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Bei der Theatergruppe „ex tempore“ stehen ausschließlich Laienschauspieler auf der Bühne

© Steffi Bey

Shakespeare als Berliner Kleingartenverein: „Für mich erfüllt sich mit dem Theaterspielen ein Kindheitstraum“

Sie stolpern, vergessen Texte – und begeistern dabei: Die Hellersdorfer Theatergruppe „ex tempore“ macht Dilettantismus zur Kunst. Die nächste Aufführung steht bald an und für 2026 werden weitere Mitspieler gesucht.

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Diese Laienschauspieler können einem leidtun. Sie treten von einem Fettnäpfchen ins nächste: Lustlos spulen sie ihre Texte ab, einige weigern sich sogar den Regieanweisungen zu folgen oder verpassen ihren Einsatz. Klingt nach einer echten Katastrophe – ist es aber nicht. Denn was so stümperhaft von der Bühne schallt, ist Absicht; die Theatergruppe „ex tempore“ des Vereins Mitten-Drin leben e.V. setzt es professionell um.

Oleg Myrzak, der ausgewählte Handwerkerszenen aus William Shakespeares Klassiker „Ein Sommernachtstraum“ neu interpretierte, ist stolz auf seine Laienschauspieler. „Sie sind über sich hinausgewachsen und haben sich richtig gut entwickelt“, sagt der Regisseur. Es sei schön zu sehen, mit welcher Spielfreude und mit welchem Ernst sie das humorvolle Spektakel beleben. Wie sie in ihre Rollen schlüpfen, die oft mit viel Text verbunden sind und aus unterschiedlichen Charakteren etwas Besonderes machen.

Shakespeare neu interpretiert

Oleg Myrzak versetzte das Stück von Shakespeare in die heutige Zeit. In seiner Interpretation gibt es keine Handwerker, sondern Mitglieder einer Theatergruppe des Kleingartenvereins „Aufbruch e.V.“, die mit ihrem Stück einen Wettbewerb gewonnen haben und es dem Vereinsvorstand präsentieren dürfen. Doch die geplante Aufführung nimmt eine unerwartete Wendung und gerät außer Kontrolle. Es gibt jede Menge unangenehme Situationen und Missgeschicke.

Das Publikum kann sich jedenfalls amüsieren. Bei der Generalprobe vergangene Woche im Theater am Park in Biesdorf legten sich die Laien mächtig ins Zeug. Nur hin und wieder gab es kleine Korrekturen vom Regisseur: Weiter zum Publikum drehen, beispielsweise, stärker agieren oder noch mehr den Tyrannen rauslassen.

Ich habe viel Zuhause vorm Spiegel geübt, um die Erwartungen zu erfüllen.

Gisela, Mitspielerin der Theatergruppe „ex tempore“ 

„Für mich erfüllt sich mit dem Theaterspielen ein Kindheitstraum“, sagt Gisela Marquardt. Sie ist seit Gründung der Gruppe 2022 dabei und findet, dass sich inzwischen alle mehr auf das Spielen konzentrieren können, weil jeder seinen Text kennt. Für Claudia Hüttel sind die wöchentlichen Proben im Stadtteilzentrum Hellersdorf-Ost „ein wunderbarer Abschluss der Woche“.

Auch Christin Breuer ist froh, diese Gruppe gefunden zu haben. „Wir sind ein tolles Team, ganz unterschiedlich, aber wir harmonieren beim Spielen richtig gut“, sagt sie. Natürlich geht das nur mit Disziplin und Verlässlichkeit. „Denn wir werden von Oleg ganz schön gefordert“, sind sich die derzeit acht Mitglieder einig.

Gruppe entwickelt Szenen gemeinsam

Zwei Produktionen haben die engagierten Laien bislang in ihrem Repertoire: „Die Handwerkerszenen“ und „Die Märchenstunde für Erwachsene“. Bei den Märchen bestand die größte Herausforderung im Gesang. „Ich habe viel Zuhause vorm Spiegel geübt, um die Erwartungen zu erfüllen“, berichtet Gisela.

Aber wird denn von einem Laienensemble tatsächlich viel erwartet? „Auf jeden Fall“, sind sich die Hellersdorfer sicher. „Das Publikum soll sehen, dass wir genauso gut wie Profis sind“, findet Christin. Kristina Niemann, die seit 2024 dabei ist, erzählt, „dass Zuschauer überrascht nach einer Vorstellung äußerten: ‚Eurer Spiel war ja richtig gut.‘“

Mitspieler gesucht

Der Erfolg motiviert Oleg Myrzak, und bestätigt ihm, dass er vor drei Jahren die richtige Idee zur Gründung dieser Theatergruppe hatte. „Es ist für mich aber nicht nur gemeinsam Spielen, sondern auch Partizipation der Nachbarn rund um das Stadtteilzentrum.“ So sei es normal, dass Szenen auch gemeinsam im Team entwickelt werden.

Nächstes Jahr soll ein weiteres Stück auf die Bühne kommen: Eine Neuinszenierung der Komödie „Pension Schöller“. Dafür werden noch Mitspieler gesucht. Wichtigste Voraussetzungen: Selbstvertrauen, Spiellust und Teamfähigkeit.„Unsere Produktion ist ein Non-Profit-Projekt, alle Beteiligten engagieren sich ehrenamtlich, es gibt keine Gagen oder Aufwandsentschädigungen. Was uns eint, ist die gemeinsame Lust am Theater“, erklärt der Regisseur.

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