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Berlin: Charité-Chef Motzkus stützt Wowereit

Im scharfen Streit um die Zukunft des Universitätsklinikums Benjamin Franklin (UKBF) erhält der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) jetzt Unterstützung aus der Charité. Deren Verwaltungsleiter Bernhard Motzkus, den die SPD-Fraktion bereits als Berater eingeladen hat, nennt die bislang geführte Debatte "nicht kompetent", "sie ist kaum noch zu ertragen".

Im scharfen Streit um die Zukunft des Universitätsklinikums Benjamin Franklin (UKBF) erhält der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) jetzt Unterstützung aus der Charité. Deren Verwaltungsleiter Bernhard Motzkus, den die SPD-Fraktion bereits als Berater eingeladen hat, nennt die bislang geführte Debatte "nicht kompetent", "sie ist kaum noch zu ertragen". Als Maßnahme zur Versachlichung der von ihm als einseitig beurteilten Schlacht um das Benjamin Franklin empfiehlt er deshalb die Einrichtung einer Expertengruppe. Die Umwandlung des UKBF indes, so Motzkus, sei aus seiner Sicht alternativlos. Wowereits Haltung könne man also nicht halsstarrig nennen, wie diesem vorgeworfen wird, sondern Wowereit gehe "den Weg der Vernunft".

Motzkus argumentiert mit der ohnehin bevorstehenden Reduzierung von Klinikbetten in der Stadt. "Es ist noch nicht abzusehen, wie viele gestrichen werden müssen, aber die Reduzierung kommt und wird erheblich sein", sagt Motzkus. Mit der bundesweiten Einführung der neuen "Diagnostic Relation Groups" (DRG), also der veränderten Abrechnungsmaßstäbe für Krankenhausbehandlungen, entstünden kürzere stationäre Verweildauern. Wenn es aber Reduzierungen geben müsse, dann gebe es vier Alternativen: die Reduzierung bei der Charité in Mitte, die beim UKBF, eine Aufteilung der Abstriche zwischen beiden und als Viertes - nichts tun. Eine Reduzierung am Charité-Standort in Wedding käme wegen der dort gerade investierten 1,5 Milliarden Mark nicht in Frage, sagt Motzkus. "Und ein Abbau der Betten auf jeweils 500 macht keinen Sinn", betont Motzkus, "mit 500 Betten kann man doch kein Universitätsklinikum betreiben." Diese Zahl reiche nicht aus, um alle medizinischen Bereiche zu gewährleisten. Deshalb müsse die Streichung an einem Standort umgesetzt werden.

Das beschriebene Problem verschärfe sich zudem noch. Denn nicht nur würde mit den Fallpauschalen künftig die Behandlung statt der Verweildauer bezahlt; und damit würden die Betten unrentabler. Auch werde nicht mehr jede Behandlung abgerechnet werden können. Denn Mehrfach-Erkrankungen würden, so Motzkus, nicht mehr adäquat erfasst und bezahlt. "Damit steigt doch das finanzielle Risikio der Kliniken - und damit das Haftungsrisiko des Landes", warnt der Charité-Chef. Alles spreche deshalb für die Zusammenführung der Hochschulmedizin an einer Stelle - wie es auch die Krankenkassen forderten. Und eines könne sich Berlin sicher nicht leisten: dass die Krankenkassen die Beiträge erhöhten und damit den Wirtschaftsstandort Berlin unattraktiver machten. Die Krankenkassen fordern schon länger eine Schließung eines der beiden Uniklinika. Sie hatten jedoch - im Gegensatz zu Charité-Vertreter Motzkus - auch eine Abwicklung der Charité nicht explizit ausgeschlossen.

Am morgigen Donnerstag wird der Regierende Bürgermeister im Abgeordnetenhaus zu den Abwicklungsplänen der Hochschulmedizin am UKBF Stellung beziehen. Die drei Oppositionsfraktionen CDU, FDP und Grüne bringen zudem eigene Anträge ein, in denen sie jeweils ein Abrücken von der Koalitionsplänen fordern.

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