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Spandauer SV Schals

© SSV

„Invasion auf dem Fußballplatz“: Berliner Klub-Legende gründet Mädchenmannschaft

Vor 50 Jahren spielte der Spandauer SV gegen Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Nach dem Absturz wird der Verein neu aufgebaut. Mädchen haben den SSV nun überrannt.

Stand:

Diese Nachricht passt prima zur Fußball-EM der Frauen: Der Spandauer SV hat jetzt eine Mädchenmannschaft. „13 Jahre lang gab es kein Team für Mädchenfußball im Spandauer Norden. Überhaupt sind im großen Spandau nur in Staaken, Kladow und Siemensstadt reine Mädchenteams zu finden“, schreibt der Berliner Traditionsklub.

50
Jahre ist es her, dass der SSV in der 2. Liga spielte: Die war 1975/1976 in eine Nord- und eine Süd-Staffel geteilt.

Der Spandauer SV spielte vor 50 Jahren in der Zweiten Liga gegen Klubs wie Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen, ging dann 2014 pleite und wurde aufgelöst, ehe der SSV 2022 völlig überraschend wiederbelebt worden ist. Geblieben ist bis heute der hübsche Titel: „schlechtester Zweitligist aller Zeiten“.

Und weil Thorsten Brenscheidt als Vorstandsmitglied und Jugendtrainer beim SSV gut vernetzt ist, kam erst der Kontakt zur Lynar-Grundschule zustande und dann zu weiteren Mädchen aus dem Kiez, die Fußball spielen wollten. Und das sprach sich herum im Norden von Berlin-Spandau (260.000 Einwohner). Schon beim zweiten Training erlebte Brenscheidt eine „Invasion auf dem Fußballplatz“.

21 Mädchen kamen zum Training bei bestem Sommerwetter. Das ist beachtlich, da der SSV für ein Mädchen-Team noch gar nicht geworben hat …“ Die Resonanz war so groß, dass am Ende zwei Mädchen-Teams gegründet werden sollen. Der Spandauer SV sucht aber noch eine Trainerin oder Trainer und rechnet im Juli mit noch mehr Nachfragen. Denn am 2. Juli hat die Fußball-Europameisterschaft der Frauen begonnen.


Der Spandauer SV in Bildern

Tür auf! Der Spandauer SV ist zurück an der Neuendorfer Straße.

© Spandauer SV

Die Vereinschefs haben auch schon SPD-Netzwerker Raed Saleh kennengelernt und ihm dezente Kleidertipps fürs Abgeordnetenhaus gegeben.

© Spandauer SV

Der Kultklub (also der Spandauer SV) hat natürlich auch schon an der Alten Försterei gespielt - vor 20 Jahren in der Drittklassigkeit. Der 1. FC Union wählte damals übrigens eine interessante Trikotfarbe (nicht rot-weiß, das ist der SSV).

© Imago

Als Fan des Spandauer SV verlor man bei Gegentoren bisweilen den Überblick wie hier 1978 im DFB-Pokal. Grüße übrigens an Ex-Hertha-Manager Dieter Hoeneß.

© imago

Dieter Hoeneß hat damals den Spandauer SV im Alleingang bezwungen. Im Sturzflug und mit Haarpracht.

© Imago Pressefoto Baumann

Zur Ehrenrettung: Der Spandauer SV musste damals offensichtlich in gelb-blauen Trikots im Neckarstadion spielen, deshalb gibt es auch nur ein Farbfoto.

© Imago

Apropos Haarpracht: Rudi Völler und Bayer Leverkusen kamen 1994 zum 100-Jährigen des Spandauer SV an die Neuendorfer Straße. Und 3300 Zuschauer standen auf den schmalen Tribünen.

© Jürgen Schneidereit

Das alte SSV-Stadion an der Havel gibt’s leider nicht mehr und wurde 1998 für Neubauten abgerissen. Hinten ist die Feuerwache an der Streitstraße Ecke Neuendorfer Straße zu erkennen.

© Jürgen Schneidereit

Ein Zeitdokument im Tagesspiegel! Die Tabelle der 2. Liga 1976 - mit dem ersten Sieg des Spandauer SV (ganz nach unten bitte gucken).

© Tsp

SSV-BVB 1976 - und er war dabei: Tagesspiegel-Leser Edmund Jonasson mit dem BVB-Star Zoltan Varga. Im Hintergrund die alten Kassenhäuschen, die heute noch exakt so aussehen.

© Edmund Jonasson

Kein Wikipedia-Eintrag, aber eine Legende aus der Gartenstadt Staaken: Fritz Martin, Sportlehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und offizieller Trainer des SSV in der Zweiten Liga („Der echte Trainer hatte keine Lizenz...“)

© privat

Das Stadion trägt jetzt einen etwas biederen Namen: Helmut-Schleusener-Stadion.

© André Görke

Heute wird am Askanierring rustikaler Fußball aka American Football gespielt. Grüße an die Bulldogs!

© André Görke

Später dann der Umzug ins neue Stadion an der Neuendorfer Straße. Das hatte ein mutiger Architekt lediglich 1,5 Tribünenseiten errichtet.

© André Görke

„Döner, Falafel, wir kommen von der Havel“, haben die Fans bierernst gerufen und zündeten nicht nur Siegerzigarren an.

© privat

Auch wir vom Tagesspiegel fanden es natürlich ganz, ganz schlimm, als beim Spandauer SV nicht nur der Nackensteak-Grill qualmte - wie hier 2000 beim Derby in der fünften Liga gegen SBC (die gibt’s - typisch Spandau! - auch nicht mehr).

© André Görke

Bilder aus alten SSV-Tagen: Fans und Spieler feiern angemessen seriös im Casino. Der lieblich singende Mann ganz links war übrigens mal Hertha-Kapitän und stand im Finale des DFB-Pokals (nach „Sven Meyer“, „Hertha-Bubis“ googeln).

© privat

Das einstige Casino des SSV befand sich auf der Briten-Brache neben dem Stadion. Heute nutzt die Immobilie ein Sanitärladen.

© André Görke

Beim Spandauer SV gingen 2014 die Lichter aus. Die Trikots fanden neue Besitzer - in Senegal („Spandau International“).

© privat

2022 das große Comeback am kleinen Kassenhäuschen. Das Stadiongelände hat sich nicht wirklich verändert.

© André Görke

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