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In diesen Hallen wurden im Ersten Weltkrieg Flugzeuge für die Luftwaffe gebaut.

© Thomas Loy

Denkmalgeschützte Hallen in Berlin-Johannisthal: Kulturerbenetz fordert Stopp des Bebauungsplans

Um Platz für ein neues Stadtquartier zu machen, sollen auf dem ehemaligen Flugfeld mehrere alte Gebäude abgerissen werden. Denkmalschützer schlagen Alarm.

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Wenn in Berlin ein großes Bauprojekt geplant ist, kommt es fast immer zu Streit: Die unterschiedlichen Interessen von Investoren und Anwohnerinnen und Anwohnern lassen sich nicht immer leicht unter einen Hut bringen. Im Falle des ehemaligen Flugfelds in Johannisthal kommt noch eine weitere Gruppe ins Spiel: All jene, die sich für historische Bauten interessieren und nicht damit einverstanden sind, dass die denkmalgeschützten Gebäude vor Ort abgerissen werden sollen.

„Ich bin seit Jahren mit dem Kulturerbenetz für einen wertschätzenden und nachhaltigen Umgang mit dem industriekulturellen Stadtquartier Flugplatz Johannisthal engagiert und beschämt über die Geschichtsvergessenheit der derzeitigen Planungen“, schreibt Architekt Karsten Feucht in einer Stellungnahme an den Tagesspiegel. Der Berliner Senat will das Areal am Segelfliegerdamm mit 1800 Wohnungen bebauen, auch Gewerbeeinheiten, Grünflächen und Spielplätze sind eingeplant. Dafür müssten einige der Bauten, die an die Nutzung als Flugplatz erinnern, weichen.

„Kein Mensch ist gegen Wohnungsbau“, schreibt Feucht weiter. „Aber der Abriss der imposanten Flugzeughallen ist weder nötig noch nachhaltig. Man stelle sich den Aufschrei vor, wenn ein Bebauungsplan den Abriss der Portalruine des ehemaligen Anhalter Bahnhofs vorsähe, nur um auf dem Areal dahinter Wohnungen zu bauen. Jeder würde sagen, dass sie als identitätsstiftendes Merkmal in das neue Quartier integriert werden muss.“ In Adlershof sei es außerdem gelungen, ein Zukunftsquartier zu entwickeln, ohne die historischen Gebäude abzureißen.

Hallen sind in schlechtem Zustand

In Johannisthal ist die Rede von insgesamt 15 Hallen, zwei davon sind bereits über 100 Jahre alt. Einige seien nach Bränden eingestürzt, andere hätten keine tragfähige Decke mehr oder seien allgemein in einem so schlechten Zustand, dass eine Sanierung nicht möglich sei, antwortete die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung im August auf die Anfrage der Linken-Abgeordneten Katalin Gennburg.

Kein Mensch ist gegen Wohnungsbau. Aber der Abriss der imposanten Flugzeughallen ist weder nötig noch nachhaltig.

Karsten Feucht, Architekt

Zwar ist die Halle vier in der Liste Berliner Denkmäler eingetragen, doch hat die Denkmalschutzbehörde keine Einwände gegen den Abriss. An Stelle der alten Halle ist ein Neubau mit ähnlichen Umrissen geplant. „Das ist nicht zeitgemäß und hält keiner kritischen Betrachtung im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung stand“, sagt Karsten Feucht.

Um noch vor der Wahlwiederholung zu einer Entscheidung über das Vorhaben in Johannisthal zu kommen, muss der Berliner Stadtentwicklungsausschuss vermutlich eine Sondersitzung einberufen. Stimmen dann alle Fraktionen der Koalition zu, steht die Mehrheit und das Abgeordnetenhaus kann den Bebauungsplan für das Gelände verabschieden – und die alten Hallen fallen.

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