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Die Ursache der „Verunreinigung des Abwassers durch Fäkalien“ soll laut Gewobag ein defekter Übergabeschacht der Berliner Wasserbetriebe sein.

© Thomas Lippold

„Verunreinigung des Abwassers durch Fäkalien“: Keller eines Neuköllner Wohnhauses modert seit Monaten vor sich hin

Seit Februar nehmen Mieter einer Wohnanlage üblen Gestank war – und beklagen die Ignoranz der zuständigen Gewobag. Nun will auch der Bezirk tätig werden. 

Mieter:innen eines Häuserblocks der landeseigenen Gewobag am Weigandufer/Ecke Wildenbruchstraße in Berlin-Neukölln leben seit Monaten einen Alptraum: Seit dem vergangenen Winter sei „ein Gestank aufgetreten, der nicht zu lokalisieren war“, schreibt eine Mieterin. Auch zuvor hätte die Hausverwaltung die Mieter:innen vernachlässigt, nun stinkt es ihnen aber gewaltig. 

Bereits im Februar hätten Mieter:innen die Hausverwaltung informiert. „Daraufhin passierte erstmal, wie immer, nichts.“ Als im Mai dann allerdings Wasser aus Wänden und Boden trat, hofften die Mieter:innen auf eine Reparatur des offenbaren Rohrschadens. 

„Seitdem ist nichts passiert. Das Wasser steht im Keller, es stinkt nach Fäkalien, der Geruch zieht in die Wohnungen, der Keller ist nicht mehr betretbar. Das Eigentum von Mieter*innen im Keller ist teilweise komplett verfault. Hunderttausende von Abortfliegen besiedeln die Wände. Und die Gewobag? Tut nichts.“

Mittlerweile müssten hunderte Mails und Anrufe an die Gewobag gegangen sein, die aber gar nicht mehr reagiere, schreibt die Mieterin. Dem Tagesspiegel antwortete die Gewobag dann auf Anfrage, dass es sich bei dem Wasser im Keller tatsächlich um „um eine Verunreinigung des Abwassers durch Fäkalien“ handele. 

Man bedauere „die dadurch entstandenen Unannehmlichkeiten für unsere MieterInnen sehr“ und arbeite zusammen mit den Berliner Wasserbetrieben an einer „zeitnahen Lösung“. 

[Dieser Text stammt aus dem Neukölln-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Hintergrund sei ein defekter Übergabeschacht der Wasserbetriebe, der von der Gewobag nicht eigenständig instandgesetzt werden könne. Einen nachhaltigen Schaden für das Haus sieht die Gewobag nicht, die Bausubstanz sei nur gering durchfeuchtet. 

Auf Nachfrage sagt eine Sprecherin der Gewobag, dass die zuständige Hauswartin im Juli – also immerhin fünf Monaten nach der ersten Meldung der Mieter:innen – im Keller des Hauses kleine Pfützen entdeckt habe. Daraufhin habe ein Dienstleister festgestellt, dass der Hauskasten defekt sei – was die Wasserbetriebe bestätigt hätten. Einen Rohrbruch habe man nicht feststellen können. 

Der defekte Schacht hätte regelmäßig überprüft werden müssen

„Seither stand ein Angebot der Berliner Wasserbetriebe zu den Instandsetzungsarbeiten sowie die Benennung eines Zeitfensters zur Reparatur auch nach wiederholten Nachfragen unseres Technikers aus. Heute haben wir ein Angebot erhalten und die Instandsetzungsmaßnahmen auch umgehend beauftragt“, sagte die Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage. Wann genau das Problem nun behoben werde, sei unklar.

Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe, bestätigt, dass die Gewobag den Schaden Mitte August gemeldet habe. Natz sagt aber auch: Die defekte Entwässerungsanlage hätte eigentlich von der Gewobag regelmäßig überprüft und instandgehalten werden müssen. Dies geschah offenbar nicht. „Letztlich, so sagen die Praktiker, kümmert sich darum aber leider fast niemand - so lange es läuft“, sagt Natz. 

Wasserbetriebe versprechen baldige Reparatur

Natz übernimmt auch die Verantwortung dafür, dass sich die Reparatur seit Mitte August verzögert hab und verweist auf einen Auftragsstau. „In diesem Fall hätten wir priorisieren müssen, was jetzt geschehen ist.“ Gleichzeitig macht er den Mieter:innen Hoffnung: Er rechne damit, dass der Anschluss etwa fünf Tage nach der Zustimmung der Gewobag saniert sei. 

Vorwürfe, dass die Gewobag die Schreiben der Mieter:innen ignorieren würde, kommentiert die Sprecherin so: „Wir haben unsere MieterInnen über einen Hausaushang und ein Schreiben informiert, dass wir zusammen mit den Berliner Wasserbetrieben an der Beseitigung des Schadens arbeiten. Wir werden auch weiterhin mit ihnen im Austausch bleiben und ihre, teils individuellen Fragen, direkt mit ihnen klären.“ 

Warum die Gewobag allerdings nicht bereits im Februar, als die Mieter:innen die ersten Probleme meldeten, eingeschritten ist, bleibt unklar. 

Nach der ersten Berichterstattung im Tagesspiegel-Checkpoint-Newsletter wird nun übrigens auch das Bezirksamt aktiv: Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) hat angekündigt, sich die Sache anzusehen.

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