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2015 wurde der Sendemast, hier noch im Bild, gesprengt. Seither liegt die Fläche brach. 

© IMAGO / Jürgen Heinrich

Wohnungsbau in Berlin-Neukölln: Bis zu 1000 Wohnungen auf früherem Rias-Gelände geplant

Seit Jahren liegt das ehemalige Radio-Gelände im Süden Neuköllns brach. Nach Auseinandersetzungen um den Naturschutz soll hier jetzt bald gebaut werden.

Seit Jahren liegt das frühere Gelände des Rundfunks im Amerikanischen Sektor (Rias) im Neuköllner Ortsteil Britz brach. Nach einigen Diskussionen über die Fläche, insbesondere den Umweltschutz und die angrenzenden Gewerbegebiete, war es in den vergangenen Jahren still um die Fläche. 

Bis September 2013 sendete das Deutschlandradio Kultur von hier aus in die Welt, im Juli 2015 wurde der 160 Meter hohe Sendemast gesprengt. Zuvor hatte ab 1946 Rias von dem Gelände einer ehemaligen Baumschule aus gesendet. 

Zuletzt sorgte der damalige Eigentümer, der Hamburger Investor Becken Development, 2018 für Schlagzeilen, als er geschützte Bäume einfach abholzen ließ – und damit Tatsachen für eine Umwandlung der Fläche in Richtung Wohngebiet schuf. Ursprünglich sollte das gesamte Gelände zum Naturdenkmal erklärt und nur teilweise bebaut werden, das damalige Bebauungsplanverfahren wurde nach den illegalen Rodungen ausgesetzt.

Das klingt heute anders: Mittlerweile hat das Gelände den Besitzer gewechselt und gehört nun einer Joint Venture aus der landeseigenen Wohnungsgesellschaft Gewobag und den in Berlin nicht ganz unbekannten Immobilieninvestoren Matthias Bahr, Jan Kleppe und Alexander Hilbich. 

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Deren Firma „Rias/Gewobag Projektentwicklung Britzer Damm GmbH“ will auf dem knapp neun Hektar großen Gelände laut eigener Aussage 1000 neue Wohnungen errichten, darunter 30 Prozent preisgebundene gemäß dem Berliner Modell und auch anteilig barrierefreie.

Im nördlichen Teil sollen Gewerbeflächen entstehen, bei denen laut den Angaben „circa 1000 neue Arbeitsplätze im Hochtechnologiesektor entstehen“ sollen. Die Gewerbegebiete „sollen bestehenden Unternehmen vor Ort ermöglichen sich zu vergrößern, aber auch Raum für neue Unternehmen schaffen“, heißt es auf der Seite von Matthias Bahrs Livos Gruppe.

[Dieser Text stammt aus dem Neukölln-Newsletter vom Tagesspiegel. Den kompletten Newsletter gibt es kostenlos unter leute.tagesspiegel.de]

Ganz beerdigt ist der Plan eines Naturdenkmals aber auch noch nicht: Laut den Planungen soll im Westen und Süden der Fläche, angrenzend an den dortigen Friedhof, ein naturnaher Grünraum erhalten bleiben. Aus dem Aufstellungsbescheid für das aktuell laufende Bebauungsplanverfahren aus dem Herbst 2020 geht hervor, dass Bezirksamt und neue Eigentümer sich auf Ausgleichsmaßnahmen für die illegalen Rodungen geeinigt haben. So sollen etwa ein neuer Eichenmischwald, Gebüsche, Hecken und Einzelbäume neu gepflanzt, eine Wiese und Kräuter gesäät und Betonflächen entsiegelt werden.

Langfristiger Schutz für Eiszeit-Gewässer

Auf dem Gelände finden sich mit dem Großen Ecker- und dem Brandpfuhl auch zwei geschützte eiszeitliche Gewässer, die laut B-Plan-Entwurf langfristig geschützt werden müssen. Planungen, das Gebiet rund um die Pfuhle für die Öffentlichkeit zu öffnen, wurden allerdings offenbar mittlerweile verworfen. 

So heißt es nun auf der Seite des Bauprojektes: „Die große Grünfläche im Westen und Süden des Entwicklungsfeldes soll nach aktuellem Stand der Abstimmungen mit dem Umwelt- und Naturschutzamt Neukölln als naturnaher Grünraum von einer öffentlichen Nutzung ausgenommen werden.“

Infoveranstaltung für Anwohnende

Für Anwohnende und weitere Interessierte findet am Donnerstag, 16. Juni, ab 17.30 Uhr eine Infoveranstaltung im Kulturstall von Schloss Britz (Alt-Britz 73) zum Bauprojekt statt. Bis 21.30 Uhr soll es an verschiedenen Themeninseln Infos zur Projekthistorie und zum bisherigen Planungsstand geben. Auch Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne) ist vor Ort und soll um 18 Uhr das Bauprojekt kurz einordnen. Infos zum Bauprojekt und zur Infoveranstaltung gibt es hier.

Ab dem 20. Juni bis zum 8. Juli liegen auch die Bebauungsplanentwürfe für das ehemalige Rias-Gelände im Stadtentwicklungsamt aus. Im selben Zeitraum ist der B-Plan-Entwurf auch online einsehbar.

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