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Ihr Ende naht … Diese Züge werden aussortiert. Auf den Linien U 1 bis U 4 rollen die neuen Wagen.

© Thilo Rückeis

Investition in den Nahverkehr: BVG kauft für 600 Millionen Euro neue Züge

Der BVG-Aufsichtsrat bestellt 39 Straßenbahnen. Auch die U-Bahn erhält moderne Wagen, allerdings erst ab 2017. Wichtigstes Projekt bleibt Bau der U5.

Die BVG rüstet sich für die Zukunft. Der Aufsichtsrat hat den Kauf von 39 Straßenbahnzügen und 26 U-Bahn-Zügen beschlossen. Zusammen mit den bereits 2010 bestellten 99 Trams vom Typ Flexity summiert sich die Investitionssumme auf rund 600 Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Landeshaushalt.

Der Aufsichtsrat beschloss außerdem, die Verträge von Vorstandschefin Sigrid Nikutta und vom Vorstand für Vertrieb und Finanzen, Henrik Falk, um fünf Jahre zu verlängern. Allerdings muss noch die Gewährträgerversammlung der Verlängerung zustimmen.

Die neuen Züge vom Hersteller Bombardier werden als Niederflurbahnen vor allem auf den Metrotramlinien M 2 bis 8 eingesetzt. Dort habe sich – auch wegen der modernen Züge – das Fahrgastaufkommen in der Hauptverkehrszeit an bestimmten Tagen verdoppelt, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Überfüllte Züge führten im Winter dazu, dass Fahrgäste nicht mehr mitgenommen werden konnten.

Anders als bislang geplant, sollen wegen der steigenden Fahrgastzahlen mehr längere 40-Meter-Züge gekauft werden. Die Mehrzahl der Fahrzeuge kann ohne Wendeschleife hin- und herfahren – auch das erhöht die Kapazität. Parallel zum Einsatz der neuen Bahnen werden die alten Tatrazüge bis 2017 „endgültig ausgemustert“, heißt es in einer Mitteilung. Die Tatrazüge verursachen erhebliche Wartungskosten.

Die neuen U-Bahnzüge sollen auf den sogenannten Kleinprofil-Strecken eingesetzt werden. Dies sind die Linien U 1 bis U 4. Die neuen Züge werden aber erst ab Ende 2017 geliefert und dann Züge einer alten Baureihe ersetzt werden. Die alten Fahrzeuge werden dann 45 Jahre im Betrieb gewesen sein.

Die U-Bahn-Züge sollen durchgehend begehbar sein und eine Luftfederung aufweisen, die „einen erhöhten Fahrkomfort sichert“. Zudem werden sie komplett mit Videokameras ausgerüstet. Für Rollstuhlfahrer soll es einen barrierefreien Einstieg geben und einen speziellen Stellplatz im Inneren der Wagen. Auch die Taster zum Öffnen der Türen sollen behindertengerecht angebracht werden. Die neuen Züge werden energiesparend ausgeführt. Ein Fünftel der Bremsenergie soll in die Stromschiene zurückgeführt werden.

Das wichtigste BVG-Projekt ist weiterhin die U-Bahnlinie 5

… und ihres ebenfalls. Diese alten Tatrabahnen werden bis 2017 ausgemustert und durch neue Züge ersetzt.
… und ihres ebenfalls. Diese alten Tatrabahnen werden bis 2017 ausgemustert und durch neue Züge ersetzt.

© Kai-Uwe Heinrich

Um die neuen Züge zu testen, werden zunächst nur zwei so genannten Vorserienfahrzeuge in Auftrag gegeben. Deren Lieferung ist 2015 geplant. Den Zuschlag hat die Firma Stadler Pankow erhalten. Die neuen Wagen sollen im typischen U-Bahn-Gelb gestrichen werden – eine andere Farbe würden die Berliner nicht akzeptieren, sagte Sprecherin Reetz. Die 26 neuen U-Bahnzüge sollen 158 Millionen Euro kosten.

Stefan Gelbhaar, verkehrspolitischer Sprecher der Bündnisgrünen, wurde ein wenig überrascht von der Verlängerung der Vorstandsverträge. Nikutta habe eine gute Arbeit gemacht, bei Falk sei das schwer einzuschätzen. Gelbhaar kritisiert, dass Falk seinen Posten ohne förmliche Ausschreibung erhalten habe. Dieser Anfangsfehler werde mit der Vertragsverlängerung nicht geheilt.

Die Bestellung der neuen Fahrzeuge gilt unter Experten als sinnvoll und sachgerecht, um den Betrieb dauerhaft zu sichern und nicht in ein Chaos abzugleiten wie bei der S-Bahn.

Das wichtigste Projekt der BVG ist aber weiterhin der Bau der U-Bahnlinie 5. An der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden wird derzeit der Kreuzungsbahnhof „Unter den Linden“ errichtet – dazu werden große Teile der Kreuzung für ein Jahr gesperrt. Betroffen davon ist auch der Tunnel der U 6, zwischen den Bahnhöfen Friedrichstraße und Französische Straße. Hier muss die Röhre abgerissen und neu gebaut werden, damit sich künftig die Linien U 5 und U 6 hier treffen können. Am Montag will die BVG Details der Bauarbeiten bekannt geben. Die Sperrung dauert vom 1. Juli bis zum Oktober 2013. Am 1. Juli ist „Tunneltag“, dann sollen die Berliner Gelegenheit haben, durch den alten Tunnel der U 6 zu spazieren, bevor er abgerissen wird.

Bis Herbst 2014 arbeitet sich die Tunnelbohrmaschine unter der Erde voran. In vier Jahren werden die Baugruben wieder verfüllt und die Wasser-, Strom- und Gasleitungen, die auf Bürgersteige und Straßen gezerrt wurden, wieder unter der Erde versteckt. Der Bau der 2,2 Kilometer langen Strecke soll rund 433 Millionen Euro kosten, die zum größten Teil der Bund finanziert. 2019 – wenn alles klappt – werden erstmals Züge von Hönow bis zum Hauptbahnhof fahren. Die BVG erwartet auf der U 5 150 000 Fahrgäste täglich. Die neue Linie allerdings hat das Großprofil, die neuen Züge können hier nicht fahren.

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