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Musik verbindet. Die Solisten beim Eröffnungskonzert der 33. Saison können sich mit Orchester und dem Dirigenten über große Begeisterung im Publikum freuen.

© Zuzanna Specjal

Brandenburgische Sommerkonzerte: Himmlische Klänge besiegen Donnergrollen

Die Brandenburgischen Sommerkonzerte bringen in ihrer 33. Saison Menschen aus Stadt und Land zusammen. Zum Auftakt in Luckau war die Begeisterung des Publikums groß.

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Klatschmohn zur Einstimmung auf die Brandenburgischen Sommerkonzerte ist auch in der 33. Saison attraktiv wie eh und je. Auf der Bus-Anreise aus Berlin wiegen sich immer wieder rote Blumen am Wegesrand im Wind, dazu Felder und Wälder, so weit das Auge reicht. Natur pur, der ein großes Kulturerlebnis folgt: Das sind die Klassiker auf Landpartie.

Diesmal hat die Saison in Luckau mit einem besonderen Beben begonnen. Das Orchester der Komischen Oper spielt unter der Leitung von Ariel Zuckermann zunächst die Ouvertüre zu Felix Mendelssohn Bartholdys „Ein Sommernachtstraum“. Es folgt Beethovens Tripelkonzert mit den international renommierten Solisten Marie-Elisabeth Hecker am Violoncello und Martin Helmchen am Klavier, die ganz in der Nähe in Bornsdorf wohnen. Die Violine spielt Antje Weithaas.

St. Nikolai in Luckau ist restlos ausverkauft

Mit im Spiel ist ein grandioses Gewitter, das sein Donnergrollen durch die hohen Kirchenfenster schickt, das außergewöhnliche Klangerlebnis aber nicht beeinträchtigen kann. Das Publikum in der restlos ausverkauften Kirche St. Nikolai kriegt sich kaum wieder ein vor Begeisterung. Stammgäste der ersten Stunde, wie der Verleger Dieter Beuermann, heben anschließend immer wieder Details hervor, die ihnen besonders gefallen haben.

Das Ritual rund um das Konzert ist typisch für die Sommerkonzerte, die sich einst aufmachten, nach dem Fall der Mauer Menschen aus Ost und West im Zeichen der Musik zusammenzubringen.

Beim Sandmännchen vorbeischauen

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rühmt in seiner Ansprache besonders die Verdienste des „positiv verrückten“ Gründers Werner Martin, der einst die Idee hatte, Menschen über Natur und Kultur zusammenzubringen und Freundeskreise schuf, die bis heute Bestand haben. Wie in den Anfangstagen sitzt er zusammen mit seiner Frau Karin auf dem Stammplatz in der ersten Reihe, umgeben von alten Freunden, wie Detlev Fricke und Frau.

Begonnen hat der Tag mit Spaziergängen, der traditionellen Kaffeetafel im Grünen mit selbstgebackenem Kuchen vom örtlichen Freundeskreis, diesmal zugunsten der örtlichen Kinderbetreuung. Und Pfarrer Martin Meyer hat die Zahlenspiele rund um die Zahl Drei zur 33. Saison und dem Tripelkonzert als Steilvorlage genommen zu erläutern, was die Altarbilder in seiner Kirche aus dem 13. Jahrhundert zum Thema Dreifaltigkeit erzählen.

Anekdoten aus den frühen Jahren

Im Anschluss an das Konzert versammeln sich die Zuhörer nahe der Kirche am Fuß des Schlossbergs noch einmal gemeinsam zum Abendliedersingen bei einem Glas Wein: „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Gerade bei den Organisatoren der ersten Stunden, als die West-Berliner und die Brandenburger sich erst noch kennenlernen mussten, wird manche Anekdote wieder wach.

Wie die Städter sich auf selbstgebackenen Streuselkuchen freuten und die Landbewohner ihnen etwas ganz Besonderes gönnen wollten, indem sie die für sie noch neuen und entsprechend attraktiven Tiefkühltorten auftauten. Wie der Sonderzug mal den richtigen Bahnhof verpasste. Wie keine Steckdose für die Kaffeemaschine zu finden war. Lange her.

Wer mit dem eigenen Auto gekommen ist, kann anschließend noch im Ratskeller ein exzellentes Abendessen zu sich nehmen und dazu den berühmten Luckauer Wein trinken. Auch die Künstler sitzen dort noch an der langen Tafel mit dem Gründer Werner Martin und haben sogar ihre Kinder mitgebracht.

Es gibt einiges zu besprechen. Innerhalb der Brandenburgischen Sommerkonzerte treffen sich schon zum zweiten Mal Solisten aus ganz Europa zum Internationalen Kammermusikfestival „Fliessen“. Vom 22. bis 28. Juli kommen 13 Künstler zu vier Konzerten im Spreewald und in der Niederlausitz zusammen, um gemeinsam zu musizieren und miteinander zu sprechen, zum Beispiel über „Kultur und Macht“.

Ja, die Sommerkonzerte haben Krisen überstanden, das erwähnt der Vorstandsvorsitzende Heilwalt Georg Kröner. Werner Martin dankt ausdrücklich dem kreativen Geschäftsführer Wolfram Korr, der selbst Musiker ist. Und das Publikum? Genießt die kommunikative Atmosphäre wie eh und je, den Spaziergang durch die schöne Altstadt, auch überraschende Entdeckungen wie eine Ausstellung „Unser Sandmännchen“ in der Kulturkirche.

Besondere Orte werden anlässlich der neuen Saison auch beim Gegenbesuch in der Stadt geboten. Am Sonntagnachmittag traten junge Künstler in der ebenfalls ausverkauften Carl-Bechstein Klaviersammlung in Spandau auf. Sie kennen zwar nichts anderes als das wiedervereinigte Deutschland, aber die Idee, Menschen zusammenzubringen, bleibt zu jeder Zeit attraktiv.

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