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Das Klinikum Neukölln vom landeseigenen Vivantes-Konzern.

© imago/Schöning

Fehlendes Personal, auch fehlende Hygiene?: Linke beklagen „gefährliche Zustände“ im Klinikum Neukölln

Den Vivantes-Tochterunternehmen fehlt derzeit das Personal. Darunter leidet offenbar auch die Sauberkeit im Neuköllner Klinikum. Der Konzern verspricht Änderungen.

Seit Monaten herrscht an Berliner Kliniken der Notstand. Davon sind, nach monatelangen Tarifkonflikten, gerade vor allem die Rettungsstellen betroffen: Fast ein Viertel der 38 Berliner Rettungsstellen meldet sich im Laufe eines Tages ab, nimmt dann also keine oder nur äußerst wenige Patient:innen auf. 

Insbesondere die größeren Notaufnahmen in Mitte, Neukölln und Berlins Nordwesten teilten Feuerwehr und Krankentransporten diesen Sommer mehrfach die Woche, wie berichtet, mit, für Stunden oder gar bis zum nächsten Tag keine neuen Fälle versorgen zu können.
Die Personalnot betrifft nicht nur die Rettungsstellen, sondern den gesamten Klinikbetrieb. Die Neuköllner Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV)  berichtet mit Bezug auf nicht-benannte (und daher nicht unabhängig überprüfbare) Mitarbeiter:innen davon, dass insbesondere bei dem Subunternehmen Viva Clean viele Mitarbeiter:innen sich dauerhaft krank melden oder kündigen würden. 

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So soll der Mangel derart gravierend sein, dass Patient:innenzimmer, Stationen und OP-Räume zum Teil über Wochen nicht gewischt würden und stattdessen die Pflegekräfte selbst die Reinigung übernehmen müssten. Unabhängig überprüfen ließen sich die Vorwürfe auf die Schnelle nicht.

Mit einer Protestaktion sollen die Beschäftigten vergangenes Wochenende auf die Zustände aufmerksam gemacht haben. Zudem würden Mitarbeiter:innen, neben dem bereits beschriebenen Notstand unter anderem an der Rettungsstelle, auch von fehlender OP-Ausrüstung und anderen Arbeitsmitteln berichten. Die Linken wollen daher mit einer Entschließung in der heutigen BVV Druck auf den Senat ausüben, der das Land Berlin als Eignerin von Vivantes vertritt.

Mit dieser Aktion wollten Mitarbeitende des Vivantes-Klinikums laut Linksfraktion auf die Situation aufmerksam machen. 
Mit dieser Aktion wollten Mitarbeitende des Vivantes-Klinikums laut Linksfraktion auf die Situation aufmerksam machen. 

© anonym

Eine Sprecherin von Vivantes räumte auf Anfrage ein, dass es bei dem Reinigungsunternehmen einen „vorübergehenden Personalengpass“ gebe, der durch vermehrte Covid-Erkrankungen und die Urlaubszeit bedingt sei. Allerdings würden alle Räumlichkeiten, „die gereinigt werden sollen, auch weiterhin vollumfänglich und wie vorgeschrieben gereinigt“, hieß es. 

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Derzeit würden zudem die Revierpläne für die Reinigung angepasst, um die Hygiene sicherzustellen. So würden Bereiche der Verwaltung, Treppenaufgänge und nicht genutzte Räume derzeit seltener gereinigt. Zugleich hieß es, dass Vivantes den neuen Tarifvertrag – anders als die Linksfraktion behauptet – bereits vollumfänglich umsetze. 

So würden seit Mitte des Jahres die „Beschäftigten der Tochtergesellschaften nach dem neuen Tarif bezahlt, und zwar rückwirkend zum 1. Januar.“ Mit einer breiten Recruiting-Kampagne wolle Vivantes mehr Personal für die Tochtergesellschaften gewinnen.

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