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Vernissage der „Kiekste“-Ausstellung am 6. Februar.

© Jörg Farys

Checkpoint-Leserfotos in Berliner Galerie zu sehen: „Diese Ausstellung hebt Alltagsfotografie in Richtung Kunst“

Rund 80 Berlin-Liebhaber staunten bei der „Kiekste“-Ausstellungseröffnung in Charlottenburg. Einige schmunzelten, andere weinten – und ein Ur-Berliner fand Versöhnung mit seiner Stadt.

Stand:

Die Charlottenburger Galerie von „DasBild.Berlin“ war am Donnerstagabend bis auf den letzten Platz gefüllt. Rund 80 Leser des Newsletters „Checkpoint“ waren zur Eröffnung der „Kiekste“-Fotoausstellung gekommen und betrachteten die hier ausgestellten Schnappschüsse: einige urkomisch, andere kleine Kunstwerke, alle typisch Berlin. „Wir haben schon viele Ausstellungen gemacht, aber so voll war es noch nie“, sagt Galerist Axel Bahr.

Gezeigt werden an diesem Abend die schönsten von mehr als 2000 Leser-Fotos, die der „Checkpoint“ im vergangenen Jahr erhielt und von denen täglich eines unter der Rubrik „Kiekste“ im Newsletter und im gedruckten Tagesspiegel erschienen ist.

Checkpoint-Redakteurin Ann-Kathrin Hipp (rechts) und die stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels, Anke Myrrhe (links), eröffnen die bestens besuchte „Kiekste“-Vernissage.

© Jörg Farys

Jeden Monat hat die Redaktion, in Kooperation mit „DasBild.Berlin“, drei Gewinner-Fotos gekürt, die nun allesamt gerahmt und in der Galerie aufgehängt wurden.

Das Foto einer straßenkreuzenden Entenfamilie tut es Checkpoint-Leserin Ulli Schatz besonders an. „Berlin nimmt sich für nichts Zeit. Radfahrer werden plattgemacht. Aber wenn Enten über die Straße wollen, geht plötzlich alles“, sagt sie und lacht. „Das ist so richtig Berlin.“

Für diese Entenfamilie, beobachtet von Checkpoint-Leser Andreas Drexler, stand der Berliner Verkehr kurzzeitig still.

© Andreas Drexler

Auch der Enten-Fotograf ist an diesem Abend anwesend und erzählt, wie das Motiv zustande kam. „Das war am 1. Mai“, sagt Andreas Drexler. „Die Entenmutter wollte mit den Kleinen in den Volkspark Friedrichshain und hatte von roten Ampeln offenbar keine Ahnung.“ Kurzerhand hätten sich Menschen zusammengefunden, um die Watschelnden zu eskortieren, ein Taxifahrer stellte sich sogar quer.

Drexler wiederum gefällt von den 36 Exponaten vor allem der Berliner Dom, der im goldenen Morgenlicht durchaus dem Taj Mahal ähnelt. „Ich bin gebürtiger Berliner und hadere immer mal wieder mit dieser Stadt“, sagt Drexler. „Aber heute werde ich ein Stück weit mit ihr versöhnt.“

Ist es der Taj Mahal – oder doch der Berliner Dom? Eingefangen in den goldenen Morgenstunden von Jörg Farys.

© Jörg Farys

„Diese Schnappschüsse spiegeln das Berliner Lebensgefühl unglaublich gut wider – die Ruhe, die Poesie und den Ausdruck“, sagt auch Axel Bahr. Die tägliche Fotorubrik bringe die Skurrilität und Absurdität der Stadt ebenso zum Ausdruck wie ihre Schönheit. Und fasse damit in Bilder, was der Checkpoint täglich in Worte fasst.

Ein Höhepunkt des Abends ist für viele auch Checkpoint-Comic-Zeichnerin Naomi Fearn, die ein selbst geschriebenes Lied über die Ringbahn auf der Ukulele spielt.

Mit ihrem Ringbahn-Lied brachte Comic-Zeichnerin Naomi Fearn einige zum Lachen und rührte andere zu Tränen.

© Jörg Farys

Beim Vers „Die Frage zu mir oder zu dir / Entscheidet der Schienenersatzverkehr“ lacht der Raum schallend. Als sie über die Ringbahn-Mitfahrer singt, „Ein palästinensischer Vater/In Sorge um seinen Sohn/Eine jüdische Praktikantin/Die die Welt nicht mehr versteht“, verdrückt ein anwesender Mann eine Träne.

„Diese Ausstellung hebt Alltagsfotografie in Richtung Kunst“, sagt der Besucher Helge van Dornick begeistert. Sei es der Erdhaufen vor einer Berliner Platte, in den jemand mit Buchstaben „Hollywood“ geschrieben hat.

Berlin, wo Wohnträume auf Sand gebaut sind (Foto: Martina Winnig-Schiedel).

© Martina Winnig-Schiedel

Seien es die Rollatoren, die vor der Kneipe „Zum lustigen Alfons“ geparkt sind wie zwei Lamborghinis vor einem Casino.

Die zwei haben sicher einen Heidenspaß (Foto: Bernd Neff).

© Bernd Neff

Oder zwei Hunde, die sich aus einem Erdgeschossfenster lehnen und so ausdrucksstark auf die Straße blicken wie zwei Ur-Berliner. „Das sind Bilder, die man so nirgends finden würde.“

Schauen wie zwei Ur-Berliner. Und wurden dabei beobachtet von Checkpoint-Leserin Ursula Wollmann.

© Ursula Wollmann

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