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Szenen einer Stadt. Das neue Pergamonpanorama wird den Alltag der antiken Metropole noch realistischer zeigen als sein Vorgänger von 2011.

© Simulation: promo asisi

Berlin-Mitte: Das Pergamon-Panorama kehrt nach Berlin zurück

Yadegar Asisis Pergamonprojekt kommt zurück nach Berlin. Das Kunstwerk soll noch realistischer und größer als die Version von 2011 sein.

Das Pergamonpanorama von Yadegar Asisi kehrt zurück nach Berlin – aktueller, schöner, größer als die Version von 2011, die ein Jahr lang im Ehrenhof des Pergamonmuseums 1,5 Millionen Besucher im Rahmen der Ausstellung „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“ in ihren Bann gezogen hatte. Damals gab es schon eine Idee, das Panorama nachzunutzen, da absehbar war, dass der Pergamonaltar 2014 geschlossen werden würde. Erst 2024 wird er wieder im Original zu besuchen sein.

Nun nähert sich gegenüber dem Bode-Museum das temporäre Ausstellungsgebäude „Pergamonmuseum. Das Panorama“ nach einer städtebaulichen Idee von Yadegar Asisi und einem Entwurf von spreeformat architekten GmbH seiner Vollendung: Ein 108 Meter langer und 14,50 Meter breiter Riegel nimmt etwa 80 bedeutende Kunstwerke, Reliefs Skulpturen und einige Mosaike aus der Pergamonsammlung auf.

Dieses Mal wird das Panorama den Riegel in der Mitte schneiden, sodass die Besucher auf ihrem Rundgang erst von einer Gruppe Bewohner Pergamons in Form der mächtigen „Gewandskulpturen“ empfangen werden, bevor dann der Aufstieg zum Panorama beginnt. Yadegar Asisi und Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung, gaben in der Rotunde des Alten Museums einen ersten Ausblick. Übrigens wurden in der Rotunde die Reliefplatten des Frieses 1878 zum ersten Mal präsentiert, bis sie dann von 1901 bis 1908 in einem provisorischen Gebäude am Ort des heutigen Pergamonmuseums ausgestellt wurden. Pergamon und temporäre Lösungen – das zieht sich wohl wie ein roter Faden durch die Ausstellungsgeschichte.

Türsteher. Diese Gewandstatuen werden die Besucher empfangen.
Türsteher. Diese Gewandstatuen werden die Besucher empfangen.

© Simulation: promo asisi

Dieses Mal wird alles anders

Aber dieses Mal wird alles anders: Konnte man 2011 noch zwischen dem Panorama und der Ausstellung wählen und somit unter Umständen einen Teil verpassen, zwingt jetzt die Architektur beide Elemente – die Kunst Yadegar Aisis und die Spitzenobjekte der Antikensammlung – zusammen. Das Panorama ist nun in den Rundgang in der Mitte des Baus integriert. Das neue Bild ist 104 Meter lang, 30 Meter hoch. Die gegenüber 2011 gewonnenen sechs Meter an Höhe kommen nun dem dramatischen Himmel zugute, sagt Asisi. „Als ich damals das Projekt beendet hatte, war es malerisch noch nicht so, wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte“, so Asisi, „es fehlte einfach die Zeit, noch mehr mit Licht und Schatten zu arbeiten. Das ist jetzt gelungen.“

Auch gab es hier und da wissenschaftliche Kritik, aber inzwischen ist die Forschung auch vorangeschritten und hat neue Erkenntnisse gerade für die Wohnbebauung gewonnen. In enger Abstimmung mit den Archäologen des Museums hat Asisi die Architektur hier und da nach Forschungen des Deutschen Archäologischen Instituts und der Antikensammlung korrigiert und mit 40 neuen Szenen das Alltagsleben in dieser rund 40 000 Einwohner zählenden antiken Metropole um 129 nach Christus neu dargestellt. „Der Pergamonaltar ist kein Kleinod, sondern ein Großod. Hier wurde Hunderte von Tieren geopfert und geschlachtet“, erzählt er. „Das ist ein martialisches Thema. Wenn Sie das auf dem Bild sehen, nehmen sie den Pergamonaltar ganz anders wahr.“

Die Magie der Bilder

Auch das Dionysos-Fest, das es schon 2011 zu sehen gab, müsse man sich eher als „wilde Party“ vorstellen. Gezeigt werden jetzt aber auch Szenen von Armut und Sklaverei. In Absprache mit den Wissenschaftlern hat Asisi den Nordfries in einer neun Meter langen Zeichnung rekonstruiert, die im Panoramaraum zu sehen sein wird, ebenso wie einige Skulpturen, die sich dann auch wieder auf dem Bild finden.

Der Beobachtungsturm hat dieses Mal drei Ebenen, sodass mehr Menschen sich in das Bild vertiefen können. Und jetzt wird es auch einen Aufzug geben, um zu den einzelnen Plattformen zu gelangen und das Panorama mit seinen Tag- und Nachtsimulationen und einem neuen Soundtrack von Eric Babak zu genießen.

Aber das Interimsmuseum wird gegenüber 2011 noch mehr bieten. Der Telephos-Fries wird in einer zwölf mal neun Meter großen Box mit aufwendiger Lichtgestaltung neu in Szene gesetzt. Am Ende des Gebäuderiegels wartet eine 13 mal sieben Meter große Videoprojektion auf den Besucher, vor der er 15 Minuten verweilen kann. „Die Leute verstehen den Altar im Museum nicht, trotz aller Pläne und Modelle“, sagt Asisi und verspricht eine geniale Lösung. Zunächst sieht man den weißen Altar im Museum. Dann dreht er sich, und plötzlich fallen die Museumswände weg, der Betrachter schwebt scheinbar in die Höhe und es weitet sich der Blick auf den Altar auf dem Burgberg. Die Landschaft wird erkennbar und sofort versteht man das Gebäude. Und dann verwandelt sich die Simulation wieder in das Objekt im Museum. „Die Bilder entwickeln eine Magie, es wird eine Raum-Zeit-Projektion und die 15 Minuten vergehen wie im Fluge, das verspreche ich Ihnen“, sagt Asisi. Nach den Sommerferien ist mit der Eröffnung dieses spektakulären Interimsmuseums zu rechnen, das bis 2024 geöffnet sein wird. Weitere Kooperationen sind nicht ausgeschlossen.

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