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Kuschel-Vegetarier. Meerschweinchen sind der Hit für viele Kinder. Aber sie haben auch ältere Fans, wie die große Ausstellung zeigt.
© picture alliance / dpa

Mega-Meerschweinchenschau: Das große Quieken

Die Meersäue kommen: Am ersten Oktoberwochenende laden ihre Liebhaber in Paaren/Glien zur Mega-Schau ein. Alle Raffinessen sind zu sehen – vom „US-Teddy“ bis zu den Rauhaardackeln unter den Schweinchen.

Schon Joachim Ringelnatz hatte ein Herz für Meerschweichen. Er sorgte sich um eines, das er in einem Kasten neben dem Klosett entdeckte. „Es sah mich bange an ... sann wohl hin und her, wagte sich dann heran und fragte mich: ,Wo ist das Meer‘“, reimte der Berliner Dichter in den zwanziger Jahren.

Den Atlantik oder Pazifik wird die stattliche Schar der Meerschweinchen aber kaum vermissen, die am Wochenende das Märkische Ausstellungs- und Freizeitzentrum (MAFZ) in Paare/Glien nördlich von Falkensee und Nauen bevölkert. Schließlich ist ihre Familie in den Pampas Südamerikas zu Hause – und hierzulande meist in Plastikställen oder Gartengehegen. Das Meer geriet in ihren Namen, weil Seefahrer sie nach Europa brachten. Danach machten die Schweinchen Karriere. Sie gehören nach jüngsten Umfragen zu den beliebtesten Kuscheltieren.

Plüsch, Rosetten, Angorafell - alles ist da

Auch deshalb gibt es den „Landesverband der Meerschweinchenfreunde Berlin, Brandenburg & Sachsen“. Am Sonnabend und Sonntag präsentieren dessen Mitglieder und Züchter mindestens so viele ihrer kleinen Quieker in der Ausstellungshalle des MAFZ, wie Paaren/Glien Einwohner hat: mehr als 500. Es ist eine der größten Meerschweinchenausstellungen Deutschlands und die vielfältigste der Region mit allen Raffinessen, die diese Mini-Kuschelvegetarier zu bieten haben: Stirnwirbel, lange oder gelockte Haare, Plüsch-, Rosetten- und Angorafell, Farbkombis von rosé bis schwarz gepunktet.

Karin Lettmair gehört zu den Aktiven des Verbandes. Sie züchtet in ihrem Garten in Friedrichshagen am Müggelsee die „Rauhaardackel unter den Meersäuen“, wie sie sagt. Offiziell heißen sie Rex-Meerschweinchen, eine Mutation, 1919 erstmals in England entdeckt. Jedes einzelne ihrer kurzen Fellhaare ist gezwirbelt, fasst sich kraus und fest an. Gut 35 „Rexe“ wuseln durchs Friedrichshagener Gehege, eine Zucht mit großen Zielen. Karin Lattmair stemmt sich gegen den „Modetrend zum US-Teddy-Meerschweinchen“. Das sind jene, die zwar auch ein kurzes, aber wesentlich softeres Schmusefell haben, zum Beispiel in Schoko-Gold-Weiß.

Sie gelten als tierische Sozialarbeiter

Was ist eigentlich so toll an den „Guinea Pigs“, wie sie die Briten nennen, weil die Tierchen bei ihnen bis 1816 meist für eine englische Guinee- oder Guinea-Goldmünze verkauft wurden? „Die haben eine lustige Sprache“, sagt Karin Lettmair. Pfeifen laut, eben wie Schweine, wenn das Futter naht; quieken oder gurren, wenn die Männchen auf Brautschau sind. Und sie entwickeln sich schnell zu Streichel-Kumpels, werden gar als „tierische Sozialarbeiter“ angepriesen – auch für einsame ältere Menschen – und sind im Kinderzimmer längst nicht so kratzbürstig wie ihre größten Konkurrenten, die Zwergkaninchen.

Gibt es in Paaren/Glien auch die Mega-Variante der Meersäue zu sehen? Also die sogenannten Riesenmeerschweinchen oder Cuyes, die in Peru auf dem Boden von Hütten oder in Farmen gemästet werden, bis zu drei Kilo wiegen und dort auf dem Speisezettel stehen? „Die sind zu scheu für unsere Liebhaberei“, sagen Experten. Aber Cuyes-Mixe, auf klein gezüchtet, werden gezeigt. Für den Verzehr sind die aber nicht gedacht.

Märkisches Freizeitzentrum Paaren im Glien, Gartenstraße 1–3, Sonnabend 10–18 Uhr; Sonntag 10–16 Uhr. Mehr Infos auf der Vereinsseite: www.mfd-berlin.de.

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