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BVG stellt Strategie gegen die Krise vor: Neue Berliner U-Bahnzüge kommen ab September 2025
Die BVG will in den nächsten Monaten wieder deutlich zuverlässiger werden. Helfen sollen vor allem neue Züge. Bei der Fahrgastinformation kommen schon jetzt wichtige Verbesserungen.
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Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen die teils massiven Betriebsprobleme bei der U-Bahn im kommenden Jahr dank neuer Züge überwinden und zugleich die Fahrgastinformation verbessern. Ziel sei es, mittelfristig wieder eine Zuverlässigkeitsquote von 99 Prozent zu erreichen, sagte BVG-Chef Henrik Falk.
Der Vorstandsvorsitzende stellte gemeinsam mit Vorstandskollegin Jenny Zeller-Grothe am Freitag die Strategie des Unternehmens für 2025 sowie weitere Details zur mittelfristigen Planung vor. Damit soll die Krise, in der sich die BVG befindet, beendet werden.
„Wir müssen klar sagen, dass das, was wir da gerade bringen, nicht unserem Anspruch und dem unserer Fahrgäste entspricht“, gestand Falk. Auf Zehn-Jahres-Sicht ist die Zuverlässigkeit bei U-Bahn, Tram und Bus deutlich gesunken.
Ab September 2025 kommen die neuen U-Bahnen der BVG
Besonders eklatant ist der Leistungsabfall im U-Bahnbetrieb. Von den Voraussetzungen her müsste es eigentlich das stabilste Verkehrsmittel sein. Doch im laufenden Jahr erreichte die BVG im Untergrund teilweise nur noch eine Zuverlässigkeit von 85 Prozent. Auch aktuell liegt der Wert, der über die Ausfälle Auskunft gibt, bei unter 95 Prozent. Immerhin habe man es geschafft, dass der Trend wieder nach oben zeige, sagte Falk. Daran wolle man im neuen Jahr anknüpfen.
Helfen sollen dabei gegen Ende 2025 auch endlich die lang ersehnten neuen U-Bahnzüge. Die Auslieferung hatte sich zuletzt immer wieder verschoben. Ab September sollen nun zunächst 140 Wagen der Kleinprofil-Baureihe JK in den Betrieb gehen. Bis Ende des Jahres sollen sie alle im Fahrgasteinsatz sein, versprach Falk.
Im Juli 2026 sollen dann auch die Großprofilzüge der Serie J eingesetzt werden. Alle dieser zunächst 236 Wagen sollen bis Ende 2026 durch die Stadt rollen. Bis Ende 2027 plant die BVG dann nochmals mit insgesamt 108 zusätzlichen Wagen aus beiden Serien.
Neufahrzeuge sollen alte Berliner U-Bahnen ersetzen
Mehr Fahrzeuge werden die Verkehrsbetriebe deshalb nicht haben. „Die Idee ist, dass es neben der Einflottung um die Ausflottung geht und wir so schnell wie möglich die alten U-Bahnen wegbekommen“, sagte Falk. Für die Neufahrzeuge gebe es sonst keinen Platz. Geplant sei ein Eins-zu-eins-Tausch.
Dennoch rechnet Falk damit, dass die neuen Züge den Betrieb stabilisieren. Schon jetzt würden die vorhandenen Fahrzeuge theoretisch für den ursprünglich für 2024 vereinbarten Fahrplan ausreichen. Doch die teils 60 Jahre alten U-Bahnen sind extrem reparaturanfällig. Regelmäßig fallen deshalb Züge aus und fehlen im Betrieb. Das soll mit den Neufahrzeugen nicht mehr der Fall sein.
BVG will Fahrplankürzungen bei U1 bis U4 ab Herbst 2025 zurücknehmen
Damit sollen perspektivisch auch die im September eingeführten Fahrplankürzungen zurückgenommen werden. Ab Herbst 2025 soll auf allen Kleinprofillinien U1 bis U4 der Fahrplan wieder verdichtet werden, sagte Falk.
Auf der U3 sollen ab Ende 2025 sogar nur noch neue U-Bahnen unterwegs sein. Schon ab Sommer will die BVG auf der Linie zudem keine Kurzzüge und grundsätzlich mit acht statt sechs Wagen pro Zug fahren. Damit erhöhe sich die Fahrgastkapazität auf der viel genutzten Linie auf einen Schlag um 30 Prozent.
Sollte es dennoch Betriebsprobleme geben, sollen die Nutzer darüber künftig wenigstens besser informiert werden. „Nach wie vor werden Informationen nicht in der Präzision angezeigt, wie ich sie mir wünsche“, sagte Falk. Die BVG sei in dem Feld „nicht state of the art“. Im kommenden Jahr will die BVG daher ihre Fahrgastinformation grundlegend verbessern.
Bereits seit einigen Monaten werden dazu sukzessive digitale Fahrpläne an Haltestellen installiert. Ab sofort will die BVG auch endlich in ihren Apps und auf der Internetseite ausgefallene Fahrten sofort anzeigen.
Wir setzen Leute hin, die diese Fahrten eintippen, damit man als Fahrgast sieht, welcher Bus und Zug nicht kommt, oder sich verspätet.
BVG-Chef Henrik Falk zur Verbesserung der Fahrgastinformation in den BVG-Apps
Automatisiert lasse sich das noch nicht umsetzen, sagte Falk. Stattdessen soll es händisch gehen. „Wir setzen Leute hin, die diese Fahrten eintippen, damit man als Fahrgast sieht, welcher Bus und Zug nicht kommt oder sich verspätet.“
Auch wer nicht in die App schaut, soll besser informiert werden. In den Bussen werden ab sofort zudem Umsteigeverbindungen in Echtzeit angezeigt. Kommendes Jahr soll dies auch in der U-Bahn folgen und 2026 in den Trams.
BVG will an U-Bahnhöfen Live-Durchsagen in Deutsch und Englisch einführen
Besser soll die Informationslage auch in den U-Bahnhöfen werden. Ab Januar startet die BVG in einem Pilotprojekt mit Live-Ansagen zu Zugausfällen und Störungen auf den Bahnsteigen in Deutsch und Englisch.
Dazu werden neue Arbeitsplätze in den Leitstellen geschaffen. „Zu Mitte des Jahres werden wir es hinbekommen, dass Sie auf dem Bahnsteig diese Ansagen live und zweisprachig bekommen“, sagte Falk.
Einen weiteren Sprung erhofft sich der Vorstandschef 2026. Dann will die BVG gemeinsam mit der Hamburger Hochbahn eine gemeinsame App starten. Sie soll alle anderen Apps der beiden Verkehrsunternehmen ersetzen und perspektivisch auch von anderen Städten genutzt werden können. „Der ganze Wahnsinn, dass jede Stadt es nochmal neu macht, hört auf. Diese eine App wird die sein, die die Städte bewegt“, sagte Falk.
Aus Fahrgastsicht besonders interessant: Die Echtzeitanzeige von Fahrten auf einer Karte. „Sie werden sehen, wo genau ist mein Bus gerade und wann ist er da. Wie in einer Taxi-App“, versprach der BVG-Chef.
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