
© Foto: BUWOG Bauträger GmbH
Protest gegen Bauprojekt in Berlin-Neukölln: Initiative fordert Schutz des Wäldchens auf dem Emmauskirchhof
Auf dem ehemaligen Friedhof sollen Eigentumswohnungen entstehen. Anwohner protestieren dagegen – und fordern, dass die dortigen Bäume nicht abgeholzt werden.
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Berlin braucht neue Wohnungen – und immer mehr Menschen lassen sich in einer Urne statt traditionell im Sarg bestatten. Beides hängt zusammen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheinen mag: Denn wegen letzterem werden immer mehr Friedhofsflächen nicht mehr benötigt. Und eben dort sollen, zumindest teilweise, nun Wohnungen entstehen.
Bei Anwohnenden und Naturschutzverbänden sorgt das für Protest: Denn auf vielen früheren Friedhöfen hat sich über die Jahrhunderte ein ganz eigenes Ökosystem entwickelt, mit alten Bäumen und einem Lebensraum für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Eben die müssen für die neuen Wohnungen weichen.
In Neukölln wird seit rund zehn Jahren etwa über eine Teil-Bebauung des Emmauskirchhofes zwischen Hermannstraße und Mariendorfer Weg diskutiert. Der westliche Teil des früheren Friedhofsgeländes ist Teil des Bauprojektes „Neumarien“ der Immobiliengesellschaft Buwog. Hier und auf dem angrenzenden Gelände des ehemaligen Krankenhauses sollen insgesamt 800 Wohnungen und eine Kita entstehen, darunter 440 Eigentumswohnungen.
Auf dem Friedhof sollen nur Eigentumswohnungen entstehen
Letztere sind laut Bauplanung ausschließlich auf dem Friedhofsgelände geplant. Bislang wurde der Bebauungsplan allerdings noch nicht von der Bezirksverordnetenversammlung beschlossen. Auf dem angrenzenden Gelände des früheren Krankenhauses hingegen stehen die Häuser bereits, hier wurden 2020 die Mietwohnungen bezogen.
Für die Wohnungen müssten alte Bäume weichen – und das will die Nachbarschaftsinitiative „Emmauswald bleibt“ nicht hinnehmen. In einer Petition fordert die Initiative, die Bäume nicht abzuholzen. Bislang haben knapp 6000 Menschen unterschrieben. Die Anwohnenden argumentieren, dass auf dem Gelände 725 Bäume stehen würden, von denen mindestens 231 vom Bezirksamt als erhaltenswert eingestuft worden seien.
Das ist das bekannte Dilemma: Wir brauchen Neubau, aber die innerstädtischen Flächen sind knapp.
Jochen Biedermann, Baustadtrat in Neukölln
Darunter seien 84 Bäume, die besonders wertvoll für das Ökosystem seien – und besonders alt, mit Stammumfängen von über 130 Zentimetern. „Statt einem artenreichen Biotop mit seltenen Vogelarten wie dem Grünspecht und dem Mäusebussard, sollen hier Neubauten mit reinen Eigentumswohnungen und Tiefgarage entstehen“, argumentiert die Initiative Die Forderung: „Kein einziger Baum in diesem gewachsenen Waldstück soll gefällt werden, erst recht nicht für Eigentumswohnungen.“
Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) kündigte an, sich mit der Initiative zum Gespräch treffen zu wollen. Die Fragen seien „natürlich richtig und haben in den letzten Jahren sicherlich an Relevanz gewonnen“, sagte er auf Anfrage. Der Bebauungsplan werde seit 2011 bearbeitet, „unter anderem weil umfangreiche Abstimmungen zum Erhalt der Bäume und des Gartendenkmals sowie zum Ausgleich der Eingriffe in Natur und Landschaft erforderlich waren.“
Beim Emmauskirchhof stehe der Bezirk allerdings vor dem „bekannten Dilemma“, sagte Biedermann weiter: „Wir brauchen Neubau, aber die innerstädtischen Flächen sind knapp und wir können sozialen Wohnungsbau nur sehr eingeschränkt verlangen, was ich quasi im Wochentakt bemängele. In diesem Feld bewegen wir uns bei Neubauprojekten fast immer und darüber berichten wir auch in den Ausschüssen der BVV, die am Ende über jeden Bebauungsplan entscheiden muss.“
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