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Baustelle oder Parkplatz?

© Jörn Hasselmann

Straße in Berlin-Kreuzberg seit acht Monaten dicht: Viel Sperrung für wenig Baustelle

Die BVG baut am U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park. Dazu ist die Köthener Straße seit Februar gesperrt, nur ein Gehweg blieb frei. Benötigt wurde der ganze Platz aber nur kurz.

| Update:

Ein Baucontainer stand dort, ab und zu lagerte Material. Zuletzt parkten die Arbeiter ihre Autos in der Baustelle. Monatelang war ein Gartenzelt aufgebaut, inklusive zweier Bierbank-Garnituren. Irgendwo müssen die Arbeiter schließlich Pause machen. Genau acht Monate war die Köthener Straße in Kreuzberg gesperrt – für Autos und Radfahrer vollständig.

Die BVG ersetzte am U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park das Glasdach mit einem aus Blech. Am 13. Februar ging es los, viele Bauzäune aus Metall und rot-weiße Plastikschranken sperrten die breite Fahrbahn – zwei Fahrspuren und zwei Parkstreifen.

Auch einer der beiden Gehwege war unzugänglich. Es blieb der keine zwei Meter breite Gehweg Nummer 2. Damit Radfahrer diesen benutzen können, wurde eine provisorische Rampe aus Asphalt gegossen. Die vielen Radfahrer nahmen diese Einladung an und radelten somit illegal zwischen den Fußgängern hindurch.

Doch musste die Baustelle so groß sein? Die BVG teilte auf Nachfrage mit: Ja. Schließlich sei ein großer Kran benötigt worden, der auf der Straße aufgebaut worden sei. Auf weitere Nachfrage präzisierte die BVG, die Zeiten der Kraneinsätze auf den „13.03. bis 24.03.2023 sowie 26.05.2023 bis 07.07.2023“. Das sind zusammen etwa zwei Monate.

Ecke Reichpietschufer, keine Umleitung für Radfahrer.
Ecke Reichpietschufer, keine Umleitung für Radfahrer.

© Jörn Hasselmann

Die restlichen sechs Monate wurde die komplette Fahrbahn für Bauarbeiten nicht benötigt. Der Tagesspiegel hat die Baustelle in dieser Zeit mehrfach fotografiert, niemals wurde auch nur ansatzweise die gesperrte Fläche gebraucht. Das interessiert die BVG nicht. „Es kann nicht für jeden Bautenstand und Bauzwischenstand eine geänderte Baustelleneinrichtung beantragt, genehmigt sowie technisch und kaufmännisch umgesetzt werden“, teilten die Verkehrsbetriebe mit. Die Baustelle sei so vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg genehmigt worden.

„Gemäß vorliegender Daten wurde die Baustelleneinrichtung auch für Containerstellungen, Materiallagerungen und Bauwagen genutzt“, teilte Sprecherin Sara Lühmann vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit. Das Foto mit den geparkten Autos kommentierte Lühmann immerhin damit, dass dies „durch die Anordnung nicht vorgesehen“ sei. Und für die Radfahrer gebe es eine ausgewiesene Umleitung. Tatsächlich hängen ein paar orange Tafeln, die Radfahrer teilweise in die Irre leiten. Niemand beachtet sie deshalb. Für die vielen Radfahrer, die aus dem Gleisdreieckpark Richtung Potsdamer Platz wollen, gibt es keine Umleitung.

Monatelang stand das Partyzelt auf der Baustelle.
Monatelang stand das Partyzelt auf der Baustelle.

© Jörn Hasselmann

Das Berliner Mobilitätsgesetz schreibt in Paragraf 39 vor: „Während aller Baumaßnahmen mit Auswirkungen auf das öffentliche Straßenland soll eine sichere Radverkehrsführung sichergestellt werden. Müssen Abschnitte von Straßen vollständig gesperrt werden, so ist für ausgewiesene Umfahrungsstrecken zu sorgen.“

Der von der BVG beantragte Umfang der Baustelle sei nicht einfach abgenickt worden, sagt Lühmann. „Sondernutzungsanträge für Baustellen werden generell vorab auf Plausibilität überprüft.“ Am Freitag ist Schluss: „Die erteilte Anordnung endet am 20.10.2023“, teilte das Bezirksamt mit.

Der Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park ist im Oktober 1998 als zusätzliche Station an der U2 eröffnet worden. Ursprünglich stand die Station frei, später entstand die massive Bebauung oberhalb des Bahnsteigs und der Gleise Richtung Potsdamer Platz. Deshalb hatte das Glasdach keinen Sinn mehr und wurde jetzt durch Paneele aus Blech ersetzt. Vor vier Jahren gab es an gleicher Stelle schon mal monatelang eine Baustelle. 2019 war die Fußgängerbrücke vom Bahnsteig über den Landwehrkanal zum Parkhaus demontiert worden.

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