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Die Mütter und Mitarbeiterinnen des Shehrazad haben hart für den Erhalt ihres Familienzentrums gekämpft.

© Michel di Moro

„Shehrazad“ in Berlin-Neukölln: Kleinkindzentrum darf vorerst bleiben

Im Juli hatten Mitarbeiterinnen und Mütter von möglichen Einsparungen erfahren. Nun wurde die Finanzierung verlängert – aber die Angst vor der Schließung bleibt.

Vor einigen Wochen schlugen die Mütter und Mitarbeiterinnen des „Shehrazad“ Alarm: Das Bezirksamt von Berlin-Neukölln hatte Einsparungen im sozialen Bereich angekündigt, eine Schließung des Familienzentrums stand im Raum.

„Das ist berlinweit das einzige kommunale Kleinkindzentrum, das als Schutzraum ausschließlich für Frauen und ihre Kinder dient“, sagte damals Gisela Fahlbusch dem Tagesspiegel. Die Alleinerziehende Mutter besucht mit ihren beiden Kindern häufig das Shehrazad.

Nun scheint das drohende Aus erst einmal abgewendet: Wie Fahlbusch und Kursleiterin Ulrike Mierau sagen, habe das Bezirksamt eine Verlängerung des Mietvertrages für die kommenden zwei Jahre zugesagt. Wie es danach weitergeht, ist allerdings noch unklar: Womöglich muss das Zentrum dann den Standort in der Roseggerstraße 9 verlassen und in andere Räume umziehen.

Wir wohnen beengt, die Straßen sind voller Autos, die Spielplätze mit Spritzen und Kokaindepots vermüllt. Unsere Kinder brauchen Räume.

Gisela Fahlbusch, alleinerziehende Mutter in Neukölln

Der Erhalt des Zentrums haben sich die Mütter und Mitarbeiterinnen hart erkämpft. Sie nahmen an einer Kundgebung gegen die Kürzungen vor dem Rathaus und einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses teil. Dort sprach Fahlbusch als Betroffene über die drohenden Folgen für die Familien, sollte das Shehrazad geschlossen werden.

„Wir wohnen beengt, die Straßen sind voller Autos, die Spielplätze mit Spritzen und Kokaindepots vermüllt. Unsere Kinder brauchen Räume“, sagte Fahlbusch damals dem Tagesspiegel. Daher sei besonders wichtig, dass es kostenlose Angebote wie das Shehrazad gibt.

Bezirksamt verlängert Finanzierung um zwei Jahre

Bei einer Unterschriftensammlung zum Erhalt des Zentrums kamen rund 1000 Unterschriften zusammen. Die Mütter schrieben Briefe an Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) und den Berliner Finanzsenator Stefan Evers (CDU), trafen Politiker:innen von SPD und Grünen und luden die zuständige Bezirksstadträtin Karin Korte (SPD) ein.

Bei dem Besuch habe Korte kürzlich dann verkündet, dass die „Kuh vom Eis“ sei und das Zentrum erstmal bleiben könne, schildert Kursleiterin Ulrike Mierau. Allerdings werde der Mietvertrag für die Räumlichkeiten im Herbst 2025 neu verhandelt, da würden vermutlich Veränderungen nötig. Korte habe in Aussicht gestellt, dass das Shehrazad sich zukünftig womöglich Räume mit anderen Projekten teilen müsse, so Mierau.

Das Familienzentrum Shehrazad ist eine der wichtigsten Anlaufstellen für werdende und junge Mütter in Neukölln.

Karin Korte, Stadträtin in Neukölln (SPD)

Dem Tagesspiegel sagte Korte auf Anfrage: „Das Familienzentrum Shehrazad ist eine der wichtigsten Anlaufstellen für werdende und junge Mütter in Neukölln – und deshalb hat das Bezirksamt trotz der bestehenden Kürzungen durch den Senat alles dafür getan, dass wir dieses wichtige Angebot erhalten können.“

Das Bezirksamt habe in der Haushaltsplanung die Finanzierung für die kommenden zwei Jahre vorgesehen, bestätigte die Stadträtin. „Ich bin sehr erleichtert, dass ich bei meinem Besuch bei Shehrazad diese gute Nachricht überbringen konnte und hoffe nun, dass die Bezirksverordnetenversammlung und das Abgeordnetenhaus diese Entscheidung des Bezirksamts unterstützen.“

Langfristige Zukunft des Shehrazad ist ungewiss

„Wir Mütter freuen uns einerseits, dass uns das Shehrazad vorerst erhalten bleibt, haben aber andererseits die Sorge, dass es in zwei Jahren während der neuen Haushaltperiode zu Angebotseinschränkungen kommen kann, falls das Shehrazad keinen eigenen Standort mehr hat“, sagt Gisela Fahlbusch.

Daher bestünde die Sorge, dass das Zentrum irgendwann doch noch geschlossen wird, weiter. Zudem befürchten die Mütter, dass dennoch an anderen sozialen und Jugendeinrichtungen gespart wird. „Die Kürzungspläne des Berliner Senats haben allein als bloßer Entwurf bereits massiven Schaden hinterlassen“, sagt Fahlbusch.

„Wir fragen uns, wie die einzelnen Senator:innen diesem Entwurf zustimmen konnten. Seit dem Bekanntwerden des Entwurfs sind wir Mütter im Shehrazad, wie auch zahlreiche Bürger:innen und Fachkräfte in den betroffenen Arbeitsfeldern, hauptsächlich damit beschäftigt, das Schlimmste zu verhindern“, sagt Fahlbusch. Im Fall des Shehrazad ist das nun zumindest gelungen.

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