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Das Hans-Carossa-Gymnasium in der Landstadt Gatow.

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Hans-Carossa-Gymnasium: Streit um Zusatzklasse

28 Sechstklässler aus der benachbarten Mary-Poppins-Grundschule wurden abgewiesen. Bürgermeister Helmut Kleebank will den Beschluss der Bezirksverordneten, eine weitere Klasse einzurichten, ignorieren.

Die Mary-Poppins-Grundschule und das Hans-Carossa-Gymnasium liegen nicht nur direkt nebeneinander in der Landstadt Gatow. Zwischen beiden Bildungsstätten besteht auch eine enge Kooperation. Doch nachdem sie ihre Kinder, die derzeit die sechste Klasse besuchen, für den bevorstehenden Schulwechsel bei den Nachbarn angemeldet hatten, erlebten viele Eltern jetzt eine böse Überraschung. Nicht weniger als 28 Betroffene erhielten vom Schulamt einen schriftlichen Ablehnungsbescheid. Das entspricht einer Quote von gut 22 Prozent. Bereits ab einem Notendurchschnitt von 1,8 ging nichts mehr.

CDU: Schule hat die nötigen Kapazitäten

Das Carossa-Gymnasium wird das neue Schuljahr bereits mit fünf siebenten Klassen starten. Drei werden neu eingerichtet, zwei weitere von den Schülerinnen und Schülern gebildet, die bereits mit der fünften Klasse auf die Oberschule gewechselt waren. Die Schule habe erklärt, dass sie über die notwendigen Kapazitäten für eine weitere Klasse verfüge und nur die amtliche Genehmigung benötige, begründete Patrick Wolf (CDU) einen entsprechenden Antrag seiner Partei in der Bezirksverordnetenversammlung.

Zehn Familien widersprachen der Ablehnung

18 der betroffenen Eltern haben die angebotenen Ersatzangebote akzeptiert, sagte Bezirksbürgermeister Helmut Kleebank (SPD), der seit Beginn dieser Legislaturperiode im Bezirksamt auch für die Spandauer Schulen zuständig ist. Zehn Familien haben Widerspruch eingelegt, bei acht davon habe man den jeweils in der Anmeldung genannten Zweitwunsch berücksichtigen können. Für die beiden verbliebenen Kinder habe man Plätze im Freiherr-vom-Stein-Gymnasium angeboten. Für alle Betroffenen bedeutet das lange Busfahrten. Die Diskussion im Rathaus wurde auch zu einer Grundsatzdebatte über die Schulpolitik. "Wenn sie das als schulpolitische Linie haben wollen, ist die Gemeinschaftsschule die einzige rechtssichere Lösung", sagte Kleebank, der selbst früher Leiter der Heinrich-Böll-Oberschule war. CDU-Fraktionsschef Arndt Meißner bekräftigte dagegen: "Wir stehen dazu, den Elternwillen zu respektieren und die Spandauer Gymnasien zu stärken."

SPD: Lange Fahrten sind den Schülern "zumutbar"

Ob das Carossa-Gymnasium tatsächlich noch Kapazitäten hat, habe er mit der Schule „nicht abschließend geklärt“, sagte Kleebank auf Nachfrage des FDP-Fraktionsvorsitzenden Matthias Unger. Nach seiner Erkenntnis habe sie schon jetzt „mehr Schüler als sie verkraften kann“. Es sei jedoch „nicht auszuschließen“, dass sie „durch Auflösung anderer Raumnutzungen“ einen zusätzlichen Klassenraum zur Verfügung stellen könnte. Das lehnen der Bürgermeister und seine Partei jedoch grundsätzlich ab, weil man anderen Spandauer Gymnasien „eine potentielle Schülerschaft“ entziehen würde. Es sei für die Kladower Schülerinnen und Schüler „zumutbar“, in die Wilhelmstadt oder auch ins noch entferntere Hakenfelde zu fahren, so SPD-Fraktionschef Christian Haß.

Arndt Meißner verwies dagegen auf den „Sonderfall“ der mit erheblichen Fahrzeiten verbundenen Randlage von Kladow und das Vertrauen der Eltern. Für viele Familien sei die schulische Infrastruktur in der Landstadt ein wesentliches Kriterium für die Auswahl des Wohnortes gewesen. Mit der Mehrheit von CDU, FDP und AfD wurde das Bezirksamt mit der Einrichtung der zusätzlichen Klasse am Carossa-Gymnasium beauftragt. SPD, Grüne und Linkspartei stimmten dagegen. Helmut Kleebank hatte zuvor gewarnt, dass ein entsprechender Beschluss die Position des Bezirks bei Widersprüchen gegen Ablehnungen schwächen und die Schulplanung ins Chaos stürzen würden. So will er den Willen der BVV ignorieren. Denn der habe nur empfehlenden Charakter, sagte der Bürgermeister.

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