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Aktuell gibt es 20 Baustellen an Berliner U-Bahnhöfen.

© dpa/Daniel Naupold

BVG zeigt ihre Baustellen: Darum wird an Berlins U-Bahnhöfen so lange gebaut

Jannowitzbrücke, Hermannplatz, Bayerischer Platz: Die BVG lädt zur Baustellentour – und erklärt, welche Herausforderungen es bei der Instandsetzung gibt.

Wer regelmäßig in Berlin U-Bahn fährt, kommt um Baustellen nicht herum. Mal wird eine Rolltreppe oder ein Fahrstuhl eingebaut, manchmal sind ganze Stationen über Monate gesperrt. Am Mittwoch luden die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zur Baustellentour. „Wir wollen zeigen, warum manches etwas länger dauert“, erklärt BVG-Bauchef Uwe Kutscher.

Die Tour beginnt im U-Bahnhof Jannowitzbrücke, wo seit einigen Jahren ein neuer Ausgang und ein Fahrstuhl eingebaut werden. Auch die Deckenhöhe der Bahnhofshalle ist vergrößert worden, indem eine Zwischendecke entfernt und dadurch zwei Ebenen zusammengelegt wurden.

Da der Bahnhof wie die allermeisten U-Bahnhöfe unter Denkmalschutz steht, seien in Absprache mit dem Denkmalamt spezielle gestalterische Vorgaben zu beachten, erklärt der Architekt Martin Renz, der bei der BVG das Projektmanagement Bahnhöfe leitet.

Aktuell gibt es 20 Baustellen an Berliner U-Bahnhöfen. Zwischen 150 und 180 Millionen Euro gibt die BVG im Jahr für die Instandhaltung ihres U-Bahnnetzes aus, etwa 100 Millionen Euro für Baumaßnahmen wie Sanierungen oder den Einbau von Aufzügen. Die Gelder stammen aus Sondermitteln des Senats. „Wir haben keine Geldsorgen und theoretisch könnten wir auch noch mehr Mittel ausgeben“, sagt BVG-Bauchef Kutscher.

Die Schwierigkeiten würden woanders liegen. Bauunternehmen seien derzeit nur schwierig zu bekommen. Aktuell komme es auch immer wieder zu Materiallieferproblemen, zum Beispiel bei der Technik für Aufzüge.

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Am U-Bahnhof Hermannplatz zeigen sich besondere bauliche Herausforderungen. „Eigentlich müsste hier die ganze poröse Betondecke raus“, sagt Kutscher. Früher habe man dafür wegen der Gefahr von einlaufendem Wasser den Grundwasserspiegel abgesenkt, heute wolle man das aus Umweltschutzgründen nicht mehr machen.

Als zusätzliche Belastung komme die mehrspurige Straße Hasenheide hinzu, die über dem Bahnhof verläuft. Statt einem kompletten Austausch werde die Betondecke daher ertüchtigt.

Dafür habe man etwa 18.000 ein Meter tiefe Löcher in die Decke gebohrt, erklärt ein Bauarbeiter. Durch die Löcher werde dann flüssiges Harz eingegeben, das die Decke nach Erkalten verfestigt. Anschließend soll die Betonschicht von außen abgedichtet werden. Das Ganze soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein, die Kosten liegen bei etwa zehn Millionen Euro.

Genehmigungsverfahren dauern mehrere Jahre

Auch der Bau eines Aufzuges bringt Schwierigkeiten mit sich, wie am Bayerischen Platz deutlich wird. „Wir müssen den Fahrstuhl passgenau über drei Ebenen – vom Bahnsteig der U7 über die darüberliegende U4 bis nach oben auf die Straße – einbauen“, erläutert Kutscher. Dabei müssten auch viele Leitungen umgelegt werden. Als der alte Bahnhof 2014 abgerissen und ein neuer gebaut wurde, war ein Aufzug für 2016 in Aussicht gestellt worden. Seitdem wird hier geplant und gewerkelt.

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Ein Problem stellten die langen Genehmigungsverfahren dar, sagt Kutscher. „Vor 20 Jahren lag die Dauer bei etwa einem halben Jahr, jetzt müssen wir bei Aufzügen mit vier bis fünf Jahren Genehmigungszeit rechnen.“ Die aktuellen Bauprojekte seien größtenteils bereits 2014 angeschoben worden. „Es sind einfach zu viele, die mitreden.“

Inzwischen seien 50 Träger öffentlicher Belange, Verbände und Behörden an den Genehmigungsverfahren beteiligt. Mit allen Beteiligten müsse ein Konsens erreicht werden. Zum Teil könne es ein halbes Jahr dauern, bis die beteiligten Träger postalisch eine Stellungnahme einreichen. „Es wäre besser, wenn man mehr bilateral abstimmen könnte und nicht alles zentralisiert geklärt werden muss.“ 38 der mehr als 170 U-Bahnhöfe in Berlin sind noch ohne Aufzug. Bei sechs bis sieben neuen Aufzügen pro Jahr, sagt Kutscher, könnten in vier bis fünf Jahren alle Bahnhöfe ausgestattet sein.

Valentin Petri

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