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Staatsschutz ermittelt nach Feuer an Stellwerk : Polizei geht von Brandstiftung aus – Strecke Hannover–Berlin wieder frei
Nach dem Brand eines Bahn-Schaltkastens geht die Polizei von vorsätzlicher Brandstiftung aus und schließt einen politischen Hintergrund nicht aus. Für Fahrgäste gibt es derweil gute Nachrichten.
Stand:
Die Polizei geht nach dem Brand an einem Stellwerk der wichtigen Bahnstrecke zwischen Berlin und Hannover von schwerer vorsätzlicher Brandstiftung aus. Die Spurenlage an dem Stellwerk in Lehrte deute darauf hin, teilte eine Sprecherin der Polizei Hannover mit. Zuvor hatten die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ und der NDR berichtet.
Die Deutsche Bahn sprach von „Vandalismusschäden“. Nach dem Brand an einem Stellwerk in Lehrte ermittelt angesichts bundesweit ähnlicher Vorfälle in jüngerer Vergangenheit der Staatsschutz. Die Spezialeinheit der Polizeidirektion Hannover habe den Fall übernommen, da eine politische Motivation nicht auszuschließen sei, sagte ein Sprecher.
Die Polizei ermittle weiterhin in alle Richtungen, denn die Ursache des Brandes sei noch unklar. Bisher gebe es keine Verdächtigen.
Der Schaltkasten war am Freitagabend bei Lehrte im Großraum Hannover in Brand geraten und sorgte in der Folge für Behinderungen im Fernverkehr in Richtung Berlin und Magdeburg.
Inzwischen können Bahnreisende zwischen Hannover und Berlin jedoch aufatmen: Die Fernzüge von Hannover in Richtung Berlin würden wieder ohne Umleitung regulär fahren, wie ein Bahnsprecher auf Nachfrage mitteilte. In Gegenrichtung ist dies ebenfalls der Fall.
Somit seien fahrende Fernzüge zwischen Hannover und Berlin wieder ohne nennenswerte Verzögerungen unterwegs. Vereinzelte Züge müssten jedoch noch entfallen, hieß es weiter. Weiterhin verspäten sich demnach die IC-Züge zwischen Hannover und Magdeburg wegen einer Umleitung um etwa 25 Minuten. DB-Personal arbeite „mit Hochdruck“ daran, die entstandenen Schäden zu beheben. Die Reparaturarbeiten werden laut dem Bahnsprecher voraussichtlich bis zum Nachmittag andauern.
Bundesweit hatte es in den vergangenen Wochen wiederholt Brandanschläge auf die Infrastruktur gegeben, zu denen sich anschließend im Internet mutmaßliche Linksextremisten bekannten. Im August sorgte ein absichtlich gelegter Brand an Signalkabel der Bahn bei Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen für erhebliche Verkehrsstörungen. In der vergangenen Woche kappte ein mutmaßlicher Brandanschlag auf Strommasten in Berlin die Energieversorgung zehntausender Menschen.
Betrunkener 19-Jähriger rammte Betonpoller
Zusätzlich zu dem Brand kam es am späten Samstagabend zu einem Unfall in Hannover-Kleefeld. Ein 19 Jahre alter Autofahrer rammte betrunken mit seinem Wagen einen Betonpoller, der auf die ICE-Strecke geschleudert wurde. Die Oberleitung wurde beschädigt, ein vollbesetzter ICE mit rund 900 Passagieren musste stoppen. Der Vorfall hatte aber nur geringe Auswirkungen auf den Fernverkehr.
Unter den Fahrgästen gab es zunächst keine Verletzten, allerdings kam es nach Angaben der Polizei während der mehrstündigen Wartezeit auf freier Strecke zu mehreren medizinischen Notfällen durch Kreislaufprobleme und Dehydrierung. Unter den Passagieren befanden sich auch rund 400 Fußballfans.

© Moritz Frankenberg/dpa
Einsatzkräfte und Bahn-Mitarbeitende kümmerten sich um die Evakuierung der Reisenden. Viele Fahrgäste verließen den Zug zu Fuß in Richtung Kleefeld, andere wurden später mit Bussen zum Hauptbahnhof Hannover gebracht. Der havarierte ICE wurde anschließend von einer Diesellok abgeschleppt.
In dem Unfallauto saßen nach Polizeiangaben drei Menschen, an der Unfallstelle wurde jedoch nur noch der alkoholisierte Fahrer angetroffen. Obwohl sich der Wagen überschlagen hatte und auf dem Dach zum Liegen kam, wurde der Fahrer offenbar nicht schwerer verletzt und rein vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. (dpa, AFP)
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