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Neue geschützte Radwege auf dem Tempelhofer Damm.

© IMAGO/Andreas Friedrichs

„Dauerhafte Störung des Straßenbildes“: Senats-Experten empfehlen weniger Poller und mehr Tempo 30 auf Berlins Straßen

Der Anblick zugepollerter Straßen stört viele Berliner. Auch ein Expertengremium des Senats plädiert dafür, den Einsatz der Pfosten zu reduzieren. Doch dafür müssten auch Autos Platz abgeben, fordern sie.

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Poller und Protektionsschwellen in allen Formen und Farben: Zum Schutz von Radfahrern ist auf Berlins Straßen ein wahrer Wildwuchs unterschiedlicher Bauteile zu sehen. Geht es nach einem Expertengremium des Senats, soll damit künftig Schluss sein. Radfahrer sollen im Straßenverkehr künftig mehr Schutz dadurch erfahren, dass es weniger Platz für Autos und mehr Tempo-30-Zonen gibt – und nicht vorrangig durch Poller.

Zu diesem Schluss kommt der vom Land eingesetzte „Gestaltungsbeirat öffentliche Räume Berlin“. In seiner Sitzung am 12. Juli hat er dazu Empfehlungen erarbeitet, wie es künftig besser gehen könnte, wie die Senatsverkehrsverwaltung am Donnerstag in einer Mitteilung bekannt gab.

Poller dürfen das Straßenbild nicht dauerhaft stören

Zwar erhöhten Poller an Radwegen die Sicherheit für Radfahrer. „Diese Vorteile dürfen aber nicht zu einer dauerhaften Störung des Straßenbildes führen“, heißt es in den Ausführungen des Gremiums.

Ergänzend ist die Reduzierung des fließenden und ruhenden Autoverkehrs anzustreben.

Gestaltungsbeirat Öffentliche Räume Berlin zu Maßnahmen für mehr Schutz von Radfahrern

Die Experten empfehlen daher die Erprobung von zusätzlichen Tempo-30-Bereichen. „Dadurch können Konflikte entschärft und die Installation von störenden Protektionselementen vermieden werden“, schreibt die Senatsverkehrsverwaltung in der Mitteilung. „Ergänzend ist die Reduzierung des fließenden und ruhenden Autoverkehrs anzustreben.“ Also: weniger fahrende und parkende Autos.

Komplett auf Poller verzichten müssten Senat und Bezirke bei ihrer Radwegeplanung deshalb jedoch nicht. Sie stellten immerhin die für alle sichtbare „Markierung eines Wandlungsprozesses, den Veränderungswillen und Ernsthaftigkeit im Umgang mit dem Radverkehr“, dar.

Poller und andere Protektionselemente sollten allerdings nur noch provisorisch und nicht dauerhaft eingesetzt werden, empfehlen die Experten. Alle ein oder zwei Jahre müsse zudem überprüft werden, ob die Poller an den betroffenen Straßen noch notwendig sind.

Jenseits der Poller-Thematik wünschen sich die Mitglieder des Gremiums eine grundsätzliche Neuausrichtung der Berliner Verkehrspolitik. Es brauche ein zukunftsfähiges Zielbild für die großen Straßen der Stadt.

„Darin enthalten ist ein dauerhafter Umbau des Straßenraums, der sowohl dem Rad- und Fußverkehr als auch der Klimaanpassung Rechnung trägt. Dies lässt sich über eine Anpassung des Straßenprofils, über das Etablieren von Fahrradstraßen oder Verkehrsmischflächen erreichen“, heißt es in der Mitteilung der Senatsverkehrsverwaltung.

Der Gestaltungsbeirat öffentliche Räume Berlin ist ein unabhängiges Expertengremium, das 2020 eingesetzt wurde, um Land und Bezirke in Gestaltungsfragen für Straßen und Freiräume in Berlin zu beraten. Mitglieder sind der Verkehrsplaner Martin Haag, die Landschaftsarchitekten Marianne Mommsen und Norbert Kühn, die Verkehrsforscherin Barbara Lenz, die Stadtplanerin Isabel Mayer sowie der Architekt Cyrus Zahiri.

Vorsitzende der Runde ist Umweltstaatssekretärin Britta Behrendt (CDU). An der Sitzung in der vergangenen Woche nahmen zudem Mittes Verkehrsstadtrat Christopher Schriner und sein Amtskollege aus Charlottenburg-Wilmersdorf, Oliver Schruoffeneger (beide Grüne), teil.

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