„Invasion auf dem Fußballplatz“:Berliner Klub-Legende gründet Mädchenmannschaft
Vor 50 Jahren spielte der Spandauer SV gegen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Nach dem Absturz wird der Verein neu aufgebaut. Mädchen haben den SSV nun überrannt.
Diese Nachricht passt prima zur Fußball-EM der Frauen: Der Spandauer SV hat jetzt eine Mädchenmannschaft. „13 Jahre lang gab es kein Team für Mädchenfußball im Spandauer Norden. Überhaupt sind im großen Spandau nur in Staaken, Kladow und Siemensstadt reine Mädchenteams zu finden“, schreibt der Berliner Traditionsklub.
50
Jahre ist es her, dass der SSV in der 2. Liga spielte: Die war 1975/1976 in eine Nord- und eine Süd-Staffel geteilt.
Und weil Thorsten Brenscheidt als Vorstandsmitglied und Jugendtrainer beim SSV gut vernetzt ist, kam erst der Kontakt zur Lynar-Grundschule zustande und dann zu weiteren Mädchen aus dem Kiez, die Fußball spielen wollten. Und das sprach sich herum im Norden von Berlin-Spandau (260.000 Einwohner). Schon beim zweiten Training erlebte Brenscheidt eine „Invasion auf dem Fußballplatz“.
„21 Mädchen kamen zum Training bei bestem Sommerwetter. Das ist beachtlich, da der SSV für ein Mädchen-Team noch gar nicht geworben hat …“ Die Resonanz war so groß, dass am Ende zwei Mädchen-Teams gegründet werden sollen. Der Spandauer SV sucht aber noch eine Trainerin oder Trainer und rechnet im Juli mit noch mehr Nachfragen. Denn am 2. Juli hat die Fußball-Europameisterschaft der Frauen begonnen.
Der Spandauer SV in Bildern
Tür auf! Der Spandauer SV ist zurück an der Neuendorfer Straße.
Der Kultklub (also der Spandauer SV) hat natürlich auch schon an der Alten Försterei gespielt - vor 20 Jahren in der Drittklassigkeit. Der 1. FC Union wählte damals übrigens eine interessante Trikotfarbe (nicht rot-weiß, das ist der SSV).
Als Fan des Spandauer SV verlor man bei Gegentoren bisweilen den Überblick wie hier 1978 im DFB-Pokal. Grüße übrigens an Ex-Hertha-Manager Dieter Hoeneß.
Zur Ehrenrettung: Der Spandauer SV musste damals offensichtlich in gelb-blauen Trikots im Neckarstadion spielen, deshalb gibt es auch nur ein Farbfoto.
Apropos Haarpracht: Rudi Völler und Bayer Leverkusen kamen 1994 zum 100-Jährigen des Spandauer SV an die Neuendorfer Straße. Und 3300 Zuschauer standen auf den schmalen Tribünen.
Das alte SSV-Stadion an der Havel gibt’s leider nicht mehr und wurde 1998 für Neubauten abgerissen. Hinten ist die Feuerwache an der Streitstraße Ecke Neuendorfer Straße zu erkennen.
SSV-BVB 1976 - und er war dabei: Tagesspiegel-Leser Edmund Jonasson mit dem BVB-Star Zoltan Varga. Im Hintergrund die alten Kassenhäuschen, die heute noch exakt so aussehen.
Kein Wikipedia-Eintrag, aber eine Legende aus der Gartenstadt Staaken: Fritz Martin, Sportlehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und offizieller Trainer des SSV in der Zweiten Liga („Der echte Trainer hatte keine Lizenz...“)
Auch wir vom Tagesspiegel fanden es natürlich ganz, ganz schlimm, als beim Spandauer SV nicht nur der Nackensteak-Grill qualmte - wie hier 2000 beim Derby in der fünften Liga gegen SBC (die gibt’s - typisch Spandau! - auch nicht mehr).
Bilder aus alten SSV-Tagen: Fans und Spieler feiern angemessen seriös im Casino. Der lieblich singende Mann ganz links war übrigens mal Hertha-Kapitän und stand im Finale des DFB-Pokals (nach „Sven Meyer“, „Hertha-Bubis“ googeln).
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