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Für Martin Hossbach ist die Aktion auch ein Statement, um Musik und ihre Erschafferinnen ernst zu nehmen.

© Josie Snucky

Der Berliner Musik-Kurier: Label-Chef liefert Schallplatten per Fahrrad

Schallplatten- und Musikläden haben derzeit geschlossen. Label-Chef Martin Hossbach bringt die Musik jetzt einfach selbst bis zur Wohnungstür – und sieht das auch als Statement. 

In Berlin liefert der Label-Chef die Schallplatten noch persönlich. Um eine Künstlerin zu unterstützen, stieg Martin Hossbach zu Beginn der Corona-Pandemie im März auf’s Rad. 

Er lieferte die Schallplatte der Sängerin Tara Nome Doyle den Kundinnen und Kunden bis zur Wohnungstür, persönlich signiert. 

Nun, zum erneuten Lockdown, die Neuauflage: Kurz vor Weihnachten liefert Hossbach wieder mit dem Fahrrad die Werke verschiedener Musiker seines Labels aus.

Martin Hossbach lebt gewissermaßen für Musik: Nach der Lehre beim Label Universal Music arbeitete er unter anderem als Kurator bei Festivals wie dem Berliner „Pop-Kultur“ und für das Berghain, rezensierte Platten als Musikjournalist und gab ein Buch über die Band Tocotronic heraus. 

Seit 2004 berät er Berliner Filmemacherinnen und -macher von Maren Ade („Toni Erdmann“) bis Ulrich Köhler („Schlafkrankheit“) bei der Auswahl der passenden Filmmusik, seit 2012 hat er sein eigenes Label.

„Ich bin so Indie, wie man nur sein kann“

Die Idee zum Schallplatten-Fahrradkurier hatte Hossbach, als er im Frühjahr die Aktionen von Restaurants beobachtete. Die Idee hänge natürlich auch damit zusammen, dass sein Label ein Ein-Personen-Betrieb sei: „Ich komme zwar aus der Major-Label-Welt, bin jetzt aber so Indie, wie man nur sein kann, und zwar alleine“, sagt er.

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Daher könne er derartige Ideen auch einfach umsetzen. „Ich habe einfach gepokert, dass die Menschen das möglicherweise charmant finden, wenn der Typ, dem das Label gehört, seine Musik auch noch persönlich verkauft“, sagt er. 

Bisher komme die Aktion gut an: Im Frühjahr habe er rund 50 Platten ausgeliefert, sagt Hossbach, auch jetzt gehen bereits die ersten Bestellungen ein.

Dass er mit der Idee nicht reich wird, ist ihm klar: Die Einnahmen gehen zu 100 Prozent an die Musiker, ihm selbst geht es um die körperliche Betätigung – und ein Statement, Musik und ihre Erschafferinnen ernst zu nehmen. 

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„Für mich ist Musik die größte Kunstform, die es gibt, weil sie so emotional, so wahnsinnig direkt funktioniert“, sagt Hossbach. Deswegen auch das Medium Schallplatte: Klar sei digitale Musik praktischer und auch der Interessentenkreis sei bei Platten vorwiegend auf, seiner Erfahrung nach, Männer einer bestimmten Altersgruppe begrenzt – zu der er sich auch selbst zählt.

Aber Schallplatten sind gewissermaßen auch ein Symbol für die Wertschätzung liebevoll gepresster Melodien. „Ich fahre eben keine Lebensmittel aus, ich fahre Musik aus. Das hat ja auch was romantisch-idealistisches“, sagt Martin Hossbach.

Bestellungen nimmt Hossbach bis Montag, 21. Dezember, 12 Uhr per Mail an bike@martinhossbach.com entgegen, und liefert anschließend am 22. und 23. Dezember aus. Mehr Infos gibt es unter instagram.com/martinhossbach.

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