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Eine Ampulle mit dem Impfstoff Nuvaxovid, der seit dem 28. Februar nun auch in Berlin verimpft wird.

© Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Update

Totimpfstoff jetzt auch in Berlin: Corona-Impfung mit Novavax seit Montag möglich

In anderen Bundesländern gab es den Totimpfstoff bereits seit Samstag. Nun zieht auch Berlin an zwei Standorten nach. Ein Impfzentrum hingegen hat ausgedient.

In Berlin starten an diesem Montag die Corona-Impfungen mit dem Präparat von Novavax. Es soll in den Impfstellen des Landes Berlin in Tegel und im Drive-in Lichtenberg zum Einsatz kommen. Nuvaxovid ist ein sogenannter Totimpfstoff. Er enthält keine Erbinformation wie mRNA oder DNA. In einigen Bundesländern waren Impfungen mit dem Stoff von Novavax bereits von Samstag an möglich.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte sich für den Einsatz dieses Präparats ab 18 Jahren ausgesprochen - mit zwei Dosen im Abstand von mindestens drei Wochen.

Termine für Impfungen in Berlin ab Montag (14 Uhr) sind den Angaben vom Freitag zufolge online über das Portal Doctolib buchbar.

Berlin erhält laut Gesundheitsverwaltung zunächst 63.000 Impfdosen von Novavax. Davon ist rund die Hälfte für die Impfstellen in Tegel und Lichtenberg vorgesehen. Die andere Hälfte verteilt sich auf andere Stellen wie Haus- und Facharztpraxen, Apotheken und die Berliner Krankenhäuser.

Ein Sprecher des Deutschen Rotem Kreuzes (DRK) sagte, allein im Impfzentrum Tegel hätten Interessierte für Montag ab 14 Uhr rund 200 Termine gebucht. Er sprach von einem vielversprechenden Start. Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin der Malteser, die die Drive-in-Impfstelle in Lichtenberg betreiben. Alle verfügbaren Termine für den ersten Impftag seien gebucht worden.

Impfskeptiker greifen zum „kleineren Übel“

Einer der Impflinge in Lichtenberg am Montagnachmittag ist David, mit vollem Namen möchte er nicht genannt werden. Er hat sich zur Erstimpfung mit dem Impfstoff Nuvaxovid entschieden. Als Mitarbeiter eines medizintechnologischen Unternehmens brauche er für die Fortführung seiner Arbeit einen Impfnachweis - sein Genesenen-Status laufe am nächsten Tag ab. „Weil ich meinen Job liebe, lasse ich mich trotz besseren Wissens impfen“, sagt der Mittdreißiger. Er glaube nicht daran, dass die Impfung ihn besser schützen werde. Der proteinbasierte Impfstoff des US-Herstellers Novavax sei im Vergleich zu den anderen Impfstoffen schlichtweg das „kleinere Übel“.

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Jörg Liebe hingegen habe keine grundsätzlichen Zweifel an dem Nutzen der Corona-Impfungen. Aber Liebe, der in der ambulanten Pflege arbeitet, hat große Angst vor den möglichen Folgewirkungen. Umso mehr, als dass er in seinem Leben noch nie eine Grippe-Impfung erhalten habe und sich vor einer starken Reaktion seines Körpers auf die Impfung fürchte.

Seiner Frau, Andrea Liebe, und der gemeinsamen Freundin Ramona Sommer geht es da ähnlich. Als Pflegekräfte in einer Senioren-WG haben die beiden allerdings auch große Sorge vor einem drohenden Arbeitsverlust. Ihr Impfstatus sei erst infolge der Ankündigung der berufsbezogenen Impfpflicht zum Problem geworden, der Arbeitgeber und ihr Arbeitsumfeld hätten vorher keinen Druck ausgeübt. Deswegen lassen sie sich heute mit Nuvaxovid impfen.

„Ohne den Totimpfstoff käme eine Impfung für uns nicht infrage“, sagen alle drei. Jörg Liebe hat seinen Impftermin erst am 18. März. Er wolle zunächst warten, wie die beiden Frauen die Impfung verkrafteten. „Damit einer aufpassen kann, falls was Schlimmes passiert“, sagt der 64-jährige.

Impfzentrum Messe schließt nach mehr als einem Jahr

Während mit dem Totimpfstoff von Novavax Neues beginnt, geht eine andere Impfgeschichte zu Ende: Das älteste Berliner Impfzentrum auf dem Messegelände hat ausgedient. Es war genau ein Jahr und 41 Tage im Auftrag des Senats in Betrieb und sollte am Montag gegen 17.30 Uhr endgültig seine Pforten schließen, wie die Malteser als Betreiber mitteilten.

Seit der Eröffnung am 18. Januar 2021 seien hier mehr als 900.000 Impfungen verabreicht worden. „Das bedeutet 900.000 mal Schutz und Hoffnung für jeden Einzelnen, den wir hier begleitet und betreut haben“, erklärte der Diözesangeschäftsführer der Berliner Malteser, Henric Maes. Die Hilfsorganisation sprach von einem „historischen Einsatz“.

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Weil die Nachfrage nach Corona-Impfungen nachgelassen hat und etwa zwei Drittel der Impfungen in Arztpraxen vorgenommen werden, hatte der Berliner Senat schon vor geraumer Zeit eine Reduzierung der vom Staat beauftragten Impfzentren beschlossen. Ab Dienstag sind noch vier davon in Betrieb: Es handelt sich um die Corona-Impfzentren ICC und Tegel sowie die Impfstellen in Lichtenberg an der Landsberger Allee und im Ring-Center an der Frankfurter Allee.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind aktuell 77,4 Prozent der Berliner Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona geimpft. Eine Grundimmunisierung, die in der Regel zwei Impfungen umfasst, haben 76,5 Prozent. 58,0 Prozent sind geboostert, haben sich also eine Auffrischungsimpfung geben lassen. (mit dpa)

Lisa Rakowitsch

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