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Schüler Benjamin Scolari aus Berlin-Hohenschönhausen hat zu Hause eine Videothek mit 750 Filmen

© Dominik Lenze / Tsp

Videothek im Jugendzimmer: 16-Jähriger aus dem Berliner Osten betreibt Gratisverleih

Rund 750 Filme hat Benjamin Scolari in seiner kleinen privaten Filmbörse im Angebot. Doch er sammelt nicht nur DVDs, sondern auch Filmrequisiten.

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Das Kinderzimmer von Benjamin Scolari ist eine Schatzkammer für Filmfans: Mehr als 750 Filme füllen die Regale des 16-Jährigen aus Hohenschönhausen – und es sollen noch sehr viel mehr werden. „In Filmen kann man Dinge sehen, die man sonst nicht sieht“, sagt er.

Weil er seine Filmfreude auch gern mit anderen teilen will, hat Scolaro eine Nachbarschaftsvideothek eröffnet. Mitgeholfen hat dabei das Nachbarschaftszentrum „Gute Pol.“ Doch neben Filmen aus allen möglichen Genres versteckt sich noch sehr viel mehr in Scolaris Zimmer: zum Beispiel ein Dokument aus der jüngeren Filmgeschichte, das mindestens für Fans jetzt schon historischen Wert haben dürfte.

Sein Lieblingsgenre sind Horrorfilme

An den ersten Film, den er gesehen hat, erinnert sich Scolari nur noch vage: „Ich glaube, das war ‚Pettersson und Findus’“, sagt er. Die lieblichen Geschichten um den alten Mann mit Hut und seinem Kater hat Scolari inzwischen lange hinter sich gelassen. Heute ist sein Lieblingsregisseur Quentin Tarantino, sein Lieblingsgenre ist – Horror.

750
Filme hat Scolari im Angebot

Die Nachbarschaftsvideothek hat er vor etwa einem Jahr geöffnet. Zu dieser Zeit besaß der 16-Jährige schon rund 400 Filme auf DVD. Stöbern und bestellen kann man online, die Filme kann man sich dann im Nachbarschaftszentrum „Der Gute Pol“ abholen. Dort fand Scolari Ermutigung und Unterstützung für seinen Traum von der eigenen Videothek: Geholfen hat ihm der Mitarbeiter Thomas Potyk. Gemeinsam veranstalten die beiden auch einmal im Monat einen Kino-Abend in dem Nachbarschaftszentrum.

In Filmen kann man Dinge sehen, die man sonst nicht sieht

Benjamin Scolari

Die Idee zum eigenen kleinen Filmbörse kam Scolari nicht nur aufgrund seiner Begeisterung – sondern auch, weil es immer weniger Videotheken gibt: „Die an der Greifswalder Straße war da schon zu, Frankfurter Allee auch …“, zählt er auf. Für die meisten Jugendlichen heutzutage seien Videotheken zwar keine wichtigen Anlaufpunkte, sagt er. Für ihn aber schon. „Gratis Filme schauen, das kann doch jeder“, sagt er.

Etwa ein Drittel seines Tages geht in die Arbeit für die Videothek, sagt Scolari. Im Internet recherchiert er, welche neuen Filme bald rauskommen. Die besorgt er sich dann zum Beispiel auf speziellen Handelsportalen. Dort bekommt er die DVDs dann schon früher, damit er sie pünktlich zum Verleihbeginn anbieten kann. Der 16-Jährige scrollt konzentriert durch die Angebote. Ältere Filme besorgt er sich bei eBay-Kleinanzeigen oder kauft sie anderen Videotheken ab.

Seine Leidenschaft gilt den Filmrequisiten

Scolari achtet darauf, seinen Kund:innen eine breite Auswahl an Filmen anzubieten und nicht nur solche, die unbedingt auch ihm gefallen. „Star Wars zum Beispiel: Mag ich gar nicht, hab’ ich aber trotzdem“, sagt er. Bei den Leuten, die seine Filmsammlung in Anspruch nehmen, handele es sich um eine „bunte Mischung“, erzählt er: Familien mit Kindern, ältere Menschen, auch einige junge Menschen. Der Verleih läuft über Scolaris Website. Wer sich hier registriert hat, kann einen Film online reservieren und dann im „Guten Pol“ in der Küstriner Straße 39 abholen. Und das kostenlos.

Star Wars zum Beispiel: Mag ich gar nicht, hab’ ich aber trotzdem

Benjamin Scolari

Bei seinen Film-Recherchen stöbert Scolari aber nicht nur in den DVD-Neuerscheinungen: Inzwischen hat der 16-Jährige eine Sammel-Leidenschaft für Film-Requisiten entwickelt. Die Originale werden teilweise überraschend günstig im Internet gehandelt. Etwas aufpassen, dass man nicht übers Ohr gehauen wird, muss man da schon.

Aber es gebe Echtheitszertifikate, erklärt Scolari. Und wenn man lange genug in den entsprechenden Foren unterwegs ist, kennt man die anderen Sammlerinnen und Händler. Der 16-Jährige zeigt auf dem Bildschirm seines Rechners auf einen Anbieter von Tarantino-Requisiten: „Er hier zum Beispiel aus England, der ist absolut vertrauenswürdig“, sagt er.

Eine wichtige Trophäe hängt an seiner Zimmerwand

Zurzeit wartet Scolari auf die Lieferung zweier Handschuhe, die Samuel L. Jackson in einem Tarantino-Film getragen hat. Eine seiner wichtigsten Trophäen hängt hoch oben an seiner Zimmerwand: Jenes Dokument, das die Freiheit von Broomhilda von Shaft aus Tarantinos „Django Unchained“ bescheinigt. Der Film handelt davon, wie der Protagonist in den USA des 19. Jahrhunderts seine Frau aus der Sklaverei rettet.

Dieses für diesen wichtigen Tarantino-Film zentrale Dokument hängt nun in einem Kinderzimmer in Hohenschönhausen. Und, darüber freut sich Scolari heute noch: Mit gerade einmal 50 Euro, die er bei einer Auktion für das Requisit ausgegeben hat, war es sogar noch ein Schnäppchen.

• Auf der Website berlin.videotheken-online.com können Sie in Benjamin Scolaris Filmsammlung stöbern. Gerade neu im Verleih: der aktuelle Ghostbusters-Film. Für die Videothek ist der 16-Jährige aus Hohenschönhausen übrigens vom Bezirksamt ausgezeichnet woren.

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