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Die Sportfläche des kostenlosen Angebots „Sport 365“ ist seit Ende Februar angesperrt. Gespielt werden konnten auf dem Platz Fußball, Badketball, Volleyball, Boule, Tischtennis.

© Tagesspiegel/Corinna von Bodisco

Sportangebot im Görlitzer Park beendet: „Vollkommen absurde Situation für die Kinder und Jugendlichen im Kiez“

Eine beliebte Sportfläche mit kostenfreien Angeboten im Görlitzer Park ist geschlossen. Dabei wird die Fläche von Kindern und Jugendlichen dringend gebraucht. Wie kam es dazu?

Stand:

Das Sportangebot „SpOrt365“ im Görlitzer Park steht wohl vor dem Aus. Ende 2021 hatte die „Turngemeinde in Berlin 1848 e.V.“ (TiB) eine Teilfläche im Görlitzer Park vom Bezirk gepachtet, um dort ein kostenloses Sportangebot für Interessierte in der Umgebung anzubieten. 2022 nutzten laut TiB mehr als 30.000 sportinteressierte Personen das Angebot. Doch die Fläche mit Basketballplatz, Fußballplatz, Tischtenniszelt und Volleyballfeld ist nun abgeschlossen.

Der Träger habe die Zusammenarbeit und die Verträge zum Sportangebot gekündigt. „Sehr kurzfristig und ohne Vorankündigung“, teilt das Bezirksamt mit. Die öffentlich zugänglichen Angebote seien eingestellt worden. Der Bezirk wolle sich nun schnellstmöglich um Ersatz bemühen. „Sobald TiB die Fläche abschließend beräumt hat, beabsichtigt der Bezirk, diese Fläche einem neuen Träger für ein Sportangebot für alle Bürger*innen zur Verfügung stellen“, heißt es.

Das ist eine vollkommen absurde Situation und für die Kinder und Jugendlichen im Kiez ist es eine kleine Katastrophe.

Anwohnerin zur Schließung des Sportplatzes im Görlitzer Park

Für die Nachbarschaft, besonders für die Kinder und Jugendlichen, ist das bitter: „Die Sporteinrichtung im Görli war insbesondere nach der langen Corona-Zeit fast zu schön, um wahr zu sein“, schreibt eine Anwohnerin in einem Beschwerdebrief an das Bezirksamt. Fast die gesamte Klasse ihres 12-jährigen Sohnes hätte sich dort täglich getroffen.

Der beliebte Sportplatz wirkt verlassen. Es gibt große Fußball-, Basketball- und Volleyballflächen. Auch Tischtennis kann gespielt werden.

© Tagesspiegel/Corinna von Bodisco

Es sei in dem durch die Drogenproblematik gekennzeichneten Kiez der „einzige geschützte öffentliche Raum“ gewesen. Gerade jetzt – zum Frühlingsbeginn – sei die komplett eingerichtete Sportanlage abgeschlossen. „Das ist eine vollkommen absurde Situation und für die Kinder und Jugendlichen im Kiez ist es eine kleine Katastrophe“, heißt es im Brief. Und: „Ich fordere Sie auf, die Räumung des Geländes aufzuhalten.“

Zelt wurde nicht genehmigt

Doch die Turngemeinde Berlin schildert die Lage anders als der Bezirk: Der Hauptkündigungsgrund sei gewesen, dass kein Zelt gebaut werden durfte, um einen ganzjährigen Sportbetrieb zu ermöglichen. Die temporäre gedeckte Sportanlage als Zelt hätte zur Hälfte von der TiB und zur anderen Hälfte vom Bezirkssport als Ausgleich dringend notwendiger gedeckter Sportflächen genutzt werden sollen. Laut TiB sah bereits der Pachtvertrag den Bau eines Zeltes vor und war „für uns als Verein die Grundvoraussetzung für das Projekt im Görlitzer Park“, heißt es hier.

Der Bezirk widerspricht wiederum der Aussage, zuerst den Bau eines Zeltes zugesagt und dann doch verweigert zu haben. In einer Kooperationsvereinbarung zwischen TiB und dem Bezirk, vertreten durch das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) als Eigentümer der Fläche, sei festgehalten worden, „dass alle Bauten genehmigt werden müssen und TiB sich die erforderlichen (öffentlich-rechtlichen) Genehmigungen selbstständig einholen muss“. Es habe deswegen einen im Vertrag festgehaltenen Genehmigungsvorbehalt gegeben.

Zudem habe sich vergangenen Sommer herausgestellt, dass sich die Fläche baurechtlich im sogenannten „Außenbereich“ befinde. Dort seien Bauvorhaben nur unter sehr erschwerten Bedingungen zulässig, heißt es vom Bezirksamt. Die TiB habe für das Zelt einen Bauantrag eingereicht, der allerdings die naturschutzfachlichen Bedingungen nicht berücksichtigt habe. Der Antrag sei dann von der TiB zurückgezogen und der Pachtvertrag gekündigt worden.


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