
© Robert Klages
Platzmangel an Schule in Kreuzberg: Straße wird zum Pausenhof
Für Anwohnende fallen Parkplätze weg, aber die Kinder des Gymnasiums in Kreuzberg können wieder spielen. Die Schule hat Platzprobleme und nun wird die Straße vor dem Gebäude zum Pausenhof.
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Ding dong, große Pause: Ab auf die Straße, Kinder? Am Leibniz-Gymnasium in Kreuzberg südlich der Gneisenaustraße werden derzeit über 800 Schüler:innen unterrichtet. „Der Hof des Schulgebäudes ist für diese Personenzahl nicht ausgelegt“, schreibt der Bezirk in einer Mitteilung. Und nun muss auch noch der Sportplatz saniert werden, wegen der Bauarbeiten kann er also nicht mehr für die Pausen genutzt werden.
In der Schule ist es sehr beengt und oftmals verbringen Kinder ihre Pausen auf dem Gehweg oder der Straße vor der Schule. „Schüler:innen halten sich auf der Fahrbahn auf“, schreibt der Bezirk. Daher wurde diese jetzt kurzerhand umgewidmet und 100 Meter der Schleiermacherstraße zur Spielstraße erklärt. Es ist ein Abschnitt zwischen der Gneisenaustraße und einem Spielplatz. Autos dürfen dort nicht mehr fahren, stattdessen die Schulkinder spielen. Wie viele Parkplätze entfallen, konnte das Bezirksamt auf Nachfrage nicht beantworten.
Bereits seit Montag gilt das Fahr- und Parkverbot von 9.30 Uhr bis 15.30 Uhr inklusive eines absoluten Halteverbots. Dazu wurden Schranken aufgestellt, welche von Lehrkräften bedient werden – mit Beginn der ersten großen Pause.
Die Schule findet das gut und hat das Verfahren mit initiiert, wie der stellvertretende Schulleiter dem Tagesspiegel auf Nachfrage mitteilte. „Wir haben hier dieses Platz-Problem, und die Lösung mit der Straße sollte eine temporäre bleiben.“ Die Schule verstehe, dass es für Anwohnende vielleicht zu Unannehmlichkeiten führen könnte, wegen der Lautstärke und dem Umstellen von Autos, aber man freue sich, dass für die Kinder eine Lösung gefunden werden konnte.
Das ist sehr, sehr selten, dass Kinder und Jugendliche mehr Platz im öffentlichen Raum bekommen.
Ragnhild Sørensen von der Initiative „Changing Cities“
Bis Ende Mai 2025 soll das zunächst so gehen. Für Anwohnende bedeutet das, dass sie ihre Autos vor Schulbeginn von der Straße entfernen und einen anderen Parkplatz suchen müssen. Erst nach 15.30 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen darf auf der Straße wieder geparkt und diese befahren werden. Die Anwohnenden wurden durch Aushänge über die Maßnahmen informiert.
„Unsere Erfahrungen mit den temporären Spielstraßen zeigen, dass solche zeitweisen Sperrungen gut funktionieren und dabei die Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität erhöhen“, sagt Annika Gerold, Bezirksstadträtin für Verkehr, Grünflächen, Ordnung und Umwelt. Damit alles gut laufe, brauche es die Kooperation mit Schulen oder Initiativen.
„Das ist sehr, sehr selten, dass Kinder und Jugendliche mehr Platz im öffentlichen Raum bekommen“, kommentiert Ragnhild Sørensen von der Initiative „Changing Cities“. „Eine Schule hat hier nach Möglichkeiten gesucht und ist mutig auf das Bezirksamt mit einer unkonventionellen Lösung zugegangen. Genau solche benötigen wir, um die Städte lebenswerter zu machen.“
Bisher gab es permanent in der Singerstraße in Mitte und temporär in der Pfalzburger Straße in Charlottenburg je eine Schulstraße in Berlin. Zusätzlich gibt es auch an einigen weiteren Berliner Schulen Verkehrsberuhigung und Schulhoferweiterungen – wie zum Beispiel in der Borkumstraße in Pankow – die sich aber nicht Schulstraße nennen.
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