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Feuerwerksmesse: Bombenschuss über Tempelhof abgesagt

Eigentlich sollte am Wochenende ein 450-Kilo-Feuerwerksgeschoss explodieren – in 800 Metern Höhe. Daraus wird nichts. Aber geknallt hat es zwischen den Beteiligten trotzdem schon.

Der Berliner lässt es gern krachen. Kaum ein Wochenende vergeht ohne Feuerwerksglühen am Nachthimmel. Doch pyrotechnische Großveranstaltungen scheinen einige Sprengkraft zu besitzen. Zuletzt war die Pyromusikale im Juli 2009 auf dem Tempelhofer Feld gefloppt, am Ende ging der Veranstalter pleite. Obwohl es seitdem eine gewisse Skepsis gegenüber der Pyrotechnik auf dem Tempelhofer Feld gibt, findet dort ab Donnerstag die Feuerwerksmesse „Pyro-World“ statt. Und prompt gibt es Streit.

Die Firma Bavaria-Fireworks wollte auf dem ehemaligen Flughafen einen europäischen Rekord starten. Der Name: „Projekt 1000“. Eine 450 Kilogramm schwere und einen Meter dicke Feuerwerksbombe sollte am Sonnabend aus einer mehrere Meter in den Boden eingelassenen Röhre mittels Explosion in den Tempelhofer Nachthimmel geschossen werden. Wenn die Höhe von 800 Metern erreicht ist, so der Plan, explodiert die Kugel in Sträuße aus „bunten Feuerblumen“.

Doch daraus wird vorerst nichts. „Das Vorfeld ist denkmalgeschützt, wir können da nicht einfach etwas in den Boden graben“, sagt Antje Schnieblich, die die Messe für den Flughafenbetreiber betreut. Die Frage stellt sich für sie aber auch nicht. „Der Messeveranstalter ist nie mit diesem Projekt an uns herangetreten.“ Das wundert Bavaria-Geschäftsführer Udo Neumann. Er fühlt sich sogar arglistig vom Veranstalter getäuscht. Denn man habe fest damit gerechnet, die Bombe über Berlin zünden zu dürfen. Sogar ein Test sei am 28. Oktober südlich von Berlin auf dem Gelände der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung durchgeführt worden. Jetzt habe sich aber herausgestellt, dass da schon längst bekannt war, dass es nie eine Genehmigung geben wird. „Wir glauben, dass die Absage so lange geheim gehalten wurde, um dem Ticketverkauf nicht in die Quere zu kommen.“ Mit mehr als 2000 Besuchern rechnen die Veranstalter, vergangene Woche waren bereits 800 Karten verkauft – jetzt fehlt eine der Hauptattraktionen. Laut Programm sollte der Rekordversuch um 20.30 Uhr der Abschluss der Feuerwerkshows sein.

Am Donnerstagmorgen startet die Messe im Hangar 5; am ersten Tag ist sie den Fachbesuchern vorbehalten. Ab Freitag können sich auch Feuerwerkfans über die neuesten Trends informieren. Begleitet wird die Veranstaltung von Feuerwerkskünstlern aus China, Finnland, der Türkei und Deutschland. Sechs Pyrotechnikshows werden abgefeuert, eine davon durch Vize-Weltmeister Vulcan aus Hong Kong. Danach erklingt Musik.

Christian Dettmer, Geschäftsführer des Messeveranstalters Pyro Light, bedauert, dass der Abschuss der Bombe nicht stattfindet. Die Bavaria habe aber ihren Probeabschuss zu lang hinausgezögert. Außerdem habe sich dabei gezeigt, dass die Bombe um 100 Meter zu hoch geflogen sei, ein unkalkulierbares Risiko. Er habe den Leuten von Bavaria bereits früh klargemacht, dass das Projekt mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht stattfinden wird. Dem Tagesspiegel liegt allerdings eine E-Mail vom 4.November vor, die den Bavaria-Leuten bescheinigt: „Ihr könnt loslegen.“ Der Schuss sei zu 99 Prozent gesichert. Die Verhandlungen liefen noch.

Dass die Bombe ein Anreiz zum Ticketkauf sein sollte, bestreitet Dettmer: „Das ist ein einziger Abschuss. Die Leute kommen doch wegen der sechs Feuerwerkshows.“ Auf der Internetseite der Messe unter „Aktuelles/News“ stehen immer noch zwei Fotos mit der Riesenbombe.

Aus Fehlern anderer Feuwerker wollen die Veranstalter gelernt haben: Die Lautstärke liege um Längen unter der von 2009, als bei der Pyromusikale die Explosionen noch spät in der Nacht in weiten Teilen der Stadt zu hören waren. Am Freitag und Sonnabend würden auf jeden Fall leisere Feuerwerkskörper gezündet, sagt ein Sprecher. Zudem seien alle Vorführungen um 21 Uhr beendet. Auch eine Sperrung der nahegelegenen Stadtautobahn wie 2009 sei nicht geplant. „Wir sind in erster Linie eine Messe mit Feuerwerksprogramm.“ Und nicht nur das: Die Feuerwehr klärt an einem Stand über Risiken der Knallerei auf.

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