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Räumt denn so was keiner weg?: Das gesunkene Segelboot in der Berliner Havel
Anwohner und Wassersportler wundern sich über Segelboot, das seit 2019 in der Havel liegt. Bald ist 2021. Passiert da noch was?
Stand:
Neulich habe ich Ihnen die Geschichte von den fünf Schrottbooten vom Nordhafen in Berlin-Spandau erzählt. Liegen ewig rum, vermehren sich und nerven alle. Nur wer räumt sie weg? In der Geschichte ist Bewegung drin - mehr dazu im nächsten Spandau-Newsletter.
Aber es gibt noch einen zweiten Fall: das versenkte Segelboot von Berlin-Kladow. Ich bekomme seit einem Jahr regelmäßig Post von Wassersportlern und Fußgängern mit dem Tenor „Wenn ich meine Mülltonne falsch befülle, werde ich als Umweltsünder geteert und gefedert. Wenn ich aber mein Boot in der Havel versenke, is‘ alles tutti?!“
Seit mindestens 2019 liegt die „Yellow Submarine“ liegt in der Havel, rechte Uferseite, kurz vor dem britischen Yachtclub in Berlin-Kladow. Räumt die denn niemand weg? 2021 naht und die Antwort lautet: Nein. Senat und Bund sind sich aktuell leider nicht mal einig, ob das Boot vielleicht doch noch schwimmt.
Das sagt der Senat: Das Schiff ist gesunken. „Die ‚Yellow Submarine‘ liegt nach unserer Kenntnis nach wie vor Ort auf Grund“, teilt die Senatsverwaltung dem Tagesspiegel-Newsletter für Spandau mit.
„Der Besitzer wurde unserer Kenntnis nach inzwischen ermittelt. Die Umweltverwaltung hat eine potentielle Gefährdung des Oberflächenwassers durch das gesunkene Segelboot geprüft. Es treten keinerlei wassergefährdender Stoffe aus, vermutlich ist das Boot ohne Außenbordmotor gesunken. Somit liegt keine Gefährdung des Oberflächenwassers vor und damit für SenUVK auch keine rechtliche Voraussetzung, die Beseitigung des Schiffes zu veranlassen. Für die Unterhaltung der Bundeswasserstraßen ist, sofern keine wassergefährdende dringende Handlung seitens der Umweltverwaltung erforderlich ist, das WSA Spree-Havel zuständig. Die Entscheidung zur Beseitigung des Bootes in der Bundeswasserstraße obliegt daher allein dem WSA Spree-Havel.“ Soweit die Argumentationskette der Senatsverwaltung.

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Das sagt der Bund: Das Schiff ist nicht gesunken. „Nach meinem Kenntnisstand ist das Schiff nicht gesunken, sondern liegt vor Anker. Eine Gefahr für die Schifffahrt besteht zurzeit nicht“, höre ich auf Anfrage in der WSA-Zentrale.
Polizei und Behörden beobachten das Boot allerdings sehr genau. Das Schiff werde nur eben vom Besitzer betreut und ab und zu leergepumpt. Es liegt nicht in der zentrale Wasserstraße, die dort ungefähr den Status einer Autobahn hat. Und daher kann der Bund nicht einfach das Eigentümer anderer Leute wegschleppen.
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„Belange, die nicht die Verkehrsfunktion der Bundeswasserstraße betreffen (z.B. naturschutz- und abfallrechtliche Aspekte) können nur in den jeweiligen landesrechtlichen Verfahren Berücksichtigung finden“, teilte das WSA mit. Zuständig sind daher – tata! – „die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz und das Bezirksamt.“ Auch bei den Schrottbooten vom Nordhafen gab es enorm unterschiedliche Ansichten, ob und wer für Müll auf dem Wasser zuständig ist.
Wenn das so weitergeht, muss das Bezirksrathaus wohl doch noch ein Abschleppboot kaufen...
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[Diese Geschichte erschien zuerst im Spandau-Newsetter vom Tagesspiegel. Kostenlos und konkret: leute.tagesspiegel.de]
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