, dass er sich zu Einzelpersonalangelegenheiten nicht äußere.
DRK will bewährtes Konzept fortführen
Bei den Zeus-Teilnehmern war der Katastrophenschützer offenbar beliebter als beim Bezirksbürgermeister: „Wir finden das sehr bedauerlich, wie mit dem Katastrophenschutzbeauftragten umgegangen wird“, sagte eine Teilnehmerin dem Tagesspiegel. Dass ein Ehrenamtsprojekt einem Streit im Bezirksamt zum Opfer falle, kritisiert sie scharf: „Offenbar geht es hier um persönliches, nicht um fachliches. Dafür habe ich kein Verständnis“, sagt sie.
Das DRK will jedenfalls an das bewährte Konzept, wie es vom bezirklichen Katastrophenschützer erarbeitet wurde, anknüpfen, versicherte Kati Avci vom DRK-Nordost: „Das Projekt wird angedockt an unsere Strukturen, bleibt aber unabhängig“, sagte sie dem Tagesspiegel. Zeus-Teilnehmende müssten auch nicht DRK-Mitglieder werden, es werde weiterhin die Gelegenheit geben, sich in echten Einsätzen zu engagieren.
Die nächsten Zeus-Lehrgänge sollen im September stattfinden, sagt Avci. Die genauen Termine würden derzeit mit dem Bezirksamt abgestimmt. „Vor den Sommerferien soll alles geregelt sein”, verspricht sie.
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