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Nebenan das Rathaus. Die alte Post an der Kloster- Ecke Ruhlebener Straße.

© André Görke

Leerstand seit 1996: 20 Jahre und kein Abriss: Die Post-Ruine in Spandau

Die Älteren unter uns werden sich erinnern: Die Ruine am Bahnhof Spandau war mal eine Post. Lesen Sie hier den Tagesspiegel-Archivtext über die Schließung 1995/1996.

Kaum zu glauben: Vor 20 Jahren gab es hier noch Briefmarken, haben wir Spandauer hier Pakete abgeholt. Lange ist's her. 1995/1996 wurde das gewaltige Spandauer Hauptpostamt in bester Lage zwischen Bahnhof, Rathaus und Havel geschlossen. Und seitdem verkommt es, sind die Scheiben zerschlagen, schlafen darin Obdachlose, wird gesprüht und randaliert. Und nichts passiert.

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Diverse Male ist das Grundstück verkauft worden, verschiedene Investoren haben sich an dem Areal versucht. Die Pläne reichten vom "Havelland-Shoppingcenter" bis zum "City Hafen Spandau" mit einer Marina und einem bis zu 150 Meter Hotelturm, doch alle Projekte scheiterten - zumal die Politik kein zweites Einkaufszentrum neben den Arcaden wollte. Seit Jahren befindet sich das Postgelände im Besitz der niederländischen Kroymans-Gruppe, die es aber nicht selbst entwickeln, sondern weiterverkaufen will. Bisher scheitert das dem Vernehmen nach an den preislichen Vorstellungen des Eigentümers.

Ruinen an der Havel, in Kladow, hinter BMW

Wir sind tief ins Tagesspiegel-Archiv geklettert und haben den ersten Text zur Schließung gefunden. Lesen Sie mal, was damals geplant war - die Spandau Arkaden standen damals ja noch nicht; die wurden im November 2001 eröffnet. Und auch der ICE- und S-Bahnhof Spandau wurde erst 1997 Schritt für Schritt in Betrieb genommen. Intercity-Züge hielten damals noch am heutigen S-Bahnhof Stresow.

Autor dieses Textes über die Abrisspläne der Post war schon damals Rainer W. During, der seit 1994 für den Tagesspiegel aus Spandau berichtet. Er kennt sich übrigens bestens aus mit Spandauer Ruinen - erinnert sei nur an das alte Casino am Havelufer im Gutspark Neukladow oder das "Spandauer Tor" hinterm BMW-Werk (das sogar mal als Berlins größte Bauruine galt).

Ende der 90er: Links ist der Güterbahnhof noch zu erkennen, rechts ist die Post in Betrieb.
Ende der 90er: Links ist der Güterbahnhof noch zu erkennen, rechts ist die Post in Betrieb.

© Imago

Lesen Sie hier den Tagesspiegel-Text

"Dezember 1995: Spandauer Hauptpostamt verkauft: Das 15 Jahre alte Gebäude soll abgerissen werden. Einkaufs- und Freizeitzentrum geplant

Die Schweizer Immobilien-Gruppe Südost hat das Areal des Spandauer Hauptpostamtes 20 an der Klosterstraße erworben. Das bestätigte ein Sprecher der Postdienst-Generaldirektion. Wie Wilhelm Lehberger von der Berliner Südost-Niederlassung dem Tagesspiegel sagte, wird das erst 1980 für rund 21 Millionen Mark fertiggestellte Gebäude komplett abgerissen.

Ein Einkaufscenter war geplant

Auf dem Gelände sollen ein Einkaufs-und Freizeitzentrum mit direkter Anbindung an die Spandauer Altstadt sowie Wohnungen errichtet werden. Über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Der Kauf erfolgt zum 30. Dezember. Die Post wird nach Lehbergers Angaben bis zum Baubeginn das Gebäude schrittweise räumen. Bis zur Fertigstellung wird der Kundenbetrieb in einem Container abgewickelt, danach mietet die Post 300 Quadratmeter im neuen Zentrum. Die restlichen Einrichtungen werden ausgelagert, nur die in einem separaten Gebäude untergebrachte Telekom-Vermittlungsstelle bleibt bestehen. Mit den ersten Leitungsarbeiten soll im Frühjahr begonnen werden.

Für den Bau des Zentrums stehe man gegenwärtig mit drei verschiedenen Investoren im Gespräch, sagte Lehberger. Vorgesehen sind nach gegenwärtiger Planung eine Mischung aus Einkaufs-und Freizeiteinrichtungen, rund 80 bis 100 Wohnungen sowie ein kleinerer Teil an Büroflächen. In einer Tiefgarage entstehen etwa 300 Parkplätze.

Ein Tunnel rüber zum neuen Bahnhof

Das neue Zentrum soll zur Breiten Straße hin über den Stabholzgarten eine direkte Anbindung zur Altstadt erhalten und durch einen Fußgängertunnel mit dem künftigen Spandauer Hauptbahnhof auf der anderen Seite der Klosterstraße verbunden werden. Für diesen Tunnel gebe es ausreichend Platz oberhalb der U-Bahn, so der ehemalige Mitarbeiter des Spandauer Stadtplanungsamtes.

Für ihn bedeutet das Projekt eine erhebliche Belebung der südlichen Altstadt. Gelöst werde so auch die vom Bezirk geforderte Verbindung zwischen Bahnhof und Fußgängerzone. Wie berichtet, bewerben sich die Südost-Immobilien auch für das direkt am Bahnhof geplante Stadtzentrum. Nachdem die Bahn AG die Entscheidung wiederholt verschoben hat, beschloss man, auf dem Postgelände zu investieren, hält aber an der Bewerbung fest."

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