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© Rainer Jensen/dpa

Update

Schlägerei in Berlin-Charlottenburg: CSU-Politiker: "Ich wartete vergeblich auf die Polizei"

Ein CSU-Politiker wird Zeuge eines Übergriffs in Berlin. Er rügt, Polizei und Retter hätten seinen Alarmruf ignoriert. Der Versuch einer Rekonstruktion.

Die Geschichte ist abenteuerlich, die Vorwürfe sind hart. Der Plot: ein CSU-Politiker in Spandau, eine wüste Schlägerei auf einer Restaurantterrasse, eine Polizei, die nicht zum Tatort kommt, und blutende Verletzte, die mit Taxis in Kliniken gefahren werden mussten, weil kein Krankenwagen kommt. Ja, doch: eine dramatische Geschichte.

Erzählt hat sie Erich Irlstorfer im „Schlossbräukeller“ in Bayern, vor 500 Zuhörern. Der Mann ist CSU-Bundespolitiker, sein Wort hat ein gewisses Gewicht. Am Tag darauf erschien sie wie oben beschrieben im „Münchner  Merkur“. Der Reporter zitiert den CSU-Politiker so: „Das sind Verhältnisse, die man politisch ändern kann“. Beim Thema Sicherheit könne man von Bayern sehr viel lernen. Applaus.

In Spandaus Politkreisen machte die Geschichte aus München schnell die Runde. „Hat irgendjemand davon gehört?“ Hatte niemand, aber das muss ja nichts heißen.

„Sechs bis sieben Männer mit Holzknüppeln“

Anruf im Büro des CSU-Politikers. Erich Irlstorfer berichtet, dass er den Bundestag am vergangenen Mittwochabend verlassen habe, mit dem Taxi durch Berlin fuhr und gegen 21.45 Uhr beim Italiener gegessen habe. Dieser befinde sich allerdings nicht in Spandau, sondern am Spandauer Damm in Westend, gleich gegenüber vom Schloss Charlottenburg. Eine prominente Ecke. Die Polizeiwache ist nur wenige hundert Meter entfernt.

Was geschah dann? Durch die Scheibe des Restaurants habe er plötzlich gesehen, wie „sechs bis sieben Männer mit Holzknüppeln“ auf Personen und Mobiliar einschlugen, erzählt er. Der Politiker habe zuerst versucht, die Schläger mit seinem Handy zu filmen, sich dann aber entschieden, lieber ein Versteck auf der Toilette zu finden. Dort habe er schließlich auch den Polizei-Notruf gewählt – und dann lange gewartet, bis jemand abnahm. „Ich kenne das anders.“ Am Telefon habe der Polizist immer wieder nach den Personalien gefragt. Erst auf den massiven Hinweis, dass er Bundestagsabgeordneter sei, habe die Polizei endlich einen Streifenwagen losgeschickt.

Er wartete "gefühlte 15 Minuten" vergeblich auf die Polizei

Irlstorfer sagt, er habe die Toilette daraufhin wieder verlassen, die Täter waren ja weg. Da habe er draußen einen Mann gesehen, der blutverschmiert in ein Taxi gestiegen sei. Im Lokal habe Irlstorfer gefragt, wo der Rettungswagen bleibe. Es seien keine Krankenwagen verfügbar, soll ihm daraufhin jemand geantwortet haben. Nach seinem Anruf bei der Polizei sollen „gefühlt“ 15 Minuten vergangen sein – als die Polizei nicht kam, sei er mit einem Taxi weggefahren.

Laut Polizei war eine Streife nach 6 Minuten am Einsatzort

Nach Recherchen des Tagesspiegels wurde an dem besagten Abend die Feuerwehr überhaupt nicht alarmiert. Die Polizei teilte auf Anfrage mit, am 28. Juni sei um 22.21 Uhr ein Notruf wegen einer Schlägerei vor einem Lokal am Spandauer Damm 23 eingegangen. Auf Grund der Tatsache, „dass die Beteiligten der Schlägerei bereits nicht mehr am Einsatzort waren und der Anrufer keine weiteren Informationen zum Sachverhalt übermitteln konnte“, seien die Voraussetzungen für eine Einsatzfahrt mit Blaulicht und Martinshorn nicht mehr gegeben gewesen. Dennoch habe die Streife den Ort des Geschehens knapp sechs Minuten nach dem Alarm erreicht.

Erich Irlstorfer sagt: Die Polizisten in Berlin seien „arme Teufel“ würden wegen der unterbesetzten Behörde einen „ganz, ganz schweren Job“ machen.

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